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„Leute haben die Schnauze voll“Konzept für 11.11. in Köln steht – Anwohner kritisieren Uniwiesen-Plan

Lesezeit 4 Minuten
Der Sessionsauftakt auf der Uniwiese am 11.11.2023

Im vergangenen Jahr war die Uniwiese am 11.11. schnell gefüllt.

Wieder wird die Uniwiese zur Ausweichfläche für die Feiernden. Das frustriert die Anwohner, doch es gibt Hoffnung auf eine Alternative.

Er wollte nichts schönreden, stellte Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer gleich zu Beginn fest. „Wir wissen, mit wie vielen Einschränkungen der 11.11. für Sie verbunden ist und wir sind bemüht, die Belastungen so gering wie möglich zu halten.“ Und doch ist das Sicherheitskonzept für den Sessionsauftakt, das Mayer am Dienstagabend im Veedelsbeirat Kwartier Latäng den Anwohnerinnen und Anwohnern vorstellte, in weiten Teilen das gleiche, gegen das sich große Teile des Veedels seit Jahren wehren.

Weil der 11.11. dieses Jahr nicht auf einen Samstag, sondern auf einen Montag fällt, rechnet Mayer zwar mit einem geringeren Andrang als im vergangenen Jahr. Trotzdem wird die Fläche rund um die Zülpicher Straße gesperrt, wieder werden zehntausende feiernde Jugendliche erwartet. Ist dieser Bereich wie in den Vorjahren voll, sperrt die Stadt ihn und verweist die Menschen auf die südlich gelegene Uniwiese. Sie hat sich in den vergangenen Jahren als Ausweichfläche etabliert, obwohl Umweltschützer das stark kritisieren. Schon Anfang Oktober berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Pläne.

„Täglich grüßt das Murmeltier“, kommentiert Michael Neumann von der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz das Konzept. Es sei „nicht viel besser als im vergangenen Jahr. Kein Drama, aber auch keine Verbesserung.“ Und damit gibt es auch für die Anwohnerinnen und Anwohner rund um die Zülpicher Straße nur wenig Aussicht auf Verbesserung.

Uniwiesen ohne DJ und Alkoholausschank

Mayer verteidigte die Entscheidung vor dem Veedelsbeirat: „Ich weiß, dass viele fordern, dass die Grünflächen nicht mehr genutzt werden. Wir suchen nach Alternativen, aber im Moment sind die Uniwiesen noch unverzichtbar.“ Immerhin: Auf der Ausweichfläche soll es dieses Jahr keinen Alkoholausschank und keinen DJ mehr geben. Außerdem wird die Ausweichfläche um rund 15 Prozent verkleinert. Rund 1000 Sicherheitsdienstleister werden im Einsatz sein, auch die Synagoge an der Roonstraße wird erneut besonders geschützt.

Am 11.11.2024 wird ein kleinerer Teil als Ausweichfläche abgesperrt.

Rot markiert ist die verkleinerte Ausweichfläche.

Kein DJ und kein Alkoholausschank auf der Uniwiese: Markus Vogt nennt das einen „marginalen Fortschritt.“ Er betreibt zwei Kneipen im Zülpicher Viertel („Kwartier“ und „Soylent Green“), lebt dort seit 48 Jahren. Aus seiner Sicht dürfe man die Uniwiese – wenn man sie denn nutzt – am 11.11. nicht attraktiver machen als nötig: „Keine Musik, kein Getränkeverkauf, einfach nur eine reine Ausweichfläche.“

Die Stadt habe das wohl eingesehen, sagt er. Aber: „Das hätte man vor sieben Jahren schon machen müssen. Jetzt hat man die Geister, die man rief.“ Aus der Sicht von Vogt erfüllt die Uniwiese nicht den Zweck, den sie erfüllen soll. Statt den Andrang auf der Zülpicher Straße zu entlasten, habe sich dort parallel zur Zülpicher Straße „ein Festivalbetrieb, den man nicht so nennt“ entwickelt. Die Uniwiese würde noch mehr Feiernde ins Kwartier Latäng locken, statt den Andrang auf die Zülpicher Straße einzudämmen.

Viele Anwohner sind leidgeprüft – und frustriert

Doch nicht nur die Feiernden und ihre Hinterlassenschaften rauben den Anwohnern die Nerven. Der Ärger geht schon in den Tagen vor dem 11.11. los, wie Michael Neumann von der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz berichtet. Nämlich dann, wenn die im Sicherheitskonzept vorgesehenen Absperrungen aufgebaut werden – auch in der Nacht und am Wochenende. Am 11.11. selbst fühlten sich die Anwohner dann fast, als wären sie eingesperrt. „Das Viertel ist komplett abgeriegelt, man kommt nur bedingt zur Kita oder zur Arbeit.“

„Die Menschen sind leidgeprüft angesichts dessen, was hier seit Jahren passiert“, brachte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke den Frust Neumanns und vieler Anwesender bei der Sitzung des Veedelsbeirats auf den Punkt. „Aggressivität, Alkoholkonsum von 14-Jährigen und die Belastung der Bevölkerung – es gilt Alternativen zu suchen. Die Leute haben die Schnauze voll.“

Alternativen zur Uniwiese: Stadt erweitert den Radius

Mayer versicherte, dass man genau das mit Nachdruck tut – und dabei den Radius deutlich erweitert hat. Bislang war es eines der wichtigsten Kriterien, dass die mögliche Entlastungsfläche fußläufig von der Zülpicher Straße zu erreichen ist. Dieses Kriterium gibt es nicht mehr.

Hupke zeigte sich nach dieser Ankündigung vorsichtig optimistisch: „Zum ersten Mal hat ein Amtsleiter davon gesprochen, dass auch in anderen Bezirken nach Alternativflächen gesucht wird. Ich hoffe, dass eine solche Fläche möglichst schnell gefunden wird.“