Die Zülpicher Straße wird an Weiberfastnacht zum Karnevals-Hotspot. Das Kwartier Latäng bereitet sich vor – aber nicht alle freuen sich.
Karneval im Kwartier LatängSo bereitet sich die Zülpicher Straße auf Weiberfastnacht vor
Stapelweise Hamburger Gitter, Absperrungen und an fast jeder Ecke Pissoirs, Dixiklos oder mobile Toiletten. Immer wieder Lkw oder Lieferwagen, aus denen hauptsächlich eine Sache ausgeladen wird – Kölsch. Auf den Bürgersteigen stehen Bierkästen und Fässer, die in die Keller der Kneipen und Bars auf der Zülpicher Straße gehievt werden.
Wirklich ruhig ist es am Mittwoch (15.2.) nicht im Kwartier Latäng, aber es ist die Ruhe vor dem Sturm. Denn der Kölner Straßenkarneval wird mit der morgen anstehenden Weiberfastnacht eingeleitet. Die Vorbereitungen der Gastronomen, Händler und Anwohnenden an der Zülpicher Straße sind deshalb schon im vollen Gang.
„Seit zehn Tagen haben wir hier so viel Stress“
Aber nicht alle empfinden Vorfreude für die kommenden Tage. Karen Jalali, der einen Kiosk und einen Bierfachhandel an der Zülpicher Straße 58 führt, freut sich darauf, dass Karneval bald wieder vorbei ist. „Seit zehn Tagen haben wir hier so viel Stress wegen Karneval“, sagt er.
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Besonders die vielen vorbereitenden Bauarbeiten stören Jalali. „Wir haben dadurch auch unsere Kundschaft verloren“, so der Kioskinhaber. Die Studierenden von den nahegelegenen Uniwiesen kämen nicht mehr vorbei. Seinen Bierfachhandel könne er wegen des Glasflaschenverbots im Kwartier Latäng auch nicht mehr richtig betreiben.
Auf die Karnevalstage blickt auch Dilan Uzun, Inhaberin der Soul Bar an der Zülpicher Straße 29, mit gemischten Gefühlen – wegen der Erdbeben in der Türkei. Die türkeistämmige Gastronomin sagt, dass vielen ihrer Freunde einfach nicht nach Feiern sei. „Aber die Arbeit gehört natürlich dazu“, so Uzun.
In ihrer Soul Bar räumen die Mitarbeitenden am Mittwoch die Tische, Stühle und Gläser aus, „sodass hier viel Platz ist zum Tanzen und Schunkeln“. Außerdem werde sie mehr Mitarbeiter als sonst und auch viel Security für Weiberfastnacht rekrutieren, weil „wir nicht wissen, wie das so funktioniert mit der Stadt und ob nicht zu viele Leute reinkommen.“ Dilan Uzun ist aber optimistisch, dass das an Karneval besser funktioniert als am 11.11..
Die Stadt Köln will, anders als im vergangenen Jahr, an Weiberfastnacht noch einen weiteren Eingang für die Sperrzone im Kwartier Latäng an der Roonstraße einrichten. Auch die Uniwiese soll wieder als Überlauffläche dienen – dazu sind die Grünflächen bereits mit Schutzplatten versehen worden.
„Das ist kölsche Kultur, das ist Köln“
Erkan Bukar wohnt seit zwanzig Jahren im Kwartier Latäng und freut sich schon richtig auf Weiberfastnacht. „Morgen ist Geschäftszeit und wir feiern mit den Leuten ein bisschen Karneval.“ Gemeinsam mit ein paar Freunden hat er ein leer stehendes Ladenlokal auf der Zülpicher Straße extra für die Karnevalszeit angemietet.
Ein Pop-Up-Kiosk gewissermaßen. Mehrere Kühlschränke und palettenweise Getränke – überwiegend Kölsch – tragen die Männer in die entkernte Geschäftsfläche. Ähnliche Aktionen habe Bukar auch schon in den vergangenen Jahren mit seinen Freunden zu Weiberfastnacht gemacht.
Die Straßensperren und Auflagen der Stadt oder die Feiernden zu Karneval in seinem Viertel stören ihn weniger. „Das ist kölsche Kultur, das ist Köln“, findet Erkan Bukar.