Köln – Die Stadt Köln und die Jecken waren auf Karneval vorbereitet – dann kam in der Nacht die Meldung über den Angriff Russlands auf die Ukraine. Viele Feiernde zeigten sich verunsichert, wie sie damit umgehen sollen: Trotzdem feiern oder aus Respekt verzichten? Nachdem das Festkomitee Kölner Karneval anfangs noch an den Rosenmontags-Feierlichkeiten festhalten wollte, reagierte man am frühen Nachmittag dann doch auf die Lage und sagte den Zug im Stadion ab.
Auf der Zülpicher Straße hatten sich ab dem Morgen vor allem viele junge Leute versammelt. Doch es war merklich weniger los als am 11. November, als sich an der Feierfreudigkeit inmitten der Corona-Pandemie große Proteststürme entfacht hatte.
Kölner Jecken feierten verhaltener als am 11.11.
Nach Beobachtung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ waren die Jecken am Donnerstag von Beginn an verhaltener als im November – teilweise wegen des Kriegsausbruchs, aber wohl auch aus Vorsicht wegen der grassierenden Omikron-Virus-Variante.
Dennoch lösten die ersten Reaktionen des Festkomitee Kölner Karneval und der Oberbürgermeisterin innerhalb und außerhalb der Stadt Verwunderung aus. „Mir ist wirklich nicht zum Feiern zumute, aber weder ich noch das Festkomitee können und wollen den Karneval absagen“, hatte Henriette Reker bei einem Empfang im Rathaus gesagt.
Kölner Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn äußert sich
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zunächst: „Nach zwei Jahren Pandemie ist die Sehnsucht danach sehr groß und das Absagen mit so kurzem Vorlauf rein organisatorisch auch gar nicht möglich.“ Am Nachmittag erfolgte dann jedoch die Absage des Rosenmontagszug.
Der Berliner Lyriker Max Czollek hatte am Mittag kommentiert, dass er „Köln uns seinen Karneval glaub ich nie verstehen“ werde. Der Grünen-Politiker Ali Bas, bis 2017 im nordrhein-westfälischen Landtag, beklagte: „Erst Schweigeminute, dann Trallala und Hopsassa“ mit Anspielung auf die Schweigeminute, die es zu Auftakt des Straßenkarnevals im Rathaus gegeben hatte.
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Der Comedian und Moderator Aurel Mertz sagte, dass Karneval Nebensache sei. „Ich weiß nicht mal ob es Sinn macht sich jetzt über einen stattfindenden Karneval aufzuregen. Nicht, dass irgendwem zum Feiern zumute sein sollte, aber die Diskussion kostet Energie und der Horror dieser Tragödie holt alle schnell genug wieder ein“, so seine Position.
„Das Hirn aus der Birne saufen“
Die Kölner Hip-Hop-Gruppe OK Kid, zeigte sich entsetzt vom Verhalten vieler Feiernder. „Unerklärlich wie sich jetzt vor unserer Haustür in Köln tausende Menschen die Pappnase aufziehen, freudig Schunkeln, sich das Hirn aus der Birne saufen und so tun als wäre nichts“, schrieb die Band am späten Mittag.
Der Rettungssanitäter und Moderator Tobias Schlegl äußerte sich so: „Ich als Kölner schäme mich zutiefst, dass der Karneval in Köln heute laut „Festkomitee“ stattfinden soll.“
Die Bundestagsabgeordnete Nina Stahr kommentierte bei Twitter: „Ich fasse es nicht … Wenn schon Corona nicht reicht - an einem Tag wie heute kann man nicht ernsthaft Karneval feiern!“