Die Roten Funken haben am Mittwochabend das erste Kölner Karnevalslied aus dem Jahr 1823 gesungen. Das Lied ist bislang kaum bekannt.
200 Jahre altWarum das erste Kölner Karnevalslied auf hochdeutsch war
Karneval ohne Lieder, das ist wie Köln ohne Dom – es fehlt etwas. Vor 200 Jahren, als der erste Rosenmontagszug durch Köln ziehen sollte, war nicht nur der Dom noch eine Baustelle, auch Karnevalslieder mussten erst noch geschrieben werden. Das Erste soll der deutsche Dichter Christian Samuel Schier auf die sogenannte Kölner Melodie (im Original: Cölner Melodie) getextet haben.
Im Rahmen der Buchvorstellung von Lorenz Stassens Roman „Rosenmontag“ am Mittwochabend haben die Roten Funken das Lied durch ihren neu gegründeten Chor zum Leben erweckt. „Eine kleine Weltpremiere“, sagt Stassen.
Erstes Kölner Karnevalslied als Hymne auf den „Held Karneval“
Eines fällt sofort auf: Die Kölner Melodie unterscheidet sich nicht nur melodisch von den modernen Hits der Höhner, Bläck Fööss und Co., das erste Karnevalslied ist auf Hochdeutsch. Das ist dem Verfasser geschuldet, denn Christian Samuel Schier war überhaupt kein Kölner, sondern 1791 in Erfurt geboren. 1820 zog er nach Köln und dichtete die Hymne auf den sogenannten „Held Karneval“.
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Einen Prinzen wie heute im Dreigestirn durfte es damals noch nicht geben, zu groß die Ehrfurcht vor den Obrigkeiten. Schier war damals Teil des „Festordnenden Comités“, das heutzutage das Festkomitee Kölner Karneval ist, und trug daher maßgeblich zum neuen Kölner Karneval ab 1823 bei.
Der Dichter starb bereits im Dezember 1824 und wurde auf dem Melatenfriedhof bestattet, in der Nähe seiner Freunde und ebenfalls wichtigen Kölner Persönlichkeiten Heinrich von Wittgenstein, Marcus Dumont und Matthias DeNoël.
Den Text des Liedes fand Autor und Roter Funk Lorenz Stassen in historischen Büchern, die Melodie steuerte Wolfgang Oelsner, Experte in der Historie des Karnevals und der Stadtgeschichte, bei. „Herbei, herbei ihr Leute, ihr lieben Leute schaut, dem Carneval wird heute sein alter Thron gebaut / Dem neuen Regimente schließt euch heute jubelnd an, es hat ja bald ein Ende, nur kurz ist seine Bahn“ heißt es in er ersten Strophe des Liedtextes.
Erstes Karnevalslied Kölns: Herkunft der Melodie unbekannt
Der Refrain ist schlicht ein sich wiederholendes „Tralalala“. In der zweiten Strophe geht es weiter mit „In altergrauen Zeiten der Karneval entstand, und blüht in tausend Freuden im lieben Vaterland / Lasst uns das Alte alten, wenn’s gut und fröhlich heißt, und nach der Freude trachten im Sinn vom alten Geist“ – es wird schnell ersichtlich: In den vergangenen 200 Jahren hat sich die Karnevalsmusik deutlich verändert. Die genaue Herkunft der Melodie, auf die insgesamt 24 Texte geschrieben wurde, ist übrigens nicht bekannt.
Der Chor der Roten Funken spielte das Lied am Mittwochabend zum ersten Mal vor Publikum. „Die Mösche vun de Ülepooz“ gründete Jürgen Zumbe erst vor einem knappen halben Jahr, wie er erzählt. „Wir haben eine Umfrage gemacht, wer gerne singen würde“, sagt Zumbe. Dann habe man sich bei ihm Zuhause getroffen – und der Chor war geboren.