Leere Straßen, volle Blasen: Tore sind nicht das einzige, was sich während eines EM-Spiels zählen lässt. Die ungewöhnlicheren Daten eines EM-Abends in Köln.
EM in ungewöhnlichen ZahlenWarum der Wasserverbrauch sinkt, wenn Musiala trifft
Zwei Spiele, zwei Siege, sieben Tore – und der Einzug ins Achtelfinale ist eigentlich nur noch Formsache. Die deutsche Nationalmannschaft hat mit dem 2:0 gegen Ungarn den Traumstart bei der Europameisterschaft 2024 eingetütet.
Obwohl der zweite Sieg des DFB 380 Kilometer entfernt im Stuttgarter Stadion stattfindet, ist die Euphorie auch in Köln zu spüren. Etliche Fußballfans sind in der Stadt unterwegs. So viele, dass der Einlass zu den offiziellen Fanzonen am Heumarkt und Tanzbrunnen gegen 18 Uhr bereits gestoppt wird.
EM in Köln: 57 Prozent mehr Fußgänger als sonst
Die vielen Fußballbegeisterten machen sich auch in den Daten von „Hystreet“ bemerkbar, einem Kölner Unternehmen, das Passantinnen und Passanten in Fußgängerzonen deutscher Städte zählt. An einem üblichen Mittwoch sind demnach durchschnittlich rund 35.000 Menschen auf der Hohe Straße unterwegs. Am Tag des zweiten Deutschlandspiels sind es knapp 55.000 – rund 57 Prozent mehr als sonst.
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Gegen 14 Uhr zählt das Unternehmen am Mittwoch rund 5600 Passanten. Vermutlich versammeln sich bereits zu diesem Zeitpunkt viele Fußballfans, um später das Spiel Ungarn gegen Deutschland in einer der Fanzonen zu schauen. Pünktlich zum Anpfiff um 18 Uhr bricht die Anzahl der Menschen auf der Hohe Straße drastisch ein.
Bis 22 Uhr verringert sich die Zahl immer weiter – bis „Hystreet“ schließlich um 23 Uhr 2062 Menschen in der Hohen Straße registriert. Ein Großteil davon dürften feiernde Schotten gewesen sein, die nach dem Remis gegen die Schweiz aus dem für die EM 2024 zum „Cologne Stadium“ unbenannten Rhein-Energie-Stadion kommen.
Wasserverbrauch in Köln steigt zur Halbzeitpause
Auch der Wasserverbrauch in Köln wird von der Europameisterschaft beeinflusst: Pünktlich zum Anpfiff um 18 Uhr sinkt der deutlich. Anstatt die Toilette zu benutzen, zu duschen oder die Gießkanne zu befüllen, sitzen die Menschen um diese Zeit vor den Bildschirmen.
Als gegen 18.22 Uhr Jamal Musiala für Deutschland zum 1:0 trifft, jubelt Köln – und der Wasserverbrauch sinkt erneut. Woran das liegt? Eugen Ott, Sprecher der Rhein-Energie, vermutet: „Vielleicht hoffen die Menschen, dass noch ein Tor geschossen wird, oder sie vergessen in all der Euphorie, dass sie mal mussten.“
18.48 Uhr, Pinkelpause! Pünktlich zum Ende der ersten Halbzeit schießt der Wasserverbrauch in Köln steil nach oben und erhöht sich kurzfristig um knapp 50 Prozent – um erneut abzuflauen, als die zweite Halbzeit angepfiffen wird. Das 2:0 von İlkay Gündoğan um 19.25 Uhr sorgt wieder für einen leichten Einbruch im Wasserverbrauch. Nach dem Abpfiff um 19.52 Uhr steigt der Verbrauch dann wiederum drastisch, als sich all die Fußballfans, die ihre Blase während der zweiten Halbzeit unter Kontrolle gehalten haben, erleichtern.
Die Daten zeigen übrigens nur den Wasserverbrauch auf der linken Rheinseite. „Die Wassernetze sind historisch bedingt getrennt, es gibt nur eine Verbindung unter dem Rhein“, erklärt Eugen Ott. „Auf der anderen Rheinseite dürfe das Bild jedoch nicht anders sein.“
Notaufnahme in der Uniklinik ist bei Deutschlandspielen ruhiger als sonst
Obwohl so viele feiernde Fußballfans in Köln sind, fällt die Bilanz von Frank Wißbaum, dem Einsatzleiter der Polizei, positiv aus: „Ich freue mich, dass mehrere zehntausend begeisterte Fußballanhänger vor und im Stadion, in den Fanzonen und in der Innenstadt gemeinsam in einer fröhlichen Atmosphäre gefeiert haben.“ Nur vier Fans mussten demnach in Polizeigewahrsam ausnüchtern.
Hinzu kommen vereinzelte Einsätze, unter anderem wegen Pyrotechnik, die Fans aus Schottland und der Schweiz bei ihren Märschen, an denen laut Polizei mehr als 40.000 Menschen teilnahmen, am Tanzbrunnen sowie am Konrad-Adenauer-Ufer zündeten. Am Stadion verletzte sich ein radfahrender Ungar schwer, als er mit einem mutmaßlich alkoholisierten Schweizer auf einem E-Scooter kollidierte. Fünf schottische Fans zeigte die Polizei zudem wegen Hausfriedensbruch an, weil sie in einen abgesperrten Bereich einbrechen wollten. Ein Schottland-Fan verletzte sich schwer, als er über den Stadionzaun kletterte.
Laut der Stadt Köln ist der Länderspiel-Mittwoch ebenfalls auf einem normalen Niveau gewesen: Der Rettungsdienst ist 429 Einsätze gefahren, die Feuerwehr 55 Einsätze. Ähnlich beurteilt es die Uniklinik Köln, dort habe man keine Mehrbelastung feststellen können. Im Gegenteil: Bei Deutschland-Spielen sei es in der Notaufnahme sogar ruhiger als sonst.