Die KVB verkündet einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr. Es gibt aber weiterhin große Probleme im Fahrbetrieb.
„Sind auf einem guten Weg“Krankenstand weiter hoch – So will die KVB die Arbeitsbedingungen verbessern
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) vermelden für das vergangene Jahr wieder deutlich gestiegene Fahrgastzahlen. 236,1 Millionen Mal wurden die Busse und Bahnen des städtischen Verkehrsunternehmens 2022 genutzt. Das bedeutet einen Anstieg von 37,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vom Rekordjahr 2019 ist die KVB aber noch weit entfernt: Damals verzeichnete man 286 Millionen Fahrgäste.
Dennoch zeigte sich die Unternehmensspitze zufrieden mit der Entwicklung des vergangenen Jahres. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagte die Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks am Donnerstag. „Es wuselt wieder bei der KVB, fast so wie vor den Corona-Zeiten.“
KVB-Chefin: „Wir wissen noch nicht, wie das neue Normal aussehen wird“
Die kommenden Jahre bringen für ihr Unternehmen verschiedene Unwägbarkeiten. Jahre, die Haaks als Unternehmenschefin weiter begleiten wird: Der Aufsichtsrat hat sie für weitere fünf Jahre bis 2029 wiedergewählt. Zum einen ist unklar, wie die Umstellung vieler Jobs auf das Homeoffice das Verkehrstreiben in der Stadt langfristig verändern wird. „Wir wissen noch nicht, wie das neue Normal aussehen wird“, sagte Haaks. Zum anderen steht mit dem Deutschlandticket, das ab Mai für 49 Euro pro Monat zur Verfügung steht, eine weitreichende Tarifänderung bevor. Es ist zu erwarten, dass die Fahrgastzahlen mit der Einführung erneut ansteigen.
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Das erwartbar größere Aufkommen erfordert auch, dass deutlich weniger Bahnen ausfallen als noch in den Wintermonaten. Durch die Umstellung auf einen reduzierten Fahrplan konnte die KVB die Bahnausfälle zuletzt auf drei Prozent drücken. Zwischenzeitlich fiel im Winter aufgrund des hohen Krankenstandes mehr als jede zehnte Bahn aus. Der Krankenstand ist mit 17 Prozent weiterhin deutlich über der Planquote, die elf Prozent vorsieht.
Kurzfristig wurden Mitarbeitern für die Übernahme von Sonderschichten Zuschläge angeboten. Haaks kündigte zudem an, die Arbeitsbedingungen zu verbessern: „Wer zufriedener ist, ist auch häufiger arbeitsfähig.“ Voraussichtlich wird es dabei vor allem um die Gestaltung der Dienste gehen. Sinkt der Krankenstand wieder erkennbar, soll in fünf Zwischenschritten die Rückkehr zum alten Fahrplan angestrebt werden.
KVB: Zahl der Abokunden soll auf 300.000 steigen
Für die KVB ergibt sich dadurch die Chance, wieder mehr Abokunden zu gewinnen. Denn die Zahl der Abokunden, laut Haaks „das Rückgrat des Unternehmens“, sinkt weiterhin. Hier hält der Trend, der sich nach der Pandemie eingestellt hat, weiter an. Stieg die Zahl der Abokunden von 2013 bis 2019 bis auf 316.200 noch kontinuierlich an, stürzte sie anschließend ab. Im vergangenen Jahr hatten nur noch 275.500 Menschen ein KVB-Abo. Das Ziel von Haaks: 300.000. Das Deutschlandticket dürfte dabei helfen.
Dennoch sieht Haaks das Modell kritisch: „Die Finanzierung ist über 2024 hinaus nicht geregelt. Das Tarifsystem wird in Gänze durcheinandergeschmissen“, sagte sie. Sie habe mit Blick auf das Ticket „zwei Brillen auf“: Aus Fahrgast-Perspektive sei es ein toller Tarif. Mit Blick auf das Unternehmen sieht sie es kritisch, weil der Zuschuss nur die Tickets betrifft, nicht aber in den Topf für den Ausbau des ÖPNV wandert.
Haaks wäre lieber, wenn erst das Bahnangebot verbessert und anschließend mit günstigen Tarifen eine höhere Nachfrage bewirkt werden würde. „Das Angebot muss jetzt schnell nachziehen. Es wird eine massive Herausforderung, die Verkehrswende zu finanzieren“, sagte Haaks in Richtung Land und Bund.
Notwendig ist dafür auch ein verstärkter Umstieg auf das Fahrrad. Hier hat die KVB klare Erfolge zu verzeichnen. Die Leihräder des Unternehmens wurde im vergangenen Jahr so oft genutzt wie nie zuvor – obwohl sie zwischendurch aufgrund einer Vandalismus-Welle kaum präsent waren. Insgesamt 1,9 Millionen Ausleihen wurden im Jahr 2022 erfasst.
Die Marke von 10.000 Leihen pro Tag wurde teilweise überschritten – ein Ziel, das man sich eigentlich für 2025 vorgenommen hatte. „Das Mobilitätsverhalten hat sich in der Pandemie verändert, das ist ein Grund für den Anstieg“, sagte Haaks. „Wir sind damit sehr zufrieden.“