Der Ersatzverkehr für die Mülheimer Brücke stellt Ortsfremde wie Kölner vor Herausforderung, gleichzeitig verdoppelten sich die Kosten.
„Nachrüstung wäre unwirtschaftlich“Ersatzverkehr wegen Mülheimer Brücke – KVB verwirrt Busfahrgäste
Wer in Köln in einen Ersatzbus für die Stadtbahn einsteigt, sollte sich möglichst gut in der Stadt auskennen. Denn die jeweils nächste Haltestelle wird in vielen Fahrzeugen nicht angezeigt. Das ist auch in den Bussen der Linie 118 ein Problem. Sie ist Teil des Verkehrskonzepts, das die Sperrung der Mülheimer Brücke auffangen soll. „Ich habe schon mitbekommen, dass Fahrgäste falsch ausgestiegen sind“, sagt Timo Esser. Der 32-Jährige nutzt die Linie mehrmals die Woche. Andere trauten sich gar nicht erst den Bus zu nutzen, berichtet er aus seinem Bekanntenkreis. Zu groß sei die Sorge, den richtigen Ausstiegspunkt zu verpassen.
Eine Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) ergab, dass dem Unternehmen die Situation bekannt ist. Und sie wird sich auch in Zukunft nicht ändern. In den eigenen Bussen der städtischen Verkehrsbetriebe zeigen Bildschirme die kommenden Stopps an. Auch können Fahrgäste den Fahrplan über QR-Codes in den Bussen abrufen.
Kosten für Ersatzlinie 118 während Sperrung der Mülheimer Brücke haben sich verdoppelt
Für den Ersatzverkehr greift die KVB jedoch auf Subunternehmen zurück. Der Stadtrat hatte die Auslagerung im vergangenen Jahr beschlossen und darauf verzichtet, stattdessen die Ressourcen der KVB auszuweiten. Das geschah auch deshalb, weil die angespannte Personalsituation so nicht zusätzlich belastet werden sollte. Zudem nahm man an, dass eine Vergabe an Dritte vom Land gefördert werde.
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1,6 Millionen Euro erwarteten die KVB an Kosten für die Ersatzlinie 118 anfangs. Nach der Ausschreibung steht nun fest: Der Betrieb kostet mehr als doppelt so viel, 3,65 Millionen Euro. Zusammen mit den Kosten für die veränderte Stadtbahnführung schlägt die Brückensperrung bei der KVB mit insgesamt 4,24 Millionen Euro zu Buche. Auch ein Zuschuss vom Land für die Ersatzbuslinie ist inzwischen nicht mehr sicher.
Subunternehmen fahren Ersatzverkehr für KVB ohne Technik für Haltestellenanzeige
Die Ersatzlinie 118 hat das Bonner Busunternehmen Univers Reisen übernommen. Nicht alle Fahrzeuge von Univers verfügen jedoch über die notwendige Technik, den Fahrtverlauf anzuzeigen. Die KVB schreibt, das sei gelegentlich der Fall, weil Linienersatzbusse, die wie die Fahrzeuge von Univers in verschiedenen Städten zum Einsatz kommen, gleich mehrere Techniken stellen müssten.
Die Frage, ob die KVB in den Bussen der 118 angesichts der Einsatzzeit von mehr als einem halben Jahr nachbessern wird, verneinte ein Sprecher: „Auch wenn sieben Monate ein relativ langer Zeitraum sind, so wäre die Nachrüstung einzelner Fahrzeuge sehr unwirtschaftlich.“ Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die KVB bei Einhaltung der bisherigen Planung im laufenden Jahr voraussichtlich 187 Millionen Euro Verlust machen wird. Neue Sparpläne liegen bereits auf dem Tisch.
Teils improvisieren Busfahrer bei Ansage der Haltestellen
Ebenso wenig wie Displays gibt es im an externe Unternehmen ausgelagerten Ersatzverkehr akustische Haltestellenansagen vom Band. In den KVB-eigenen Fahrzeugen sind sie bereits seit einigen Jahren abgeschafft. Jetzt scheinen die Busfahrer der Linie 118 jedoch damit zu improvisieren, zeigt die Antwort der KVB auf die Anfrage der Redaktion: „Zum Teil rufen die Fahrer die nächsten Haltestellen in das Fahrzeug hinein“, heißt es, „zum Teil achten sie speziell auf offensichtlich ortsunkundige Fahrgäste und bitten diesen an, sich vorne in der Nähe des Fahrers einen Platz zu suchen.“
Die Ersatzbusse fahren statt über die Mülheimer Brücke nun über die Zoobrücke von Mülheim nach Nippes. Und sie nehmen dabei teils unterschiedliche Routen je Fahrtrichtung. Selbst Kölnerinnen und Kölner, die regelmäßig mit den Stadtbahnen über die Mülheimer Brücke fahren, kennen die Strecke also nicht unbedingt.
Außerdem setzt die KVB offenbar auf die Erfahrung der eigenen Fahrgäste: „Mit fortschreitender Zeit etabliert sich der Linienweg der Linie 118 bei den regelmäßigen Nutzern, so dass Irritationen verschwinden“, teilt ein KVB-Sprecher mit. Timo Esser sagt: „Man hätte die Durchsagen doch in die Ausschreibung nehmen können. Jetzt funktioniert es nicht.“
Die Haltestelle Stegerwaldsiedlung ist einer der Umsteigepunkte der Stadtbahnlinien 3, 4 und 14 zum Ersatzbus 118. Aber der direkte Überweg vom Bahnsteig in der Mitte des Pfälzischen Rings zum Straßenrand mit Bushaltestelle ist noch gesperrt. Grund ist, dass die Ampel seit der Verlängerung des Bahnsteigs auf 60 Meter noch nicht fertig ist. Der Weg zum Umstieg führt derweil über die Fußgängerbrücke. Der Weg ist relativ weit, wenn man nicht gut zu Fuß ist. Ein bis zwei Wochen müssen sich die Betroffenen noch gedulden. Dann rechnet die KVB mit der Öffnung des Überwegs mit Ampel. (juh)