Köln – Der überraschende Sinneswandel von Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat die Gegner der Ausbaupläne des 1. FC Köln am Geißbockheim beflügelt. „Wir sind sehr erfreut darüber, weil es eine Richtung ist, die die Oberbürgermeisterin bisher nicht eingeschlagen hat“, sagte Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ am Sonntag.
Reker war am Freitag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Distanz zu den FC-Plänen gegangen: „Ich würde mir wünschen, dass wir im Einvernehmen mit dem FC einen anderen Platz finden“ – mit diesem Satz rückte sie mitten im laufenden Bebauungsplanverfahren deutlich ab von der bisherigen Linie der Verwaltung wie von den Wünschen des 1. FC Köln.
Alternativen zum Geißbockheim müssen her
Die Bürgerinitiative werde nun mit neuem Elan weitermachen, so ihr Sprecher Skorzenski. „Die aktuelle Entwicklung zeigt uns ja, dass wir nicht ganz falsch gelegen haben.“ Nun müsse schnell eine Alternative zum Geißbockheim gefunden werden. „Die Standorte sind ja bereits mehrfach geprüft worden.“ Reker selbst wollte sich am Freitag noch nicht auf konkrete Alternativen zum Ausbau im Äußeren Grüngürtel festlegen.
Reker Sieht auch Stadion-Ausbau kritisch
Den Plänen und Wünschen des 1. FC Köln für einen Ausbau des Stadions in Müngersdorf versetzte OB Reker ebenfalls einen Dämpfer. Eine Vergrößerung der Stadion-Kapazität auf 75 000 Zuschauer, wie vom Bundesligisten zuletzt vorgestellt, sehe sie noch nicht, sagte die Oberbürgermeisterin. „In der vom FC gewünschten Form wird der Ausbau sicher nicht möglich sein.“ Der 1. FC Köln verfolgt die Erweiterung des bislang 50 000 Zuschauer fassenden Rhein-Energie-Stadions seit einigen Jahren. Bislang gibt es jedoch nur Pläne und Studien. (chh)
Brigitta von Bülow, Fraktionschefin der Grünen, die Reker zusammen mit der CDU im Stadtrat unterstützen, hatte wiederholt gefordert, dass der FC seinen Ausbaubedarf in Marsdorf umsetzen solle. Dort ist auf einer großen Ackerfläche an der A1 bislang der Neubau des Großmarktes als Ersatz für die Markthalle an der Bonner Straße vorgesehen. Doch auch gegen diese Pläne gibt es Widerstand.
Das Verfahren um den Ausbau des Trainingsgeländes am Geißbockheim befindet sich momentan in der Phase der Bürgerbeteiligung. Der 1. FC Köln hatte erst am vergangenen Donnerstag seine Mitglieder aufgerufen, sich noch bis zum 30. August möglichst zahlreich mit positiven Stellungnahmen für die Pläne an die Stadt zu wenden. Er gehe weiterhin davon aus, dass der Verein im vierten Quartal dieses Jahres die zugesicherte Baugenehmigung bekommen werde, hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle am Freitag gesagt.
SPD kritisiert Reker scharf
Die SPD-Ratsfraktion stützt die Haltung des FC: „Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass die OB mitten im Bebauungsplan-Verfahren von ihrem bisherigen Vorgehen abrückt“, sagte Fraktionschef Christian Joisten am Sonntag. Er sei fassungslos über die neue Entwicklung. „Wenn sich noch nicht einmal der 1. FC Köln auf Vereinbarungen mit der Stadt verlassen kann, wer denn dann?“
Das könnte Sie auch interessieren:
Joisten verwies auf die Verhandlungen zwischen Reker und den Grünen über deren Unterstützung einer erneuten OB-Kandidatur im Jahr 2020. „Bisher hatte ich Reker und auch Baudezernent Greitemann als verlässliche Partner des FC erlebt. Nun geht die OB auf Distanz, weil sie für ihre Wiederwahl die Unterstützung der Grünen braucht.“ Er könne sich allerdings nicht vorstellen, dass es „Mehrheiten innerhalb der CDU dafür gibt, den FC jetzt im Regen stehen zu lassen“.