Die „Sweet but Psycho“-Sängerin hat ihre erste Europatournee mit einem Konzert in Köln abgeschlossen. Viele Fans sind enttäuscht.
Glitzer-Pop im SchnelldurchlaufWarum Ava Max in Köln viele Fans enttäuschte
Die Melodie von „The Motto“ dröhnt weiter aus den Boxen, Ava Max winkt nochmal in die Menge: „I love you, Cologne!“ Und schon huscht sie von der Bühne, das Licht geht sofort an. Eine Stunde, nachdem die US-Popsängerin die Bühne betreten hat, ist es schon wieder vorbei. Eine Pop-Hitparade im Schnelldurchlauf – viel hängen bleibt am Ende des Abends nicht.
Ava Max feierte ihren Durchbruch 2018 mit „Sweet but Psycho“, die Dance-Pop-Hymne stürmte weltweit die Charts. In diesem Jahr kann die 29-Jährige endlich auf Tour gehen, die heißt passend „On Tour (Finally)“. Auf ihrer Europatournee stehen zwei Ziele in Deutschland an, bevor es wieder in die USA geht: Am Sonntag trat sie im Hamburger Stadtpark auf, am Montag geht es in Köln weiter.
Konzert in Köln: Ava Max lässt Fans warten
Doch bevor Ava Max auf die Bühne tritt, müssen ihre Fans im Palladium erstmal geduldig warten. Emlyn, Avas Support in Europa, hat schon lange die Bühne verlassen, aus den Boxen schallen Partyhits. Die Konzertbesucherinnen und -besucher werden langsam ungehalten, jede Bewegung auf der dunklen Bühne sorgt für Aufregung und Pfiffe. Das überrascht nicht: Auf Ava Max‘ Instagram-Profil haben schon Fans vom Konzert in Hamburg, Zürich und Amsterdam in Kommentaren wütend von langen Wartezeiten berichtet.
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Fast eine Stunde nach Emlyns Abschied und knapp eine halbe Stunde später als geplant ist es dann endlich so weit: Das Palladium wird dunkel, auf der Bühne wird ein menschhoher Glitzer-Diamant sichtbar, angestrahlt von LEDs an der Bühnenrückwand. Zu den Anfangstakten von „Diamonds & Dancefloors“ kommt Ava Max erste Ansprache an ihre Kölner Fans – vom Band. Mit „My Head & My Heart“ erscheint sie dann gegen 21.30 Uhr auch endlich auf der Bühne, ihr blau-glitzerndes Kostüm reflektiert das Scheinwerferlicht.
Ava Max: Mehr Playback als Live-Gesang
Was dann folgt, ist leider eher enttäuschend: Bei den meisten Songs ist mehr Playback als Live-Gesang zu hören. Zwischen den Hits sind nur kurze Pausen, kein Wunder also, dass Ava Max nicht die Luft hat, um mehr zu mitzusingen. In rund 60 Minuten spult die Popdiva mit albanischen Wurzeln in Rekordtempo ihre Charthits ab: Auf „My Head & My Heart“ folgt „Who’s laughing now“, nur wenig später kommt „Kings & Queens“, mit einer weiteren Ansage vom Band kündigt Ava Max „Weapons“ an, „Salt“ und „Maybe You’re The Problem“ folgen kurz darauf.
Dazu tanzen vier weiß gekleidete Frauen um die Popsängerin herum, alles ist perfekt durchchoreografiert. Die Tänze erinnern dabei in ihrer Art an die Kurzvideoplattform „TikTok“ – viele Armbewegungen und zu den Songtexten passende Gesten. Das ist keine Überraschung, wo Ava Max gerade auf „TikTok“ etwa mit „Not Your Barbie Girl“ zu Beginn ihrer Karriere Erfolg feierte.
Entsprechend jung – und Social-Media-affin – sind auch viele ihrer Fans im Palladium. Mancher Konzertgast hat am Ende vermutlich mehr Videomaterial auf dem Handy als tatsächliche Erinnerungen an den Auftritt. Die einzige Ruhepause kommt, als Ava Max in „One Of Us“ über eine gescheiterte Beziehung singt. Bei der „wahren Geschichte“, wie sie den Song ankündigt, wird sie nur von einer Gitarre begleitet.
Und hier stellt die Popsängerin auch endlich ihr stimmliches Talent unter Beweis. „Alone, Pt. II“ kündigt ihre Stimme dann wieder vom Band an. „Together we are never alone“ – das wäre eine tolle Botschaft, wenn Ava Max sie doch nur live sagen würde. Das durchchoreographierte, durchgescriptete Programm verliert bei aller Perfektion an Authentizität.