Mit einem milden Urteil endete ein weiterer Prozess um den „Lynchmord“ von Köln-Höhenberg. Ein Familienvater wurde brutal getötet.
Kölner LandgerichtMildes Urteil für „Lynchmord“ an Autofahrer – Richter schirmte den Täter ab

Nach dem Angriff: Polizisten im Einsatz auf der Bamberger Straße in Höhenberg.
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Wegen seiner Beteiligung am sogenannten „Lynchmord“ von Höhenberg hat das Kölner Landgericht einen weiteren Täter zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte entging einer Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe nur knapp, denn die Tat geschah drei Wochen vor dessen 21. Geburtstag. Der Richter konnte somit noch das mildere Jugendstrafrecht anwenden.
Kölner Richter hatte die Öffentlichkeit ausgeschlossen
Der Vorsitzende Richter Ansgar Meimberg hatte im Urteil „die moralische Einsicht des Angeklagten honoriert“, wie ein Sprecher des Landgerichts auf Anfrage mitteilte. Die Höchststrafe lag bei 15 Jahren Haft. Selbst durften sich Öffentlichkeit und Presse kein Bild vom Prozess machen – Richter Meimberg hatte zum Schutz des angeblich labilen Angeklagten die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Der Angeklagte (22) und ein Wachtmeister beim Prozessauftakt im Landgericht.
Copyright: Hendrik Pusch
Einen wenig labilen Eindruck muss der heute 22-Jährige allerdings bei der furchtbaren Tat im März 2022 gemacht haben. Videoaufnahmen sollen belegen, wie der Täter sich mit vielen weiteren Männern auf der Straße versammelte, um einen Autofahrer abzupassen. Die Horde zog den arglosen Familienvater aus dem Fahrzeug, trat und stach auf ihn ein. Das Opfer verstarb im Krankenhaus.
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Der nun Verurteilte soll laut Anklageschrift aktiv auf das Opfer eingewirkt haben. Er wurde daher wegen gemeinschaftlichen Mordes verurteilt. Einem 31-Jährigen hatte dies im Juni eine lebenslange Freiheitsstrafe eingebracht. Ein weiterer Beteiligter muss wegen Beihilfe zum Mord für siebeneinhalb Jahre ins Gefängnis. Auch dessen Vater war angeklagt – er nahm sich kurz vor dem Urteil das Leben.
Köln: Familien-Feindseligkeit führte zum Lynchmord von Höhenberg
Ausgangspunkt der schrecklichen Tat war laut Anklage eine Feindseligkeit zweier Familien-Clans. Der Bruder des späteren Opfers soll in der Nacht zuvor über Facebook die andere Familie beleidigt und insbesondere verstorbene Angehörige geschmäht haben. Mitglieder der Gegenseite hätten daraufhin Rache geschworen, vom Patriarchen sei eine „Machtdemonstration“ gefordert worden.
Da der Facebook-Schmäher nicht greifbar gewesen sei, habe man sich dessen Bruder als Opfer ausgesucht. Am Tattag hatten sich laut Staatsanwaltschaft 25 bis 30 mutmaßliche Familienmitglieder auf der Straße in Höhenberg versammelt. Dass sie von einer Überwachungskamera aufgenommen wurden, die gestochen scharfe Bilder lieferte, damit hatten die Täter offenbar nicht gerechnet.