Zum 90. Jahrestag der deutschlandweiten Bücherverbrennung findet am Donnerstag, 11. Mai eine Ausstellung in Köln statt.
Trauriger JahrestagAusstellung in Köln erinnert an deutschlandweite Bücherverbrennung
Es war ein Stück Universitätsgeschichte, das Andreas Freitäger vor etwa drei Jahren aus heiterem Himmel in die Hände fiel. Ein Mitarbeiter der Universitäts-Bibliothek kam zu ihm mit einigen Büchern, die er nicht zuordnen konnte. Für Freitäger, stellvertretender Leiter des Uni-Archivs, war bald klar: Es handelte sich um Bände aus der längst untergegangenen Studentenbücherei, die sich unter die Bestände der Bibliothek gemischt hatten. Der Fund überraschte ihn: Niemand hatte bis dato eine Ahnung, dass sie noch existierten.
Ausstellung zum Jahrestag der Bücherverbrennung in Köln
Die Studentenbücherei war ab 1919 in den Räumen der Universitätsbibliothek angelegt worden, die sich damals noch an der Claudiusstraße befand. Populäre und populärwissenschaftliche Literatur konnte hier ausgeliehen wurden, finanzielle Unterstützung für die Einrichtung gab es aus der Kölner Wirtschaft, auch Buchhandlungen spendeten. Zwischen 1940 und 1946 wechselten etwa 6000 Bände der Studentenbücherei an die Universitäts- und Stadtbibliothek, um danach in Vergessenheit zu geraten. Doch mittlerweile konnten rund 300 Bücher wieder identifiziert werden.
Dass einige davon ab Donnerstag im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek ausgestellt werden, ist einem traurigen Jahrestag zu verdanken: Vor 90 Jahren fanden deutschlandweit Bücherverbrennungen statt. Der symbolträchtigen Kampagne „wider den undeutschen Geist“ fielen Werke von Autoren zum Opfer, die den Nazis nicht passten. In Köln nahm die von der Kölner Studentenschaft und dem NS-Studentenbund organisierte Bücherverbrennung am Abend des 17. Mai 1933 am Universitätsgebäude an der Claudiusstraße ihren Lauf.
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Spannende Mutmaßungen über tatsächlich verbrannte Bücher in Köln
Was Andreas Freitäger an dem Zufallsfund aus dem Jahr 2020 besonders spannend fand: Der Senat der Kölner Universität hatte am 1. Mai 1933 beschlossen, dass die Universitätsbibliothek verschont bleiben sollte. Das „Brennmaterial“ sollte vielmehr der Studentenbücherei entnommen werden.
Ob und wie sich die Studentenschaft daran tatsächlich bediente, darüber schweigen die Quellen. „Wir wissen nicht genau, was verbrannt wurde“, sagt Andreas Freitäger. Interessant sei, dass einige Titel, die auf der „Schwarzen Liste“ der geächteten Literatur standen, offenbar weder dem Feuer übergeben wurden, noch in den „Giftschrank“ wanderten.
Jedenfalls tauchten bei der jüngsten Recherche Romane von Alfred Döblin, Egon Erwin Kisch oder Ernst Toller auf, die den Nazis eigentlich ein Dorn im Auge waren. „Nach der reinen Lehre hätten sie verbrannt werden sollen“, wundert sich Andreas Freitäger: „Das ist ein Feld für Mutmaßungen.“
Kölner Uni-Direktor: Universität Köln hat sich mitschuldig gemacht
Die von ihm kuratierte Ausstellung zeigt einige der verschonten Schmöker, aber auch Artefakte von schlagenden Verbindungen, die die nationalsozialistische Machtergreifung 1933 begrüßten und an der Kölner Bücherverbrennung teilnahmen. Ebenfalls am Feuer stand damals der Kölner Germanist Ernst Bertram, dessen Freundschaft mit dem Schriftsteller Thomas Mann endete, als sich Bertram als Anhänger der Nazis zu erkennen gab.
Die perfide Aktion war ursprünglich für den 10. Mai 1933 angesetzt worden, so wie in den meisten deutschen Städten. Der Termin war jedoch kurzfristig abgesagt worden – offiziell wegen schlechten Wetters. Tatsächlich hatte die Professorenschaft ihre Teilnahme abgesagt. Vermutlich habe es hinter den Kulissen Streit um Machtfragen zwischen Studenten und Lehrkräften gegeben, sagt Andreas Freitäger.
Die Probleme konnten schließlich ausgeräumt werden: Am 17. Mai waren Mitglieder des Senats dabei, als die Bücher brannten. „Die Universität Köln hat sich durch diese Mitwirkung an der Bücherverbrennung mitschuldig gemacht und bekennt sich voller Scham zu ihrer Verantwortung“, schreibt Universitäts-Rektor Axel Freimuth in einem Begleitband zur Ausstellung.
Die Ausstellung unter dem Titel „Verbrannt. Verfemt. Verboten.“ ist vom 11. Mai bis zum 30. Juli im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek, Universitätsstraße 33, zu sehen.