Die in Köln so bekannte Aufforderung, den Hintern hochzukriegen und die Stimme zu erheben, wird nach 1993 zum zweiten Mal Bestandteil des Rosenmontagszugs sein.
„Demokrade“Nach 1993 ist Arsch huh wieder im Rosenmontagszug dabei – mit diesen Botschaften

So sah der Wagen von Arsch huh im Zoch 1993 aus.
Copyright: Repro Wördenweber
Als vor 32 Jahren Musiker und Bands wie Gerd Köster, 4 Reeves oder Jürgen Zeltinger auf einem Wagen im Kölner Rosenmontagszug mitfuhren, war das eher als Geste und Dank des Festkomitees zu verstehen. Ein Jahr zuvor hatte es die legendäre Kundgebung auf dem Chlodwigplatz gegeben. Bei der Geburtsstunde der AG Arsch huh hatten rund 100.000 Teilnehmende ein Ausrufezeichen gegen Fremdenhass und Rassismus gesetzt, das bis heute Bestand hat.
Heute ist Arsch huh Deutschlands langlebigste Musiker- und Künstlerinitiative, die nach wie vor Kölnerinnen und Kölner mobilisiert, wenn es gegen Ausgrenzung und für den Zusammenhalt der Gesellschaft geht. Angesichts der aktuellen politischen Lage war es dem Festkomitee ein Anliegen, erneut einen Wagen für die AG zur Verfügung zu stellen.
„Arsch huh ist seit Jahrzehnten eine Institution in Köln, wenn es darum geht, für demokratische Werte einzustehen“, betont Zugleiter Marc Michelske. Dies wolle man würdigen und habe daher einige Mitglieder eingeladen, im Rosenmontagszug dabei zu sein. „Unsere Wege mögen sehr unterschiedlich sein, aber ein Ziel eint die Künstler von Arsch huh und das Festkomitee: Für antidemokratische Tendenzen ist kein Platz – nicht im Karneval, nicht in Deutschland und nirgendwo sonst!“
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Karneval in Köln: AG Arsch huh im Rosenmontagszug dabei
Das Motto des Wagens klingt so kölsch wie dringlich:„ Demokrate opjepass – för et Hätz un jäjen d'r Hass.“ Kenner der kölschen Musikszene kommt das natürlich bekannt vor: „Für et Hätz un jäjen d'r Kopp“ ist der Titelsong des Debütalbums der Band L.S.E. aus dem Jahr 1992, komponiert von den Arsch huh-Mitstreitern Tommy Engel, Rolf Lammers und Arno Steffen. Steffen hat nun auch am aktuellen Demokratie-Wagen mitgewirkt, wie dessen Tochter, Arsch-huh-Vorstand Marie Knäpper berichtet.
Die Demokratie und Freiheit sei unter Druck geraten, sagt auch ihr Kollege Manfred Post. „Unter den Zuschauern am Zugweg werden auch solche dabei sein, die bei der Bundestagswahl ihr Kreuzchen ganz weit rechts gemacht haben“, sagt Post. Diesem Umstand wolle man mit den kölschen Künstlern, ihren Liedern und Texten begegnen. So werden unter anderem Musiker der Bands Brings, Höhner, Miljö, Mätropolis sowie Kabarettist Jürgen Becker, Comedienne Carolin Kebekus und Stunksitzungs-Präsidentin Biggi Wanninger auf dem Wagen dabei sein. Auf dem soll unter anderem dann auch das neue Arsch-huh-Lied„ Für et Hätz un jäjen d'r Hass“ präsentiert werden.
13 Demokratie-Botschaften im Kölner Rosenmontagszug
„Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, sondern unseren Appell zur Wahrung der Demokratie und für politisches Engagement mit der typisch kölschen Lockerheit versehen“, sagt Knäpper. Dazu zählen 13 Demokratie-Botschaften, wie etwa: „Jeder Jeck es anders, och wernn hä anders es! “ –„ Kölsche Mädche, kölsche Junge, sind divers och jot jelunge“– „Nit blööke – zesamme spreche!“ Oder: „Trump, Musk, Zuckerberg – am leeveste nur als Gartenzwerg.“

Als Funkenmariechen verkleidet: Jürgen Zeltinger 1993 beim Rosenmontagszug.
Copyright: Repro Wördenweber
Der Wagen trägt laut Post die Nummer 35 und wird vor dem Festkomitee-Wagen mit Präsident Christoph Kuckelkorn unterwegs sein. Vor dem Demokratie-Wagen werden die Jecken der Ahl Säu gehen, die bisher stets als Gruppe vor dem eigentlichen Zug unterwegs waren.
Als Wurfmaterial haben die Kunstschaffenden unter anderem Aufkleber mit Logos oder Bierdeckel dabei, auf denen sie dazu aufrufen, Haltung oder Zivilcourage zu zeigen. Köln solle die Stadt und Hochburg der „Demokrade“ sein – eine Wortschöpfung von Kasalla-Sänger Basti Campmann, wie Post und Knäpper erzählen. Es ist eine Mischung aus „Demokratie“ und „Krade“, womit Arsch huh die einfachen Leute von der Straße meint.
So politisch wie in diesem Jahr war der Arsch-huh-Wagen 1993 nicht. „Da hat man sich einfach ein Stück gefeiert und hat an den Erfolg der Kundgebung am Chlodwigplatz erinnert, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat“, erinnert sich Post. Der Humor kam allerdings auch damals nicht zu kurz: So hatten die Wagenbauer BAP-Chef Wolfgang Niedecken und Bläck-Fööss-Sänger Tommy Engel als Sträflings-Figuren gezeigt, die den Wagen „ziehen“ mussten. Hintergrund: Beide hatten keine Lust auf Karneval. Engel stieg ein Jahr später bei den Bläck Fööss aus, Wolfgang Niedecken ist inzwischen ein Freund des organisierten Fasteleers.
Der aktuelle Zugwagen sei als Bestandteil der großen Kampagne„ Arsch huh für Demokratie“ zu verstehen, die im vergangenen Sommer gestartet worden sei. Diese solle auch nach dem Rosenmontagszug fortgesetzt werden. So ist unter anderem ein Podcast-Projekt geplant, zudem wollen die ehemaligen Höhner-Musiker Janus Fröhlich und Hannes Schöner weiterhin Schulen besuchen, um mit Heranwachsenden über die Themen Demokratie und Freiheit zu sprechen und diskutieren.