Karneval ist die Hochphase für Kasalla. Wir haben die Band einen Tag lang begleitet.
Vom Discofox in Troisdorf zur Eskalation in KölnSo läuft ein Zehn-Stunden-Tag mit Kasalla im Bandbus
Auf der Bühne geben sie Vollgas. Sechs Wochen lang, von mittags bis in die Nacht hinein. Seit ihrer Gründung 2011 geht die Karrierekurve der Kölschrockband Kasalla steil nach oben – sie hat bereits das Rheinenergie-Stadion gefüllt, auf dem Parookaville -Festival gespielt und geht 2024 auf große Deutschland-Tour. Hauptsaison bleibt aber der Karneval. Von Januar bis Mitte Februar ziehen Kasalla in dieser kurzen Session fast täglich – Montag ist sitzungsfrei – durch die Säle und Festzelte. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ war einen Tag lang mit ihnen im Bandbus unterwegs.
13.30 Uhr: Treffen an den Studios am Maarweg
Bastian Campmann, Florian „Flo“ Peil, René „Ena“ Schwiers, Nils Plum und Sebastian „Sebi“ Wagner sitzen im Bandbus, bereit für die Abfahrt nach Lindlar. Kasalla spielen pro Tag maximal acht Auftritte – Schlaf ist das A und O, wissen die Musiker. Heute stehen insgesamt sechs Auftritte an. Der Bandbus ist mit sechs Sitzen ausgebaut, Flo Peil sitzt auf dem Beifahrersitz neben André Lehner von der Kasalla-Crew. Ein zweiter Kleintransporter mit den restlichen fünf Crewmitgliedern und dem Equipment ist schon unterwegs – sie sind mindestens 15 Minuten vor der Band vor Ort, damit sie alles aufbauen können.
Die Zeit im Bandbus ist für die fünf Musiker oft die einzige Verschnaufpause, es wird geschlafen, Quizduell gespielt, mit der Familie telefoniert. Auf dem Weg nach Lindlar trommelt Nils Plum konzentriert mit seinen Drumsticks auf einem Übungspad auf seinem Knie, Bastian Campmann und Sebi Wagner blubbern mit einem speziellen Strohhalm in einer Wasserflasche – das lockert die Stimmbänder.
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14.40 Uhr: Frikadellchen und Kartoffelsalat in Lindlar
Die Stimmung im Festzelt in Lindlar ist ausgelassen, Kasalla stehen hier schon zum fünften Mal in dieser Session auf der Bühne. Ihre Auftritte dauern in der Regel eine halbe Stunde, ihre Setlist wird nur minimal abgeändert: „Rudeldiere“, „Alle Jläser huh“, „Wenn ich ne Engel bin“, „Pirate“, „Kumm mer lääve“, „Stadt met K“ und als Zugabe „Sing mich noh Hus“ sind der Standard.
Nach dem Auftritt freuen sich die Musiker über Frikadellchen und Kartoffelsalat. Die „Budenluder“ von Lindlar, so nennen sich die Frauen selbst, kümmern sich herzlich um die Künstler im Festzelt. Auf dem Weg zum Bus werden Kasalla von Fans aufgehalten. Objekt der Begierde sind nicht nur Selfies mit den Musikern, sondern auch die Pins von Kasalla. André Lehner verteilt sie großzügig aus dem Fenster des Transporters.
16.15 Uhr: An der Grenze zu Rheinland-Pfalz
Ankunft beim Festzelt der KG Morsbach, kurz vor der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Die zweite Damensitzung des Tages steht in fünfzehn Minuten an. Ena Schwiers reibt sich die Augen, Flo Peil richtet seine blonden Locken, die Musiker haben die Fahrt von Lindlar zum Ausruhen und Schlafen genutzt. Es klopft am Fenster: „Wollt ihr von hinten direkt auf die Bühne oder durch die Menge?“, fragt der Literat der KG Morsbach. „Ne, wir gehen mitten durch“, sagen Kasalla einstimmig.
