Gut gelaunter Punk-Pop mit Saxofon und Geige – dafür steht die achtköpfige Combo Helden von Gestern. Gerade hat die Band ihr erstes Album auf dem Major-Label Bellaphon herausgebracht und setzt an, die Republik zu erobern. „In Köln haben wir mittlerweile alles abgegrast, jetzt wollen wir die nächsten Städte entern“, sagt Schlagzeuger Fritz. Vor zweieinhalb Jahren hat Frontmann Bernie die Formation gegründet. Der 42-jährige Kneipier macht seit rund 30 Jahren Punkrock. Er hat in unzähligen Bands gespielt – und will nun endlich sein eigenes Ding machen. „Viele Punkbands singen ständig über politische Probleme, das hat mich irgendwann gelangweilt. Ich kann doch nicht zum zehntem Mal singen: Wir wollen keine Bullenschweine. Ich glaube da ist alles gesagt“, erzählt der Vater von zwei Kindern. Mit Bassist Makki gründete er 2010 deswegen seine eigne Formation. Die ist seit Anfang des Jahres, nach einigen Wechseln, mit Schlagzeuger Fritz und Saxofonistin Gloria nun endlich komplett.
Berny (42), Gesang, wohnt und arbeitet im Agnesviertel, ihm gehört die Kneipe „Sternhagel“ an der Krefelder Straße 101. Makki (40), Bass, arbeitet als Techniker und Verkäufer im EDV-Bereich und wohnt in Ehrenfeld.Fuzz (41), Gitarre, absolviert gerade eine Ausbildung zum Tontechniker und lebt in Heimersdorf.René (43), Gitarre, jobbt als Kellner und hat seinen Wohnsitz in Deutz.Gilli (42), Gitarre, ist selbstständiger Handwerker und wohnt in Bornheim.Nils (38), Geige, arbeitet als Programmierer und lebt in Ehrenfeld.Gloria (38), Saxofon, arbeitet als Sprachtrainerin und wohnt im Agnesviertel.Fritz (48), Schlagzeug, ist Diplomsportlehrer an einer Kölner Hauptschule und hat seinen Wohnsitz in Nippes.Die Bandmitglieder legen wert darauf, nur mit ihren Künstlernamen genannt zu werden.
„Absoluter Wahnsinn“ der Helden von Gestern ist auf dem Bellaphon-Label erschienen und kann im Musikhandel erworben werden. Die Musik ist auch auf der Myspace Seite der Band zu hören.
Am 21. Juli um 20 Uhr im Salon 55 in der Händelstraße 55.
Am 27. Juli im Saturn am Hansaring ab 16 Uhr.
Am 11. August und 12. August jeweils um 20 Uhr auf dem Ehrenfelder Straßenfest in der Venloer Straße auf der Bühne vor der Kneipe Qlostersüffje (Hausnummer 221).
Bernhard_flugger@yahoo.dewww.heldenvongestern.comwww.myspace.com/heldenvongestern
Drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Geige und Saxofon erzeugen einen starken, druckvollen Sound. Der typische Stakkato-Punk-Beat ist die Grundlage der Songs, die umfangreich instrumentiert sind und mit eingängigen Pop-Melodien unterhalten. „Ich habe ein Faible für gut gemachten Pop“, gesteht Bernie, der sich das Gitarrenspiel selbst beigebracht hat, damit er zu seinen Texten auch die Melodien entwickeln kann. Alle Stücke der Helden stammen aus seiner Feder. Mit der Lyrik und Soundideen kommt Bernie in den Proberaum, wo die Lieder den letzten Schliff bekommen. Dabei geht es diszipliniert zu. „Im Proberaum gibt es keine Faxen. Wenn ein neuer Song beim zweiten Versuch noch nicht sitzt, wird Bernie schon ungehalten“, schildert Saxofonistin Gloria.
Bernie: Mein Vater hat die Rolling Stones gehört. An Weihnachten allerdings immer Freddy Quinn – grausam. Meine Mutter ist Fan der Flippers. Deren Plattenfirma ist ja auch die Bellaphon. Ich sollte also für meine Mutter unbedingt Autogrammkarten mitbringen, aber die haben sich inzwischen ja schon aufgelöst.
Fritz: Meine Mutter war totaler Johnny Cash Fan. Und das nicht nur wegen seiner Musik, sie hat den Kerl regelrecht vergöttert. Ansonsten lief bei uns ziemlich viel bayerische Volksmusik, das war dann schon eine interessante Mischung.
Bernie: Mit elf Jahren, 1980, habe ich mir das Album „Ihre größten Erfolge“ der Neue-Deutsche-Welle-Band Extrabreit gekauft. Das ist für mich bis heute eine der besten Scheiben. Die Platte habe ich noch, kann sie aber leider nicht mehr hören. Die hat soviel Feten mit gemacht, dass sie jetzt total verkratzt ist.
Bernie: Das war auf Helgoland beim Rock-’n’-Roll-Butterfahrt-Festival. Die lassen dabei nur rund 500 Fans auf die Insel. Nach dem Soundcheck bin ich zu unserem Bungalow zurückgegangen und dort eingeschlafen. Ein Freund hat mich später geweckt, da spielte die Band bereits schon das erste Stück und René hat gesungen. Ich bin dann beim zweiten Stück auf die Bühne gesprungen und habe einfach übernommen. Ein Zuschauer hat mir hinterher gesagt, er hätte gedacht, da ist ein Fan auf die Bühne gestürmt.
Die Fragen stellte Alexander Figge
Die Lieder der Helden drehen sich um die Themen Individualität und Freiheit. So wie im Song „Individuum“: „Ich bin in keinem Jagdverein, ich geh’ nicht in die Kirche rein, ich trag’ auch nichts von Lagerfeld, denn ich lieb’ den Unterschied. Ich liebe die Freiheit! Ich bin ein Individuum!“ Und wer sich fragt, wer diese Helden von Gestern sind, bekommt im gleichnamigen Song die Antwort: „Ich will Spinat und dann wie Popeye Eisenstangen verbiegen. Mit ’nem Propeller auf dem Rücken und mit Karlsson vom Dach sitzen wir vor dem Grammophon und hörn den ganzen Tag nur Krach! Das sind meine Helden von Gestern!“