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StatistikZahl der Straftaten in Köln sinkt – „Kriminelle Szene ist verunsichert“

Lesezeit 3 Minuten

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Köln sinkt.

Köln – Es geht abwärts – und das ist ein Grund zur Freude: In kaum einer anderen deutschen Großstadt sinkt die Kriminalität derart deutlich wie in Köln. „Seit zwei Jahren gehen die Zahlen jetzt schon zurück, vor allem bei den Massendelikten wie Wohnungseinbruch und Taschendiebstahl“, sagte Polizeipräsident Uwe Jacob am Mittwochabend bei der Diskussionsrunde „Veedelstreff“ im Brauhaus „Em Kölsche Boor“ am Eigelstein.

Hauptthema der Veranstaltung war die Situation auf dem Ebertplatz, aber Jacob nutzte die Gelegenheit auch, um am Rande auf die erfreuliche Entwicklung der stadtweiten Kriminalstatistik hinzuweisen.

Circa sechs Prozent weniger Anzeigen

Auf Anfrage präzisierte die Polizei die Angaben ihres Behördenleiters am Donnerstag noch einmal. Demnach sind seit Jahresbeginn bis Ende Oktober ungefähr 115.000 Strafanzeigen erstattet worden. Konkrete Zahlen nennt die Behörde noch nicht, das behält sich traditionell das Innenministerium für das folgende Jahr vor. Nur so viel: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (123.000) seien es bislang circa sechs Prozent weniger Anzeigen, berichtete ein Polizeisprecher. Die Tendenz sei auch weiterhin fallend.

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Das betrifft vor allem jene Straftaten, unter denen die meisten Kölner leiden: Einbrüche in Wohnungen und Autos sowie Taschendiebstähle. Schlugen Wohnungseinbrecher in den ersten zehn Monaten 2015 noch durchschnittlich 13-mal täglich in Köln zu, waren es dieses Jahr bis einschließlich Oktober noch acht Taten pro Tag.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es beim Taschendiebstahl: 2015 waren die Täter 30-mal pro Tag erfolgreich, dieses Jahr 18-mal. Dasselbe beim Einbruch in Autos: ein Rückgang von 20 Prozent in den ersten zehn Monaten 2015 im Vergleich zu diesem Jahr.

Es werden mehr Fahrräder gestohlen

Einzig beim Fahrraddiebstahl vermeldet die Polizei einen leicht negativen Trend. Wurden 2015 bis Oktober noch 7029 Fahrräder gestohlen, sind es dieses Jahr schon mehr als 7100.

Zwar sinkt die Kriminalität seit etwa zwei Jahren bundesweit, in Köln aber besonders deutlich. Die Polizei führt das vor allem auf ihr so genanntes Präsenzkonzept zurück, das Jacobs Amtsvorgänger Jürgen Mathies nach der verheerenden Silvesternacht 2015 eingeführt hatte. Kurz gesagt: Rund um Dom und Hauptbahnhof sowie an anderen bekannten Brennpunkten in der Stadt setzt die Behörde schlicht und ergreifend mehr Polizisten ein.

„Das zahlt sich spürbar aus, die kriminelle Szene ist verunsichert“, sagt Polizeisprecher Christoph Gilles. Viele Intensivtäter haben die Stadt nach Erkenntnissen der Ermittler verlassen. Nur, wohin? „Wir haben jedenfalls nicht festgestellt, dass sie ins Kölner Umland ausgewichen sind“, sagt Gilles. In den Nachbarstädten- und Gemeinden seien nicht entsprechend mehr Straftaten zu verzeichnen.

Zusätzliche Ermittlungsgruppen eingerichtet

Gilles nennt einen weiteren Grund für die positive Entwicklung: Man habe zusätzliche Ermittlungsgruppen eingerichtet, die professionellen Banden nachspüren, zum Beispiel im Bereich Wohnungseinbruch. Darauf hat auch die Staatsanwaltschaft reagiert, sie bearbeitet dieses Delikt nun mit fest zuständigen Ermittlern.

Ein weiterer Effekt macht sich bei der Polizei bemerkbar: Durch die sinkenden Zahlen schrumpfen allmählich zumindest in manchen Kommissariaten auch die Aktenberge auf den Schreibtischen der Kripo-Ermittler. „Dadurch ist in Einzelfällen eine intensivere Sachbearbeitung möglich“, sagt Gilles. „Wir rechnen damit, dass sich dieser Effekt auch in höheren Aufklärungsquoten bemerkbar machen wird.“