Köln – Richter, Schöffen, Staatsanwältin und Verteidiger waren am Donnerstag bereits im Saal 29 des Amtsgerichts versammelt, der Prozess um einen Millionendiebstahl von Ford-Motoren stand unmittelbar bevor – doch es fehlten die Beschuldigten. „Die Angeklagten können nicht vorgeführt werden, es stehen keine Wachtmeister mehr zur Verfügung“, verkündete Richter Karl-Heinz Seidel.
Corona-Fall sorgt für Vertagung von Diebstahl-Prozess
Richter Seidel sprach von einem aktuellen Corona-Fall in der Vorführstelle des Gerichts; hier hatten die in Haft sitzenden Angeklagten auf den Verhandlungsbeginn gewartet. „Wir müssen uns vertagen“, sagte Seidel, in genau einer Woche wolle man sich wieder treffen. Auch die beiden anwesenden Zeugen wurden unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt.
Verteidigerin Lena Retschkemann zeigte sich irritiert, hatte sie doch fünf Minuten zuvor im Keller des Gerichtsgebäudes noch mit ihrem Mandanten gesprochen; da seien noch genügend Wachtmeister anwesend gewesen. Die gehören allerdings zum Landgericht. Aushelfen bei der Vorführung ins Amtsgericht durften diese aufgrund einer grundsätzlichen dienstlichen Trennung nicht.
Bei einem Wachtmeister des Amtsgerichts habe ein Corona-Schnelltest ein positives Ergebnis angezeigt, erklärt Sprecher Maurits Steinebach auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Acht weitere Kollegen aus der Wachtmeisterei seien daher als Kontaktpersonen ermittelt und vorsorglich vom Dienst freigestellt worden, alle müssen nun einen PCR-Test durchführen lassen.
Den Angeklagten im nun verschobenen Fall wird vorgeworfen, vergangenen September mit einem weiteren Komplizen am Diebstahl hochwertiger Motoren im Bereich des Ford-Geländes in Niehl beteiligt gewesen zu sein. Die Beschuldigten sollen einen ganzen LKW-Anhänger weggeschafft haben, der Verkaufswert der gestohlenen Gegenstände lag bei ungefähr einer Million Euro.
GPS-Sender führte zu gestohlenen Ford-Motoren
Ein vom Spediteur angebrachter GPS-Sender am Anhänger führte die Polizei zu den mutmaßlichen Tätern. In einem Industriegebiet in Kerpen-Sindorf fanden die Beamten den Auflieger, der mit einer Plane und falschen Nummernschildern versehen an einer polnischen Zugmaschine hing. Im Lkw saßen die Beschuldigten. Sie wurden festgenommen, gegen einen wird noch gesondert verhandelt.
Für die Angeklagten, zwei nicht vorbestrafte Familienväter aus der Ukraine, sei das natürlich misslich, sagte Verteidigerin Retschkemann, wollten diese den Prozess doch endlich hinter sich bringen. Dem Vernehmen nach hoffen sie auf Bewährung und die Entlassung aus der Haft. Für die Vertagung der Verhandlung zeigte Retschkemann aufgrund der Corona-Lage aber Verständnis.