Zwei Jahre Pause und 25-jähriges Jubiläum: Bei der Premiere der „Lachenden Kölnarena“ in diesem Jahr war die Arena ausverkauft.
Premiere„Lachende Kölnarena“ feiert großes Comeback – Marita Köllner kritisiert Festkomitee
Mehr als zwei Jahre musste Laura Nowak warten. 2020 stand sie an der Lanxess-Arena in der Schlange, um sich Tickets für genau den Block zu sichern, in dem sie jetzt mit 34 weiteren Grashalmen schunkelt. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause feiert Otto Hofners „Lachende Kölnarena“ an diesem Freitagabend ihre Premiere und insgesamt 2,5 Millionen Besucherinnen und Besucher in 25 Jahren – und Nowak ist endlich mit dabei.
Grüne T-Shirts, grüne Leggings und Tüllröcke und auf den Köpfen grüne Hüte mit rundum befestigten grünen Halmen. Hier und da verstecken sich Schmetterlinge und Blumen. Die Gruppe aus alten Schulfreunden und Volleyball-Kameraden – alle kommen aus Köln, einige sind mittlerweile aber weggezogen – soll zusammen eine Wiese darstellen. Wie kommt man auf so eine Idee? „Leon will seit fünf Jahren als Grashalm gehen, dieses Mal hat er sich durchgesetzt“, erzählt Nowak lachend. Woher die große Grashalm-Begeisterung kommt, bleibt ungeklärt.
„Lachende Kölnarena“: Grashalm-Gruppe trifft auf Panzerknacker
Zu „Kölns größter Frikadellentauschbörse“, wie es in einem Pressetext mal durchaus selbstironisch hieß, kommen während der Session 15 Mal jeweils Tausende Jecke in die Lanxess-Arena. Top-Bands wie Kasalla oder die Höhner und Künstler wie Mo-Torres ziehen ein altersmäßig breit gefächertes Publikum an.
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Da trifft die Mitte-20-Grashalm-Gruppe um Laura Nowak auf den 63-jährigen Frank Treutler mit seiner Familie alias die Panzerknacker. Treutler kommt vom Niederrhein – aber „ming Hätz hängt an Kölle“, sagt er stolz. Auf den Stühlen vor ihm stehen ein Fässchen Kölsch, Salami-Sticks – und Krombacher. Mit letzterem ist er in der ausverkauften Lanxess-Arena mit Sicherheit allein. „Meine Frau hat das Kölsch im Kühlschrank vergessen. Das Krombacher haben wir nur dabei, damit wir trotzdem genug haben“, erklärt Treutler.
Wie es das Wort „Frikadellentauschbörse“ schon andeutet, kann jeder Jeck seine eigene Verpflegung mitbringen. Frikadellen müssen es nicht sein, Pizza, Muffins und Chips finden sich in der Menge genauso. Die Profis haben sich zuvor abgesprochen und Listen erstellt, gebacken und gekocht, Brotdosen gepackt. An manchen Plätzen stapeln sich die bunten Döschen, unter den Stühlen stehen vollgepackte Taschen. Sogar Kühlboxen finden sich in der Menge. Die weniger Organisierten essen Currywurst im Foyer.
Mo-Torres, der 2016 zusammen mit Cat-Ballou und Lukas Podolski die Liebeshymne auf Köln „Liebe deine Stadt“ rausgebracht hat, ist nach seinem Auftritt in der Arena wie aufgeladen. „Licht aus, Licht an und plötzlich ist Karneval“, sagt der 33-jährige Künstler. Im Gegensatz zu den meisten anderen muss er nicht direkt zum nächsten Auftritt („Keine Ahnung, wie die das machen.“). Geht es dafür gleich ab in die Menge? „Nein, heute nicht. Aber irgendwann auf jeden Fall, wenn ich mal nicht selbst ran muss.“
Patrick Lück feiert erste „Lachende Kölnarena“ mit den Höhnern
Im Innenraum tanzen betagte Erdbeeren und junge Kühe, eine Frau in pinkem Bademantel mit Lockenwicklern im Haar und Plüschkatze auf der Schulter reckt ihr Glas in die Höhe, ein grauhaariges Ehepaar mit bunten Hüten sitzt schunkelnd im Unterrang. Auf dem T-Shirt eines Mitt-Vierzigers steht „Mein Kostüm ist in der Waschmaschine“, aber immerhin trögt er dazu eine paillettenbesetzte Fliege um den Hals – die noch zur Hälfte blinkt. Ein Matrose schiebt sich mit geschultertem Fass durch die Reihen, ein Jeck auf dem Weg ist so frei und zapft sich daraus eins.
Zu „Viva Colonia“ von den Höhnern singt die Arena lauthals mit, auch wenn da nicht mehr Henning Krautmacher, sondern Patrick Lück an der Front steht und singt. Es ist seine erste „Lachende Kölnarena“ mit den Höhnern, so etwas wie Lampenfieber kenne er aber nicht – „ich spüre nur dieses gesunde Kribbeln.“
Marita Köllner, die am 11.11. vergangenes Jahr ihr 55-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert hat, freut sich, dass sie in der Arena auch so viele junge Menschen mit traditioneller Karnevalsmusik begeistern kann. Als sie von der Bühne kommt, zittern ihre Hände noch vor Freude und Aufregung: „Ich bin immer so aufgedreht, ich krieg nie was mit.“
„Lachende Kölnarena“: Marita Köllner ist die einzige weibliche Musikerin auf der Bühne
Köllner ist bei der Premiere die einzige weibliche Musikerin auf der Bühne. Frauen hätten es im Karneval schwer und selbst die Damengesellschaften würden kaum weibliche Künstlerinnen buchen.
Köllner kritisiert da auch das Festkomitee Kölner Karneval, das sie viele Jahre geschnitten habe. Daran solle sich aber etwas ändern, das beteuert auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, als er nach Köllners Auftritt mit ihr spricht.
Eikamper Jungfrau feiert mit ihrem Fanclub
Frauen im Kölner Karneval, dieses Thema wurde in den vergangenen Wochen wieder viel diskutiert, nachdem Nici Kempermann von Kempest Feinest bei der Prinzenproklamation – wohl gemerkt auch als einzige weibliche Musikerin an dem Abend – ihren Wunsch besungen hat, mal Prinz zu sein.
Während in Köln noch diskutiert wird, wurde in Odenthal-Eikamp kürzlich das erste weibliche Dreigestirn proklamiert. Clara I. (Brückers), Verena (von Mengden) und Inga (Schoppeit) regieren über die Eikamper Jecken im Rhein-Berg-Kreis.
Und Jungfrau Inga hofiert mit ihrem vierzehnköpfigen Fanclub, wie sie sich selbst nennen, auch bei der „Lachenden Kölnarena“. Verkleidet sind sie alle als Mehrjungfrauen, auf ihren T-Shirts steht: „Mehr Jungfrau geht nicht“. „Ich war sehr gerührt von all der Unterstützung“, erzählt Jungfrau Inga. Vielleicht zieht Köln irgendwann nach und ein weibliches Dreigestirn – oder wenigstens ein weiblicher Prinz – darf in die „Lachende Kölnarena“ einziehen.
Tickets sind noch für viele Ausgaben verfügbar, mehr Informationen finden Sie unter lanxess-arena.de.