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15 Menschen in TodesgefahrBewohner soll Mehrfamilienhaus in Köln angezündet haben

Lesezeit 2 Minuten
Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Ralf Stark beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Ralf Stark beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht äußerte sich der Mann zu den Vorwürfen. Ihm droht die Einweisung in die Psychiatrie.

Das Mehrfamilienhaus auf der Tiefentalstraße in Mülheim brannte lichterloh. Während Bewohner im Erdgeschoss gerade noch eigenständig vor den Flammen und Rauchschwaden flüchten konnten, waren Familien mit kleinen Kindern im Obergeschoss regelrecht gefangen. Für das Feuer verantworten muss sich nun ein 55-Jähriger vor dem Kölner Landgericht. Ihm droht die dauerhafte Einweisung in die Psychiatrie.

Köln: Explosion in der Wohnung des Beschuldigten

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bürgergeldempfänger vor, das Feuer im Februar dieses Jahres vorsätzlich gelegt zu haben. So habe er Benzin auf dem Holzboden seiner Wohnung im ersten Obergeschoss verteilt und dieses angezündet. Seine Absicht sei es gewesen, das ganze Haus in Brand zu setzen. „Ihm war gleichgültig, wie viele Personen in Gefahr gerieten“, sagte die Staatsanwältin.

Wohnhausbrand Tiefental Straße 39, 16.02.24

Wohnhausbrand Tiefental Straße 39, 16.02.24

In der Wohnung des Beschuldigten kam es laut Akten zur Explosion, die Wohnungstür und alle Fenster flogen aus der Verankerung. Auch bei den Nachbarn im zweiten Obergeschoss löste sich die Tür aus dem Rahmen. „Bevor das Treppenhaus vollständig verrauchte, konnten zwei Parteien aus dem Erdgeschoss flüchten“, so die Staatsanwältin. Weiter oben hingegen wurde es dramatisch.

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Köln: Familien mussten per Drehleiter gerettet werden

Die Wohnung einer Familie mit zwei kleinen Kindern habe sich mit Rauch gefüllt. Offenbar in Todesangst retteten sich die Eltern mit Sohn und Tochter in die jeweiligen Kinderzimmer und atmeten Frischluft durch die geöffneten Fenster. Die Feuerwehr rettete die Familie per Drehleiter und auch einen Nachbarn, der in völliger Panik auf den Balkon der Wohnung gesprungen war.

Im Obergeschoss musste auch ein Mann mit seinen drei Enkeln in der Wohnung ausharren. „Es ist allein dem Zufall geschuldet, dass es keine Todesopfer gab“, so die Staatsanwältin. Insgesamt 15 Bewohner waren von dem Feuer betroffen, es waren 50 Feuerwehrleute und 18 Fahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Einsatz. Der Sachschaden beziffert sich auf 292.000 Euro.

Köln: Beschuldigten droht dauerhafte Klinikeinweisung

Der mutmaßliche Brandstifter konnte bis nach Spanien flüchten, er wurde per internationalem Haftbefehl gesucht. Nach eigener Angabe wurde der 55-Jährige festgenommen, als er die Grenze nach Marokko passieren wollte. Beim Prozessauftakt stritt der Mann die Vorwürfe ab: „Ich war das nicht.“ „Wer soll es denn sonst gewesen sein?“, fragte der Richter. Die Antwort: „Ich weiß es nicht.“

Dass er in seiner Wohnung noch 45 Dosen mit Butangas gelagert hatte, erklärte der Beschuldigte mit seinem Campingkocher. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Beschuldigte schuldunfähig ist. Er leide an paranoider Schizophrenie, sei eine Gefahr für die Allgemeinheit. Ihm droht daher die unbefristete Klinikeinweisung. Beim Prozess schilderte der Mann, sich verfolgt gefühlt zu haben.