- Die Idee, neben der jüdischen Grundschule auch ein jüdisches Gymnasium anzubieten, gibt es bereits seit vielen Jahren.
- Das dafür vorgesehene Schulgebäude wird derzeit noch renoviert – dennoch soll die Eröffnung vorgezogen werden.
- Grund dafür sei unter anderem der wachsende Antisemitismus.
Köln – Die Pläne gibt es schon lange. „Im Grunde wurde die Idee, neben der jüdischen Grundschule in Ehrenfeld auch ein jüdisches Gymnasium in Köln anzubieten, vor vielen Jahren geboren“, erklärt der Vorstand der Kölner Synagogen-Gemeinde Abraham Lehrer. Aber jetzt soll es konkret werden.
Und zwar sehr schnell. Die Kölner Synagogengemeinde hat beschlossen, die Gründung des neuen Gymnasiums vorzuziehen. „Unser Ziel ist, die Gründung möglichst im Jahr 2020 zu schaffen“, erläuterte Bettina Levy vom Gemeindevorstand.
Ende vergangenen Jahres habe der Vorstand der Synagogengemeinde und Oberbürgermeisterin Henriette Reker eine Absichtserklärung unterschrieben, einen so genannten Letter of Intent. Darin bekunden beide Seiten, dass das Gymnasium nun realisiert werden soll. Der Standort ist auch schon ausgemacht: Die ehemalige Grundschule Overbeckstraße in Neu-Ehrenfeld. Ehrenfeld sei für die Gemeinde der ideale Standort, da hier in unmittelbarer Nachbarschaft auch das jüdische Wohlfahrtszentrum sei, wo die Schüler dann koscher essen könnten, erläutert Levy. Außerdem sei auch die entsprechende Security vor Ort. Es ergäben sich also viele Synergieeffekte.
Schulgebäude wird derzeit noch saniert
Das Problem: Das alte Schulgebäude wird derzeit noch saniert und ist dann zunächst für die Heliosschule als Interim reserviert. Erst wenn der Neubau der Heliosschule in Ehrenfeld fertig ist, würde das Gebäude für das neue jüdische Gymnasium frei. Nach den ursprünglichen Planungen der Stadt sollte das im Schuljahr 2023/24 der Fall sein. Aber schon jetzt zeichne sich ab, dass es mindestens ein bis zwei Jahre länger dauert und damit das Gebäude in der Overbeckstraße mindestens bis 2026 blockiert sei, konstatiert Lehrer, der auch Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland ist. „Das ist den Eltern in unserer Gemeinde eindeutig zu lange“, erklärt Lehrer.
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Daher suche man nun mit Hochdruck nach einem schnell frei werdenden Provisorium, um die Zeit bis zum Einzug in die Overbeckstraße zu überbrücken. Derzeit werden verschiedene Optionen geprüft. Das jüdische Gymnasium soll zweizügig werden. Außerdem soll es in der Nachbarschaft eine Kooperationsschule geben, um in der Oberstufe ein breites Leistungskursangebot machen zu können.
Wachsender Antisemitismus
Dass die Synagogen-Gemeinde die Gründung nun forciert, hat mehrere Gründe. Angesichts eines wachsenden Antisemitismus möchten die Kölner Juden ihre Wahrnehmbarkeit steigern und ein „Statement jüdischen Lebens für Köln setzen“, wie Levy es ausdrückt. Gerade angesichts von Antisemitismus auch auf Kölner Schulhöfen suchten viele Eltern aber auch einen Raum, in dem ihre Kinder vor dieser Negativ-Erfahrung geschützt sind. Dabei soll das jüdische Gymnasium ausdrücklich für alle Kölner Kinder offen sein.
Aber es gibt auch einen ganz pragmatischen Grund: Um die Zeit bis zum Einzug in die Schule in der Overbeckstraße zu überbrücken, hatte die Synagogen-Gemeinde eine Kooperation mit dem gegenüber liegenden Albertus-Magnus-Gymnasium vereinbart. Die Zusammenarbeit mit der Schule laufe sehr gut, erläutert Lehrer. Mit dieser Variante hätte man auch noch gut bis zur Fertigstellung der Heliosschule leben können. Angesichts der in Köln knappen Gymnasialplätze gibt es im AMG aber inzwischen regelmäßig einen Überhang an Anmeldungen. Bei der Verteilung der Plätze muss daher gelost werden. Jüdische Kinder dürften aufgrund des Grundsatzes der Gleichbehandlung nicht vorrangig aufgenommen werden. „Schule und Bezirksregierung sind da die Hände gebunden, sie können keine Aufnahmezusage machen“, erläutert Lehrer.