Mit erneuten Zwistigkeiten zwischen Richter und Verteidiger ging der Prozess um Reemtsma-Entführer Thomas Drach am Dienstag im Landgericht Köln weiter.
Zoff in Köln um PauseMitangeklagter von Thomas Drach hat wieder Rückenschmerzen
Gestritten wurde um die Verhandlungsfähigkeit des Mitangeklagten Eugen W. und eine nötige Prozesspause. W. klagt seit Monaten über schwere Rückenschmerzen – diesmal habe er in der Nacht kaum geschlafen.
Der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern hatte die Verhandlung am Morgen direkt unterbrochen, nachdem Verteidiger Wolfgang Heer von akuten Beschwerden seines Mandanten berichtet hatte. Eine Notärztin sollte sich den Angeklagten im Zellenbereich des Landgerichts anschauen, diese sah aber keine Auffälligkeiten. Das Gericht zog daraufhin eine psychiatrische Gutachterin hinzu.
Drach-Prozess in Köln: Mitangeklagter übermüdet
Die Medizinerin befragte Eugen W. eine halbe Stunde lang und teilte ihr Ergebnis dem Richter mit. Der Beschuldigte habe berichtet, wegen der Schulterschmerzen nur etwa eine halbe Stunde geschlafen zu haben. Er fühle sich müde und nicht fähig, der Verhandlung zu folgen. Verteidiger Heer habe gesagt, seinen Mandanten noch nie in einem solch schlechten Zustand gesehen zu haben.
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Die Medizinerin empfahl, Eugen W. solle erstmal eine Mahlzeit und Schmerzmittel zu sich nehmen, dann könne er nach einer Pause auch dem Prozess weiter folgen. Richter Bern stimmte zu, wollte aber zunächst noch einen Beschluss verkünden. „Ich widerspreche“, rief Verteidiger Heer daraufhin in sein Mikrofon. Die Pause habe sofort zu erfolgen, so wie es die Gutachterin vorgeschlagen habe.
Es folgte eine minutenlange Diskussion. „In der Zwischenzeit hätten wir jetzt längst den Beschluss verkünden können“, sagte Richter Bern dazu und ließ sich auch nicht nehmen, dies zu tun. „Ich verstehe sie überhaupt nicht“, sagte Heer. Und Bern entgegnete: „Ich verstehe sie auch nicht.“ Es war ein Schlagabtausch zwischen Gericht und Verteidigung, derer es schon viele gegeben hatte.
Köln: Ehemalige Mithäftlinge belasten die Angeklagten
Durch die Untersuchungs- und Erholungspausen von W. verzögerte sich die erneute Vernehmung eines wichtigen Zeugen, einem ehemaligen Haftgenossen von Drach. Der hatte wiederholt behauptet, Drach habe ihm gegenüber mehrere ihm zur Last gelegte Taten gestanden. Drach werden vier bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt und Limburg vorgeworfen.
Drach bezeichnete den Zeugen als Lügner. Bald soll auch ein ehemaliger Mithäftling von Eugen W. vernommen werden. Auch der könnte sich verplappert haben. Das legt ein von den Behörden abgefangener Brief nahe, der an W. geschickt wurde. Der Verfasser berichtet darin, von einem weiteren Insassen gehört zu haben, „dass Du von zehn bis zwölf Jahren ausgehst, die du bekommst“.