Der Bund Deutscher Architekten fragte die Kölner Ratsfraktionen, wie sie zu einer neuen Ost-West-Achse mit Tunnel stünden. Das antworteten sie.
„Oben oder Unten?“Fraktionen bekräftigen Positionen zu Ost-West-Achse nach Test der 90-Meter-Bahnen
„Oben oder unten?“ - über diese Frage für die Bahnlinien der Ost-West-Achse diskutierten an diesem Montag die größten Kölner Ratsfraktionen beim Montagsgespräch des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten. Ob die Straßenbahnlinien 1, 7 und 9 zwischen Heumarkt und Grüngürtel weiterhin oberirdisch oder künftig durch einen Tunnel fahren, will der Stadtrat noch vor der Sommerpause entscheiden. So zumindest der aktuelle Zeitplan. Doch das wohl größte Streitthema der Fraktionen hängt an wenigen Stimmen. Und die Fronten scheinen verhärtet. Im Domforum wiederholten Vertretende der Fraktionen ihre schon bekannten Positionen.
„Ein Tunnel an der Stelle ist nicht zielführend“, sagte Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Ich erinnere an die Ursprungsfrage: Wie kann ich die verkehrliche Kapazität erhöhen?“ 90 Meter lange Straßenbahnen, wie sie die KVB Sonntag erstmals in Köln testete, würden in Zukunft sowieso über die Achse fahren, egal ob ober- oder unterirdisch. Martin sagte, der Preis für die Variante „unterirdisch“ sei zu hoch, in Sachen Kosten, Aufwand sowie Klimabilanz.
Niklas Kienitz, Fraktionsgeschäftsführer des Bündnispartners CDU, hielt dagegen: „Wir müssen in Köln wieder mehr Mut haben und nach der Stadtarchiv-Katastrophe 2009 wieder nach vorne sehen.“ Er sagte, anders als Martin, sehe er das Thema im Kontext der Frage: „Wie wollen wir unsere Innenstadt zukünftig gestalten? Eine reine Kapazitätserhöhung war nie das Anliegen der CDU.“ Kienitz favorisierte vehement die unterirdische Variante, weil sie attraktivere Lösung für öffentliche Räume biete. Für den Test mit den 90-Meter-Bahnen am Sonntag fand er harsche Worte: „Wenn ich mit diesen Trümmerdingern fahre, ist das nicht raumverträglich.“
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Die SPD, immerhin drittgrößte Fraktion im Stadtrat, bleibt weiterhin unentschlossen. Dabei wird die Entscheidung am Ende maßgeblich von ihnen abhängen. „Keine der beiden Varianten stellt uns zufrieden“, sagte der verkehrspolitischer Sprecher Lukas Lorenz. Von den Eindrücken des Tests am Sonntag zeigte er sich nicht überrascht. Er habe ihm dennoch zugestimmt, „weil wir dachten, dass es Partner im Stadtrat gibt, die sich 90-Meter-Bahnen nicht vorstellen können“.
Entscheidung in der Ost-West-Achse bleibt größtes Streitthema im Stadtrat
Den Seitenhieb bezog Isabella Venturini vom kleinsten Mehrheitsbündnispartner Volt auf sich und antwortete, nachdem sie sich nun ein Bild machen konnte, seien ihr die 30 Meter längeren Bahnen kaum aufgefallen. Venturini sagte, Volt positioniere sich dennoch nicht und sei für „die am Ende pragmatischste Lösung“. In einem Beteiligungsformat sprach sich die Mehrheit der Parteimitglieder bereits gegen den Tunnel aus.
Die Linke vertrat Albert Meinhardt, sachkundiger Bürger für die Partei im Verkehrsausschuss und engagiert im Bündnis Verkehrswende Köln. „Wir sind für ‚oben‘, aber wir gehen noch weiter“, sagte er. Er forderte den Ausbau des gesamten Netzes und monierte: „Der ÖPNV wird weiterhin auf die Innenstadt konzentriert.“
Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Fraktion, argumentierte wiederum für den Tunnel, da der ÖPNV damit zuverlässiger werde: „Die Ost-West-Achse ist heute sehr anfällig für Störungen.“ Er hob neben einer Lösung für den Verkehr auch den stadtplanerischen Aspekt hervor: „Es geht um die Gesamtkapazität der Innenstadt, wir müssen jetzt Vorkehrungen treffen.“
Die Bauzeiten beider Varianten stehen laut Verkehrsdezernent Ascan Egerer noch nicht fest. „Oberirdisch geht natürlich deutlich schneller“, sagte er im Domforum. „Unterirdisch ist mit circa zehn Jahren zu rechnen“, sagte Egerer für den Fall einer Bauweise mit Tunnelvortrieb, also ohne durchgehendes aufgerissenes Loch in der Stadt. Das bedeute bei geplantem Baubeginn 2029 eine Fertigstellung um das Jahr 2040.