Prinz, Jungfrau und BauerDas Kölner Dreigestirn gibt private Einblicke
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Köln – Sie sind schon etwas ganz Besonderes, denn ein Dreigestirn für zwei Jahre hat es in der bald 200-jährigen Geschichte des Kölner Karnevals noch nie gegeben. Wie in der vergangen Session treten die drei Mitglieder der Altstädter, Sven Oleff (45) als Prinz Sven I., Gereon Glasemacher (33) als Bauer Gereon und Björn Braun (38) als Jungfrau Gerdemie an – nur leider nicht am 11.11. bei der Sessionseröffnung.
Kurz zuvor gab es schlechte Nachrichten für den diesjährigen Prinzen: Oleff ist bei einem routinemäßigen Corona-Test positiv auf das Virus getestet worden. Der zweifach geimpfte Kölner hat keine Symptome, so richtig gut fühlt er sich aber trotzdem nicht. Er appelliert an die Jecken, sich impfen zu lassen und verfolgt das Geschehen von seinem heimischen Sofa aus. Der PCR-Test seiner Dreigestirn-Kollegen fiel negativ aus, dennoch entschied sich das Trio alle Auftritte rund um die Sessionseröffnung abzusagen.
Der Kölner Prinz kocht für seine Familie
Privat und beruflich hat sich bei Sven Oleff nicht viel verändert. Nur Tochter Carlotta (4) sei ein Jahr älter geworden. Er lebt mit der Familie in einem Neubaugebiet im Kölner Norden und leitet das familieneigene Sanitär- und Heizungs-Unternehmen. Während in seiner ersten Prinzen-Zeit noch Zeit blieb, morgens mal in den Betrieb zu fahren, sieht das in der anstehenden Session wohl etwas anders aus. Da will ihn Ehefrau Isabel „unterstützen und ihm den Rücken frei halten“.
Das Ehepaar hat sich im Karneval kennen- und lieben gelernt – bei der „kölschen Woche“ in Hintertux. Zudem tanzten beide bei den Rheinveilchen und Kölsch Hännes’chen, wo er fünf Jahre das Hänneschen verkörperte. Seit er zu den Altstädtern wechselte, ist sie bei den Colombinen aktiv. Der Prinz kocht ab und an – am besten Spaghetti Bolognese und Omas Hühnersuppe. Für richtige Hobbys bleibe einem jungen Familienvater und Unternehmer, der im Karneval engagiert ist, nicht viel Zeit. Oleff: „Ab und zu schnappe ich mal mein Fahrrad und fahre durch die Felder. Gerne gehe ich zum FC und gelegentlich spiele ich Golf.“
Die Jungfrau behält die Brille an
Mit zwei kleinen Kindern in einem Haus im Kölner Westen – dem dreijährigen, äußerst lebhaften Konstantin und dem vor einem Jahr geborenen Jonathan – hat sich nun auch die Zahl der Babysitter erhöht. „Beide Großeltern leben in Köln“, sagt Björn Braun, der als Rechtsanwalt einer angesehenen Kölner Sozietät angehört. Ehefrau Maike ist ebenfalls als Anwältin tätig. An gemeinsame Kneipen- und Kinobesuche sei vorläufig nicht zu denken. Es bleibe nicht viel Zeit für Hobbys, heißt es. Aber: „Wir spielen gerne Tennis.“
Als Jungfrau nennt sich Braun, der aus dem Tanzkorps der Altstädter kommt und im Vorstand des rot-grünen Traditionskorps inzwischen zum Schriftführer aufgestiegen ist, auch in seiner zweiten Runde weiterhin Gerdemie. Der Name ist eine Hommage an Gerdemie Basseng: Das Tanzmariechen der Altstädter war in den 60er Jahren die erste, die mit Hebefiguren auftrat. Im Ornat trägt Braun weiterhin eine Brille und keine Kontaktlinsen. Aber für die Gerdemie hat er sich – anders als im Alltag - mit seiner Frau etwas Filigranes ausgesucht: „Wegen der weiblichen Eitelkeit.“
Der Bauer freut sich auf Nachwuchs
Die Monate im Homeoffice sind vorbei. „Es geht wieder hin zu Kunden, man trifft sich auch wieder mit Kollegen“, sagt Gereon Glasemacher, der als Wirtschaftspsychologe in Beratung und Verkauf für einen großen Software-Konzern arbeitet. Mit Frau Ann-Kathrin, Geschäftsführerin einer Personalberatung im Gesundheitswesen, lebt er seit sieben Jahren in Nippes. Doch Veränderungen stehen an. Im April erwarten die beiden, die sich im Studium kennengelernt haben, Nachwuchs und wissen: „Es wird ein kleiner Bauer“. Das Kinderzimmer ist schon in Grau und Weiß gestrichen.
Trotz Schwangerschaft („Ich bin ja nicht krank“) will sie bei vielen Terminen dabei sein und im Zoch auf dem Wagen mitfahren. Für den Bauern sind die Altstädter die dritte karnevalistische Station. Mit fünf Jahren kam er zur Kindergruppe der Blauen Funken, zwölf Jahre später tanzte er einige Jahre bei den Goldenen Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde. Fit hält er sich mit Laufen und Kraftsport – sechsmal die Woche. „Die Laufschuhe sind auch immer im Gepäck, wenn ich beruflich deutschlandweit unterwegs bin.“