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Nach tödlichem Unfall200 Lärmschutzplatten am Kölner Ring bekommen „Hosenträger“

Lesezeit 3 Minuten
A3 Unfall von oben

Blick auf den Unfallort auf der A3 am Freitagmorgen.

Köln – Die Niederlassung Rheinland der neuen Autobahn GmbH hat sich wenige Tage nach der Übernahme des Autobahnnetzes vom Landesbetrieb Straßen NRW am 1. Januar dazu entschieden, 200 Schallschutzelemente auf der Autobahn 3 zwischen dem Kreuz Köln-Ost und der Anschlussstelle Köln-Dellbrück mit einem zusätzlichen System vor dem Herauskippen zu sichern.

Damit zieht sie die Konsequenzen aus dem Unglück vom 13. November vergangenen Jahres (hier lesen Sie mehr), bei dem eine Autofahrerin (66) von einer herabstürzenden sechs Tonnen schweren Betonplatte in ihrem Fahrzeug erschlagen worden war.

Vor dem Abkippen sichern

Das zusätzliche Sicherungssystem, von Technikern im eigenen Haus entwickelt, wird aus Halterungen bestehen, die auf die Platten montiert werden und sie vor dem Abkippen sichern, sollten die alten versagen. Bevor es eingebaut werden kann, muss es noch von Prüfingenieuren abgenommen werden.

„Wir gehen davon aus, dass wir spätestens in sechs Wochen den Auftrag zur Produktion dieser Halterungen ausschreiben können“, sagt Sabrina Kieback, Sprecherin der Autobahn GmbH. Bei der Untersuchung der Platten habe man beim Landesbetrieb Straßen NRW festgestellt, dass es bei deren Aufhängungen erhebliche Unterschiede gibt.

„Manche Platten stehen zwei, andere drei Zentimeter heraus“, so die Sprecherin. Deshalb habe man sich dazu entschieden, alle Elemente in beiden Fahrtrichtungen auf einer Länge von rund 500 Metern mit einer Art Hosenträger-System zu versehen.

Über Jahre nicht aufgefallen

Die Frage, warum dieser augenscheinliche Pfusch weder bei der Bauabnahme im Jahr 2007 noch bei der ersten Hauptprüfung sechs Jahre später aufgefallen sei, könne man nicht beantworten. Die zweite Hauptprüfung im Jahr 2019 war wegen Arbeitsüberlastung der Prüfer mit Genehmigung von Straßen NRW verschoben worden.

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Für die Aufarbeitung des Unglücks und dessen juristische Konsequenzen ist noch der Landesbetrieb Straßen NRW verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft Köln hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Ermittlungen noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden.

Bisher geht die Autobahn GmbH davon aus, dass es mindestens bis zum Sommer bei der Sperrung von zwei Fahrstreifen in diesem Abschnitt bleiben wird. Einen genauen Zeitplan werde man erst erstellen können, wenn die Ausschreibung abgeschlossen und die Montage beauftragt sei.

ADAC: Alle Platten ausbauen

Die Forderung des ADAC-Verkehrsexperten Roman Suthold, sämtliche Platten zu demontieren und zwischenzulagern, damit die Autobahn schon nach wenigen Wochen wieder komplett freigegeben werden kann, wies die Sprecherin als kontraproduktiv zurück.

Allein die Demontage würde rund zwei Monate dauern. „Wir müssten dazu sogar eine dritte Fahrspur sperren, weil das wegen der sechs Tonnen schweren Platten nur mit einem Schwerlastkran geht und der den entsprechenden Platz benötigt.“

Aus Lärmschutzgründen nur noch Tempo 80 zugelassen

Überdies könne niemand garantieren, ob die Montagehalterungen an den Platten, die nur für den einmaligen Einbau vorgesehen waren, nach einem Ausbau ein zweites Mal verwendet werden können. Es komme hinzu, dass „die Elemente zwar alle baugleich sind, bei den Halterungen hingegen gibt es erhebliche Unterschiede“, so die Sprecherin. Bei einem Ausbau müsse man genau vermerken, welche Platte an welcher Stelle gestanden habe. Überdies könne nach einem Ausbau der Platten auf dem gesamten Abschnitt dann aus Lärmschutzgründen nur noch Tempo 80 zugelassen werden.

Nach Angaben von Straßen NRW sind die Untersuchungen von 25 Streckenabschnitten an Autobahnen, Bundes- und Landstraßen in NRW abgeschlossen, bei denen vergleichbare Lärmschutzsysteme wie an der A 3 eingebaut worden sind. Lediglich an der A 59 bei Duisburg habe man zusätzliche Sicherungen vorgenommen. Die anderen seien unproblematisch.