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„Küken an die Wand geworfen“Cousine äußert sich im Fall des Kölner „Gully-Toten“

Lesezeit 2 Minuten
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Peter Syben beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Peter Syben beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Die Bluttat um den Gully-Toten aus Köln hatte offenbar einen familiären Hintergrund. Die Cousine des Angeklagten sagte im Landgericht aus.

Beim laufenden Prozess um den sogenannten „Gully-Toten“ wurden am Donnerstag die Hintergründe der Bluttat in Porz-Langel klarer. Die geschiedene Ehefrau des Getöteten (46) sagte im Zeugenstand, dass der Angeklagte ihr Cousin sei. Dieser habe sich bei ihrem Ex-Mann eingenistet. „Schmeiß ihn raus“, habe sie zu dem Vater ihrer beiden Kinder gesagt. Das soll zu der fatalen Tat geführt haben.

Köln: Streit um Wohnung endete laut Anklage tödlich

Im vergangenen März soll der später Getötete dem Angeklagten unmissverständlich gesagt haben, dass dieser die Wohnung verlassen solle. Aus Angst vor drohender Obdachlosigkeit sei der 41-Jährige daraufhin ausgerastet, so die Staatsanwaltschaft. Erst habe er den Wohnungsinhaber bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und getreten, dann 25 Mal mit einem Messer auf ihn eingestochen.

Neben einer Landstraße in Niederkassel-Lülsdorf befindet sich der Gully, in dem im März 2023 die Leiche entdeckt wurde.

Neben einer Landstraße in Niederkassel-Lülsdorf befindet sich der Gully, in dem im März 2023 die Leiche entdeckt wurde.

Die Leiche wurde später von einem Schüler im benachbarten Niederkassel-Lülsdorf in einem Gullyschacht an der Landstraße entdeckt – die Füße ragten noch heraus. Der Angeklagte soll laut Anklage eine Schubkarre von einem Grundstück entwendet, den toten Körper damit transportiert haben. Obwohl sich später seine DNA am Gullysieb fand, streitet der Mann die Tat kategorisch ab.

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Köln: Cousine berichtet von psychischen Auffälligkeiten

Für wenige Tage habe auch sie ihren Cousin bei sich aufgenommen, berichtete die Ex-Frau des Opfers. Durch seine Drogensucht habe er alles verloren und sei auf der Straße gelandet. Der Cousin habe ihre Wohnung verwüstet und Gewaltfantasien geäußert. „Er wollte Leute zerstückeln und in einen Brunnen werfen“, so die Zeugin. Letztlich hätten sie und Nachbarn die Polizei zur Hilfe gerufen.

Die Zeugin berichtete, mit dem Angeklagten in Italien aufgewachsen zu sein. Schon als Teenager habe dieser sich psychisch auffällig verhalten. „Er hat mit 15 Jahren Küken auf dem Markt gekauft und gegen die Wand geworfen“, sagte die Cousine. An den Drogen, Wahnvorstellungen und aggressivem Verhalten sei auch dessen Ehe gescheitert, aus der drei Kinder hervorgegangen waren.

Kölner Landgericht: Einweisung in die Psychiatrie droht

Im Vorfeld des Tatgeschehens hatte sich der Angeklagte auch in der Umgebung äußerst seltsam aufgeführt. So habe er einen nahegelegenen Pferdehof betreten, sei dort herumgestreunt – davon existiert ein Foto – und habe Reiterinnen unflätig beleidigt, sagte ein Zeuge. Der Besitzer des Reitstalls habe dann ein Platzverbot ausgesprochen, auch sei die Polizei hinzugerufen worden.

Bisher geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angeklagte aufgrund einer psychischen Erkrankung zumindest im Zustand verminderter Schuldfähigkeit gehandelt hat. „Er ist für die Allgemeinheit gefährlich“, sagte die Anklägerin. Dem Beschuldigten droht daher neben einer Gefängnisstrafe auch die dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.