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Land streicht Geld für BeratungExistenz der Arbeitslosenzentren steht auf dem Spiel

Lesezeit 3 Minuten

Beratungen im Eisenbahnwagon: der Kellerladen.

  1. Die Kölner Arbeitslosenzentren werden im kommenden Jahr nicht länger vom Land NRW gefördert.
  2. Hintergrund ist, dass offenbar die Bedingungen von prekär beschäftigten osteuropäischen Arbeitern zum Beispiel in Schlachthöfen in den Fokus gerückt werden sollen.
  3. Jedoch: In Köln gibt es überhaupt keine Schlachthöfe.

Köln – Was bisher nur als Ankündigung im Raum stand, ist nun Gewissheit. Wie Sozialdezernent Harald Rau im jüngsten Sozialausschuss mitteilte, werden die Kölner Arbeitslosenzentren im kommenden Jahr nicht länger vom Land NRW gefördert. Sieben Einrichtungen werden ab 2021 ohne einen Zuschuss von 15 600 Euro auskommen müssen.

„Das mag sich nicht viel anhören, unsere Existenz steht aber damit auf dem Spiel“, sagte Theresia Dopke, Geschäftsführerin des Kellerladens in Bilderstöckchen. „Minister Laumann hat mit seinem Plan die gesamte Beratungsstruktur zerschlagen“, kritisiert auch Beate Mages vom Vingster Treff. Betroffen sind Vereine wie Veedel e.V., der Kellerladen, der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit und der Lindweiler Treff.

Angebot können nur große Zentren leisten

Hintergrund ist, dass Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) offenbar die Bedingungen von prekär beschäftigten osteuropäischen Arbeitern zum Beispiel in Schlachthöfen in den Fokus rücken will. Diese Menschen sollen künftig auch von Beratungsstellen in Köln bedient werden, zum Teil sollen Berater vor Ort die Betroffenen ansprechen.

Bloß: „In Köln gibt es überhaupt keine Schlachthöfe“, sagt Mages. Zudem könnten dieses Angebot nur relativ große Zentren leisten – in der Regel die sogenannten Erwerbslosenberatungsstellen. Die meist kleineren Arbeitslosenzentren sind in der Regel niederschwelliger unterwegs und oft auf das Viertel ausgerichtet.

Einsparungen bei Beratungsstellen

Laumann will offenbar auch Geld einsparen. Denn statt vier Stellen bei den Erwerbslosenberatungsstellen werden künftig nur noch 3,5 finanziell unterstützt. Die Förderrunde für 2021 läuft derzeit. Fünf Anträge seien eingegangen, nur eine Bewerbung mit 3,5 Stellen wird gefördert. Wer den Zuschlag erhält, entscheidet sich frühestens Ende September. In der Vergangenheit erhielten das Kölner Arbeitslosenzentrum, ABC Höhenhaus, der Vingster Treff und das Begegnungs- und Fortbildungszentrum Muslimischer Frauen eine Unterstützung. Echo Chorweiler wurde von der Stadt gefördert.

Kritisiert wurde die Landesregierung von den Kölner Linken. Dass in Köln die Zahlen der Langzeiterwerbslosen 2019 um zwei Prozent gefallen sei, sei auch der Arbeit der Arbeitslosenzentren zu verdanken, sagte Fraktionschef Jörg Detjen. „Diese Erfolge werden nun zunichte gemacht.“ Detjen forderte die Stadt auf, die Zentren finanziell zu unterstützen. „Wenn die Stadt Köln nicht zusätzliche Mittel in die Hand nimmt, wird es in weiten Teilen der Stadt einen Kahlschlag der Erwerbslosenunterstützung geben.“

Nicht auf neue Förderrunde beworben

Das Arbeitslosenzentrum Kellerladen hatte sich auf die neue Förderrunde erst gar nicht beworben. „Die Hürden waren uns zu hoch. Wir können keine Mitarbeiter in Schlachthöfe schicken“, sagte Dopke. Durch den Wegfall der Landesgelder sei die Beratung ab Januar nicht gesichert. Dabei sei die Nachfrage groß in einem Viertel wie Bilderstöckchen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und Problemen wie Drogen und Kriminalität. „Man kann hier nicht die Beratung einfach einstampfen.“

Ähnlich sieht das Karin Hofmann vom Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit: 3600 Besucher hatte der Verein schon 2019, in der Corona-Zeit seien die Anfragen um 40 Prozent gestiegen. Häusliche Gewalt gegen Frauen, Abschiebungen oder Zugang zu digitalen Medien für Schulkinder seien nur einige der Themen, zu denen der Verein berät. 46 Prozent der Hilfesuchenden seien alleinerziehend, viele hätten einen Migrationshintergrund.

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„Die Not der Menschen ist groß“, sagt auch Beate Mages vom Vingster Treff, der sich als Erwerbslosenberatungsstelle um eine weitere Förderung bemüht hat. Wenn die Arbeitslosenzentren aus dem Kölner Netzwerk künftig herausgelöst werden, würden aber auch die Sorgen im Vingster Treff nicht kleiner. „Wir haben gar nicht die Kapazitäten, um die zusätzlichen Anfragen zu bearbeiten.“