Der 11.11. fällt in diesem Jahr auf einen Samstag – der Andrang dürfte dementsprechend riesig werden. Neue Konzepte sollen die Zülpicher Straße nun entlasten.
Uniwiese bleibt, autofreie KarnevalszonenDas sind die Pläne für den Straßenkarneval in Köln
136 Tage sind es noch bis zum Karnevalsauftakt am 11.11., der in diesem Jahr auf einen Samstag fällt. Ein enormer Andrang wird erwartet. Der „Runde Tisch Karneval“ hat daher nun bereits im Sommer über mögliche neue Konzepte für den Straßenkarneval, besonders im Kwartier Latäng, diskutiert.
Ein neuer Umzug am 11.11. ist vom Tisch, neue Veranstaltungsorte abseits der Zülpicher Straße sollen kommen. Die wichtigsten Punkte für den Straßenkarneval in Köln im Überblick.
Kölner Uniwiese
Obwohl neue Konzepte zur Entlastung der Zülpicher Straße erarbeitet werden, wird die Uniwiese wohl auch an diesem 11.11. und womöglich auch an den Straßenkarnevalstagen im Frühjahr 2024 erneut bespielt werden. In einer Präsentation der Stadt, die dem Runden Tisch am Montagabend gezeigt wurde, heißt es: „Veränderung braucht Zeit – Uniwiese vorerst wohl weiter notwendig“. Die Präsentation liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. „Zülpi ist Tradition – über Generationen hinweg“, steht ebenfalls in der Präsentation.
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Es brauche attraktive Alternativangebote, um das Kwartier Latäng zu entlasten. „Wir brauchen Zeit, um das Feiergeschehen zu verlagern und das auch besser zu kommunizieren“, sagt Anna Heller, Geschäftsführerin der Heller Brauerei und Mitglied des Runden Tischs.
Karnevals-App
Heller leitete eine der Arbeitsgruppen des Runden Tischs, die sich mit Möglichkeiten für das Kwartier Latäng beschäftigt hat. Zentrale Idee ist ein neues Informationsangebot zum Straßenkarneval über eine App. „Wir müssen die jungen Menschen besser informieren. Wo kann man hin, wenn die Zülpicher voll ist? Wo sind die Zugänge?“, erklärt Heller. Die Feiernden würden nicht unbedingt die Kanäle der Stadt Köln verfolgen. Laut der Stadt-Präsentation könnte die App außerdem Eilmeldungen versenden, eine Straßenkarte enthalten und über eine Ampelfunktion Auskunft darüber geben, wie voll Zülpicher und die Ausgleichsfläche auf der Uniwiese aktuell sind.
„Wir können es nicht aufhalten, dass die Menschen kommen“, sagt Heller. „Das sind junge Leute, die feiern gehen. Das sollte man nicht verteufeln.“ Sie hofft auf die Umsetzung der App und auf dezentrale Angebote. Dafür müssten Politik und Verwaltung aber auch das Geld zur Verfügung stellen.
Autofreie Karnevalszonen
Kernpunkt der Neuaufstellung des Straßenkarnevals dürften die dezentralen Veranstaltungen sein. Um die Zülpicher Straße zu entlasten, sollen mehrere autofreie Karnevalszonen eingerichtet werden, die durch die dort ansässige Gastronomie, aber auch Vereine oder die Nachbarschaft bespielt werden können. Jan Krauthäuser, Kulturveranstalter und Vorsitzender des Humba-Vereins, hat die Arbeitsgruppe dazu geleitet. „Für die dezentralen Veranstaltungen war unser Ansatz, sukzessiv und fußläufig vom Kwartier Latäng aus zu denken“, sagt er. Das könnten dann Gebiete wie die Ringe, der Rudolfplatz, der Neumarkt oder auch die großen Straßen im Belgischen Viertel sein – wobei das Belgische Viertel selbst bereits kurz vor der Überlastung stehe.
Festsetzungen zu den Orten gibt es aber noch nicht. „Ich hätte gern schon konkretere Vorschläge präsentiert, aber da halten sich alle Seiten noch bedeckt“, sagt er. „Fest steht, dass wir autofreie Zonen brauchen. Die Feiernden nehmen sich den Raum ohnehin, deshalb muss man ihn absichern. Und den Stadtraum auch an die Menschen zurückgeben.“
Durchgefallen: Jeck-Parade
Eine Idee, die endgültig vom Tisch ist, ist ein neuer Karnevalsumzug oder „Jeck-Polonaise“, wie sie in der Präsentation der Stadt genannt wird. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hatte vergangenes Jahr einen neuen Karnevalszug ins Gespräch gebracht. Angelehnt an die Zugkonzeption des Christopher-Street-Day sollten die Feiernden selbst mit dem Zug mitgehen und nicht am Rand stehen bleiben. Auch die Zugstrecke wäre deutlich kürzer als beim Rosenmontagsumzug gewesen. Henriette Reker hatte dieser Vorschlag im vergangenen Jahr noch „spontan überzeugt“, wie sie damals dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte. Dass die Jeck-Polonaise nun wohl doch nicht kommt, liegt wohl daran, dass das Festkomitee Kölner Karneval sich zwar am Zug beteiligt hätte, ihn aber selbst nicht veranstalten will.
Unwahrscheinlich ist anscheinend auch die Verwirklichung einer Aufräumaktion nach den Feiern. Unter dem Titel „Jeck fiere – Dreck fottmaache“ sollte die junge Zielgruppe die Uniwiese im Anschluss an die professionelle Reinigung auch noch selbst saubermachen und dafür Material und eine Belohnung erhalten.
Die Konzepte seien auf großen Zuspruch gestoßen, hieß es von der Stadt am Dienstag. Die Umsetzung soll nun von „allen beteiligten Akteuren“ – also Zivilgesellschaft, Vereine, Politik und Stadt, geprüft werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker wolle aus den Ideen, bei denen die Stadt betroffen ist, eine Vorlage für die Politik erarbeiten. „Wir sind in einer Versuchsphase. Wir müssen Dinge jetzt einfach mal ausprobieren“, sagt Jan Krauthäuser. „Der 11.11. in diesem Jahr ist ein Samstag. Die Ideen sind quasi ein Präventionsangebot, um den Ansturm aufzufangen.“