Köln – Pauline Brünger und Amadeo Kaus spazierten am Dienstag frohen Mutes über den Campus der Handwerkskammer in Ossendorf. Die beiden Aktivisten haben sich erklären lassen, wie das Handwerk an den Stellschrauben für die Bewältigung der Klimakrise drehen will, wie die Installation erneuerbarer Energiequellen weiter beschleunigt werden könnte. Hans Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer, sagte, die Zielrichtung des Handwerks und der Aktivisten sei dieselbe. „Wir setzen um, was nötig ist. Wärmepumpen, Solaranlagen, E-Mobilität – ohne das Handwerk wäre das alles nicht möglich.“
Brünger sieht das ganz ähnlich: „Was wir brauchen, sind Expertinnen und Experten im Handwerk, die umsetzen: Solaranlagen auf die Dächer, energetische Sanierung der Gebäude.“ Dafür brauche es die politischen Rahmenbedingungen, das Handwerk müsse aufgewertet werden. „Wir wissen alles, was wir über die Klimakrise wissen müssen“, sagte sie. „Das einzige Problem ist das Umsetzungsproblem.“
Kölner Gewerkschaften haben Austausch vermittelt
Vermittelt wurde der Besuch vom Kölner Gewerkschaftsvorsitzenden Witrich Roßmann, der gemeinsam mit den Fridays-Aktivisten bereits mehrere Friedensdemonstrationen für die Ukraine organisierte. Die Abhängigkeit von russischem Gas mache die Energiewende nun noch dringlicher, betonte er. „Wir müssen die Lage in der Ukraine auch unter dem Gesichtspunkt der Klimarettung verstehen. Beides gehört zusammen“, sagte Roßmann. Brünger forderte einen Stopp der Energieimporte aus Russland: „Wir müssen aufhören, Putin jeden Tag Millionen zu schicken.“
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Drei Jahre nach den ersten großen Klimastreiks ist die Fridays-Bewegung sichtlich bemüht, einen Weg in die Mitte der Gesellschaft einzuschlagen. Auch Luisa Neubauer, das deutsche Gesicht der Fridays-Bewegung, wollte den Campus besuchen, musste aus privaten Gründen jedoch absagen. Die Ampel-Koalition gehe in ihrer Klimapolitik nicht weit genug, merkte Brünger fast pflichtbewusst an. Nach Fundamentalopposition sieht ihr Auftreten am Dienstag aber längst nicht aus. Amadeo Kaus ergänzt: „Die handwerklichen Berufe sind eine echte Perspektive.“ Hier könne man aktiv an der Energiewende, an der Klimawende arbeiten.
Pauline Brünger empfiehlt jungen Menschen das Handwerk
Läuft die Bewegung Gefahr, sich im Sinne der guten Sache für Einzelinteressen einspannen zu lassen? Brünger sieht das nicht so. „Es geht hier um ein gemeinsames Interesse von uns allen. Dass die Lage komplex ist und dass es auch Interessenskonflikte gibt, merken wir natürlich.“ Aber: Für eine echte Klimawende brauche es eben einen Schub im Handwerk. „Wenn ihr nach einem Weg sucht, euch für Klimagerechtigkeit einzusetzen, dann könnt ihr das auf der Straße tun, aber auch im Handwerk“, appellierte Brünger an ihre Generation.
Eine Botschaft, die Hans Wollseifer nur allzu gerne hört, er selbst spricht von „Klimaschutzberufen“ und erfindet kurzerhand das Motto „Demonstrieren und installieren“. Ob es durch den Schulterschluss mit Fridays for Future tatsächlich gelingen wird, wieder mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, wird sich zeigen.