- Die Kölner SPD zeigt sich seit Monaten zerstritten.
- Doch mit einem überraschenden Kandidaten zur OB-Wahl möchten sie nun Geschlossenheit demonstrieren.
- Andreas Kossiski soll sich bereiterklärt haben, die Herausforderung anzunehmen.
Köln – Parteichefin Christiane Jäger und Fraktionschef Christian Joisten schweigen weiterhin eisern. Sie wollen nach Monaten des Streits Geschlossenheit demonstrieren, wenn es um die Frage nach dem SPD-Oberbürgermeister-Kandidaten für die kommende Kommunalwahl geht. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ stehen die wochenlangen Spekulationen darüber, mit wem die Kölner SPD Oberbürgermeisterin Henriette Reker herausfordern will, offenbar vor dem Abschluss. Dem Vernehmen nach könnte es auf einen Kandidaten hinauslaufen, den viele bislang nicht auf dem Zettel hatten: Der Landtagsabgeordnete und ehemalige Kölner DGB-Chef Andreas Kossiski soll für die SPD antreten. Wie es heißt, hat sich der 61 Jahre alte Polizeibeamte, Ex-Dezernent im Kölner Polizeipräsidium und Vize im Kölner Stadtsportbund bereiterklärt, die Aufgabe anzunehmen.
Köln: Mehrere Absagen für SPD-Kandidatur
Jäger und Joisten dementierten am Freitagabend, dass die Würfel schon gefallen sind. Man sei weiterhin „mit mehreren Personen im Gespräch“, so Joisten. „Es gibt keine Vorentscheidung“, sagte Jäger. In den letzten Tagen wurden die Namen der Düsseldorfer Kämmerin Dorothee Schneider, die lange in der Kölner Verwaltung gearbeitet hat, sowie der ehemaligen NRW-Familienministerin Christina Kampmann gehandelt. Beide sollen genau wie Ex-Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin abgesagt haben. Noch kein Dementi gibt es von Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes. Dem ehrgeizigen Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann wird nachgesagt, dass er mittlerweile gar zu einer innerparteilichen Kampfkandidatur bereit sei.
Der mögliche Spitzenkandidat Andreas Kossiski bringt vieles mit, was den OB-Wahlkampf noch einmal spannend machen könnte: Er ist bestens vernetzt und kann auf viel Sympathie in großen Organisationen und Netzwerken hoffen. Neben den Gewerkschaften und dem Stadtsportbund sind das auch viele Initiativen aus dem interkulturellen, kulturellen und sozialen Bereich. Kossiski ist im Bündnis „Köln stellt sich quer“ aktiv, engagiert sich gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
OB-Wahl: Gut vernetzter Herausforderer
In der SPD traut man ihm zu, Anhänger von Grünen und Linken zu gewinnen. Als Ex-Polizist mit klaren Vorstellungen zum Thema Sicherheit könnte er zudem auch für unzufriedene CDU-Wähler interessant werden. Kossiski gilt als gemäßigter, pragmatischer Sozialdemokrat.
Geboren wurde er in Itzehoe an der Nordsee. Bis 2003 war er Polizeibeamter in Schleswig-Holstein. Das Studium an der Polizeiführungsakademie in Münster brachte ihn nach Nordrhein-Westfalen. In Bonn war er am Aufbau des Deutschen Forums für Kriminalprävention beteiligt, bevor er zur Kölner Polizei kam, wo er von 2006 bis 2008 dem Leitungsstab an gehörte. 2009 wurde das langjährige Mitglied der Polizeigewerkschaft zum Kölner Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes gewählt. Die Aufgabe nahm er bis 2017 wahr.
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Fünf Jahre zuvor gewann er zum ersten Mal das Direktmandat im Kölner Norden für den Landtag. Dort ist er unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses und Mitglied des Sportausschusses. Er leitet zur Zeit den Untersuchungsausschuss des Landtags zu den Versäumnisse von Behörden im Fall des Missbrauchs- und Kinderpornoskandals auf einem Campingplatz in Lüdge. Andreas Kossiski ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und einen Enkel.
Seine Kandidatur wäre eine Überraschung, da sein Name bei den Spekulationen in der SPD um die spannende Personalie bislang keine Rolle spielte. Nicht wenige hatten ihn für die Zeit nach der nächsten Landtagswahl bereits auf dem Weg in den Ruhestand in der Toskana gesehen.
Einer Nominierung müsste die Partei auf einer Delegiertenkonferenz zustimmen. Die ist für den 14. Februar terminiert.