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Premiere in der FilmdoseKölner Tuntenkollektiv veranstaltet erste eigene Karnevalssitzung

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Garde der Garstigen: Aus Studentenbewegung entstandenes Kölner Tuntenkollektiv startet erste eigene Karnevalssitzung. V.l.: Carmen, Bibi, Ernie, Yvonne.

Die Planungen laufen: Das Kölner Tuntenkollektiv startet seine erste eigene Karnevalssitzung. V.l.: Klaas Enke, Leo Frangenberg, Tanja Kutz und Pascal Vögele.

Das 2023 gegründete Tuntenkollektiv entstand aus der Zusammenarbeit queerer Hochschulreferate der Uni Köln und TH Köln.

Dafür, dass in nicht einmal zwei Wochen der Vorhang fällt, ist das Kölner Tuntenkollektiv „Die Garde der Garstigen“ sehr entspannt: „Unsere Nummern werden teilweise auch nur ein paar Tage vorher geschrieben“, sagt Tanja Kutz alias Ernie Euerbar. Perfektion ist sowieso nichts für Tunten, sagt Leo Frangenberg (Tuntenname: Bibi Sexuell): „Die ganze Tunten-Show-Kultur besteht aus Spontaneität und Improvisation. Fehler sind nicht nur gewollt, sondern eigentlich immer Teil einer Show.“

Genauso spontan soll es also auch am 31. Januar zugehen, wenn das Kollektiv im Theater der Filmdose seine erste Karnevalssitzung veranstaltet: „Alaaf, Chérie – die Tuntensitzung“ ist bereits fast ausverkauft. Die Veranstaltung soll auch im Karneval einen Raum für Menschen aus der queeren Community schaffen, Traditionen aufbrechen und die Tunten-Kultur im Karneval sichtbar machen. Mit Leo Frangenberg hat das Kollektiv in seinen Reihen einen erfahrenen Jecken: Frangenberg ist im alternativen Karneval groß geworden und bringt durch sein Engagement bei „Loss mer singe“ Expertise mit.

Die Tunte ist im Gegensatz etwa zur Drag keine temporäre Figur, erklärt Frangenberg. „Wir sind immer Tunte, egal ob auf der Bühne oder nicht. Wenn wir auf die Bühne gehen, fummeln wir uns auf, so nennt man das. Wir ziehen uns verrückte Klamotten an und schminken uns. Wir verfolgen aber immer, ob auf oder abseits der Bühne, die Motivation, Heteronormativität zu provozieren.“ Die Tunte sei keine Kunstfigur, sondern eine politische Identität, im Vordergrund steht immer der Aktivismus, der durch Kultur betrieben wird.

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Garde der Garstigen

Das Tuntenkollektiv veranstaltet seine erste eigene Sitzung.

Das 2023 gegründete Tuntenkollektiv entstand aus der Zusammenarbeit queerer Hochschulreferate der Universität zu Köln und Technischen Hochschule Köln. Die Garde der Garstigen, wie sie sich selbst nennen, veranstaltete bereits einige Shows, die Karnevalssitzung ist jedoch die erste Veranstaltung abseits des Hochschulkontextes.

Etwa neun Tunten aus dem Kollektiv werden – das etwa ist der Spontaneität geschuldet – bei der ersten Karnevalssitzung auf der Bühne auftreten. Dazu kommt ein Gast aus Berlin: Felizitas Navidad stammt gebürtig aus Köln, „im tuntischen Kreis ist Felizitas Navidad eine Karnevals-Ikone, hat aber mit Karneval eigentlich nichts zu tun“, sagt Frangenberg.

Im Programm, das ansonsten komplett vom Tuntenkollektiv gestemmt wird, steht eine Mischung aus klassischem Karneval und Tuntenkultur. So wollen die Tunten etwa Karnevalsklassiker live singen, „die wir aber auf unsere Weise interpretieren“, sagt Pascal Vögele (Yvonne Profen). „Wir sind Tanz-Garde, wir sind Band, wir treten in mehreren Rollen auf“, erklärt Klaas Enke (Carmen Bär).

Es soll auch eine Sitzungspräsidentin und in „abgespackter Form“ einen Elferrat geben. Die Sitzung ist erstmal als einmalige Veranstaltung angelegt, aber Enke sagt: „Es ist schön zu sehen, wie das angenommen wird. Und so lange Leute da Bock drauf haben, bieten wir das auch an.“ Abseits des Karnevals ist auch bereits eine weitere Veranstaltung geplant: Am 3. April lädt das Tuntenkollektiv zum „Stöckelspiel“ ins Artheater.