Zu „Stadt met K“ holen die fünf Musiker die Jugendtanzgruppe der KG mit auf die Bühne. Rot-weißes Konfetti fliegt durch das Zelt, alle springen. Darauf folgt sonst die Zugabe – aber nicht in Morsbach. André Lehner macht Bastian Campmann von der Seite der Bühne Handzeichen, sie sollen zwei Lieder mehr spielen. Weil ein anderer Künstler ausgefallen ist, hat der Literat die Band spontan gebeten, die Lücke zu füllen. So wird der Auftritt in Morsbach fast zu einem kleinen Konzert. „Dass wir länger spielen, passiert selten. Wir lassen häufiger die erste Nummer weg, wenn der Zeitplan der Sitzung hängt“, erklärt Bastian Campmann.
18.25 Uhr: Fanvideos und Backstage-Essen in Mülheim
Zurück in Köln. In Mülheim angekommen, hocken sich Campmann, Peil, Wagner, Schwiers und Plum im Bandbus eng zusammen. Zeit für Fanvideos. Lehner gibt Stichworte wie „60. Geburtstag“ und „Sabine von Schwester Birgit“ und Campmann improvisiert dazu Grußworte von der Band. Nach einem Dutzend Videos geht es – mit frischen T-Shirts – in den Backstage-Bereich der Stadthalle. Bevor um 19 Uhr der Auftritt bei der Mädchersitzung der KG Müllemer Junge ansteht, haben die fünf Musiker und die Crew Zeit, um Hot Dogs und Chili sin Carne zu essen. Ein derartiges Catering ist eher Ausnahme, deshalb haben Kasalla auch immer Butterbrote und Gummibärchen im Bus dabei.
20.45 Uhr: Keine Zugabe im Hotel Pullman
Im Hotel Pullman gibt es bei der großen Mädchensitzung der Treuen Husaren und der Großen Allgemeinen KG keine Zugabe von Kasalla – das hat aber nichts mit der Stimmung im Saal zu tun. Selbst der Elferrat tanzt hier auf den Tischen. Die Nachfolge-Band hat es eilig, ihnen zuliebe verlassen Kasalla die Bühne früher.
Junge Frauen stürmen danach ins Foyer: „Wo ist Basti?“, rufen sie aufgeregt. Der Kasalla-Frontmann schießt an einem Abend unzählige Selfies. Seine Taktik: „Ich nehme das Handy immer selbst in die Hand und mache das Foto. Das geht schneller.“
21.15 Uhr: Sprint ins Maritim
Noch 45 Minuten bis zur Rheinenergie-Sitzung im Maritim. Auf einer Stress-Skala von eins bis zehn sei dieser Tag eine vier, meint Campmann im Bus an der Deutzer Brücke. „Aber so ein Tag kann anstrengender sein als eine acht.“ Die Pausen führen zu einem ständigen Auf und Ab. „Sonst schwebt man auf einem Adrenalinlevel durch.“ Sebi Wagner schaltet vor dem Auftritt im Maritim so weit ab, dass er fast zu spät kommt: „Flo, wir müssen los!“, ruft er um kurz vor 22 Uhr in den Tourbus. Peil und der Rest der Band sind aber längst weg und so rennt Wagner allein aus dem Transporter ins Maritim und quasi direkt auf die Bühne. Gerade noch gut gegangen.
23.20 Uhr: Discofox in Troisdorf-Sieglar
Kontrastprogramm zum Abschluss: Prunksitzung der 1. Großen KG Sieglar in Troisdorf. Nils Plum dehnt sich ausgiebig im Foyer der Gaststätte zur Küz. Das Publikum ist auch zur späten Stunde noch begeisterungsfähig – wenn auch deutlich gediegener als etwa das Festzelt-Publikum in Morsbach. Zu „Pirate“ wird in Sieglar in Abendgarderobe Discofox getanzt und statt „Kumm mer lääve“ spielen Kasalla „Immer noch do“. Um 23.25 Uhr zieht Sebi Wagner die Tür des Transporters zu – Abfahrt nach Köln. Nach Hause. „Das Wochenende wird nochmal hart“, sagt Bastian Campmann: „Ab Weiberfastnacht ist es dann ein Selbstläufer.“