Köln – Wenn ein Mann mit einem großen Luftballon durch die Stadt stiefelt, dann muss man den doch ansprechen, oder? Zumal, wenn außer Sternen und Punkten „Welcome Baby“ draufgedruckt ist. „Sie sind Va...?“, weiter muss ich gar nicht fragen, das beseelte Lächeln ist Antwort genug. Er sei vor drei Wochen Vater geworden, bestätigt mir der junge Mann in Lederjacke. „Und seitdem laufen Sie mit einem Ballon herum?“, frage ich. Er lacht. „Um Gottes Willen, nein!“
Er komme aus Berlin, und das sei ein Geschenk, das er gerade von Kölner Freunden bekommen habe. Ich blicke auf den schwer wirkenden Rucksack, den er außer dem Luftballon mit sich herumträgt. „Und Sie schlafen unter der Brücke?“, frage ich nicht wirklich ernsthaft, was mein Gegenüber (ebenfalls nicht ernsthaft) bejaht. Wir lachen beide.
Zwei Kakao, bitte
Als der Kakao – passenderweise mit Herzmuster – serviert ist, erfahre ich, dass Felix Witzlau Schauspieler ist. Einmal im Monat komme er für eine knappe Woche nach Köln, um hier im Theater im Bauturm zu spielen. Seit 2017 stehe er mit Maximilian Hildebrandt, einem Kollegen, der wie er die Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Berlin absolviert habe, im Zwei-Personen-Stück „Don Quijote“ auf der Bühne.
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Seit März dieses Jahres spielten die beiden zusätzlich „Moby Dick“, ebenfalls unter der Regie von Kieran Joel. Nachdem Witzlau mir mit ähnlicher Begeisterung von den beiden Stücken berichtet hat, wie von Töchterchen Merith Irea, verspreche ich, zumindest eine der beiden Aufführungen zu besuchen.
Einsam zwischen mehr Kühen als Menschen
Der 30-jährige Schauspieler wohnt seit zehn Jahren in Berlin – zusammen mit seiner Freundin, einer Engländerin aus Suffolk. Gebürtig stamme er aus einem sehr kleinen Dorf in Brandenburg, „wo es mehr Kühe als Menschen“ gab. – „Wie war das?“ – „Einsam“, entgegnet der 30-Jährige wie aus der Pistole geschossen. „Schöne Landschaft und Wiesen, aber man möchte so schnell wie möglich raus.“
Als frischgebackener Vater, wie man so sagt, interessiert mich, mit welchen Gedanken oder Wünschen er auf die Zukunft seiner kleinen Tochter schaut. Witzlau denkt einen Moment nach. „Was man sicher sagen kann, ist, dass sich der Fokus gegenüber früheren Generationen verschoben hat“, wo es mehr um „einen guten Beruf“ ging.
„Sensibel zu sein, wach und interessiert“
„Natürlich will ich, dass sie glücklich wird. Aber das wollen ja alle Eltern“, fügt er lächelnd hinzu. „Sensibel zu sein, wach und interessiert“, würde er sich für sie wünschen. Was er toll finde, sei, dass die nachfolgenden Generationen – etwa im Vergleich zur Kriegs- und Nachkriegsgeneration – „immer empathischer, cooler und weltoffener geworden“ seien.
Darüber, ob man gewisse Dinge tun dürfe oder nicht, was sich gehöre oder womöglich nicht schicklich sei, müsse sich seine Tochter zum Glück keine Gedanken mehr machen. Bewegungen wie „Fridays for Future“ seien großartig. „Wenn ich mir vorstelle, was ich gemacht habe, als ich 14 war. Da habe ich vor meinem Computer gesessen und Kühe gezählt.“
Unsere Serie: Zwei Kaffee, bitte!
Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?