Die KVB-Linien 13 und 18 fahren nicht mehr über die Mülheimer Brücke. Unsere Autorin testet Alternativen, um über den Rhein zu kommen.
„Ist das der Ersatzbus?“KVB-Betrieb auf Mülheimer Brücke eingestellt – so läuft der neue Alltagsverkehr
Die Mülheimer Brücke in Köln ist am Montagabend für den gesamten KVB-Verkehr gesperrt worden. Seit 22 Uhr ist der Weg der Linien 13 und 18 somit getrennt. Grund dafür ist, dass die gesamte Gleis-Infrastruktur auf der Brücke ausgetauscht werden muss. Das soll sieben Monate dauern. Für die Sperrung haben die Stadt und KVB ein Betriebskonzept mit Sonderlinien und Ersatzbus entwickelt.
Seit Wochen wurde ich jedes Mal darüber in Dauerschleife informiert, wenn ich mit der 13 oder 18 gefahren bin: Die 13 und 18 fahren linksrheinisch nur noch bis zur Haltestelle „Slabystraße“. Rechtsrheinisch verkehrt die Linie 18 nur noch zwischen den Haltestellen „Thielenbruch“ und „Wiener Platz“, die Linie 13 fährt hier gar nicht. Fahralternativen gibt es nun einige.
Mülheimer Brücke für sieben Monate gesperrt
Am Dienstagmorgen muss ich von Mülheim zum Barbarossaplatz. Sonst habe ich mich bloß in die 18 gesetzt und bin 20 Minuten durchgefahren. Das geht nun nicht mehr. Ich muss umplanen. Als Ersatz setzt die KVB die Buslinie 118 ein. Der Rundverkehr fährt auf folgender Strecke im 10-Minuten-Takt: Mülheim Wiener Platz – Zoo/Flora – Neusser Straße/Gürtel – Amsterdamer Straße/Gürtel – Boltensternstraße – Zoo/Flora – Mülheim Wiener Platz.
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Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in den Ersatzbus umzusteigen. Im Rechtsrheinischen ist ein Umstieg für die Linien 3 bzw. 4 an der Haltestelle „Stegerwaldsiedlung“ vorgesehen. Im Linksrheinischen kann vor allem an der Haltestelle „Neusser Straße/Gürtel“ zwischen den Linien 12, 13, 15 und 118 sowie an den Haltestellen „Zoo/Flora“ und „Boltensternstraße“ zwischen den Linien 18 und 118 umgestiegen werden.
Statt hinunter zur U-Bahnhaltestelle zu gehen, laufe ich also am Dienstag über den Wiener Platz, vorbei an den Gleisen der Linie 4, über die Kreuzung zur Bushaltestelle und warte auf die 118. „Ist das der Ersatzbus?“, werde ich noch gefragt, kurz bevor der Bus auf uns zu fährt. In rot-orange strahlt die Zahl 118 auf der Anzeige.
Ersatzbus 118 fährt über die Zoobrücke
Ein paar Minuten verspätet, für die KVB also quasi pünktlich, fährt der Ersatzbus die Straße Bergischer Ring/Pfälzischer Ring hinunter, hält an der Stegerwald-Siedlung und fährt dann über die Zoobrücke. Nach gut neun Minuten hält der Bus auch schon an der Haltestelle „Zoo/Flora“. Im Berufsverkehr könnte das deutlich länger dauern.
Die Bushaltestelle liegt an der Inneren Kanalstraße, sodass der Fußweg zur Bahn etwas dauert. Der Bus zurück zum Wiener Platz hält hingegen direkt an der Bahnhaltestelle an der Riehler Straße. Dort muss ich einige Minuten warten, bis ich endlich in die 18 steige. Von dort fahre ich wie gewohnt noch eine gute viertel Stunde weiter zum Barbarossaplatz. Insgesamt hat der Weg also rund zehn Minuten länger gedauert, was auch vor Brückensperrung häufig der Fall war. Immerhin ist die Bahn schon damals nur noch im Schneckentempo über die Mülheimer Brücke gefahren und häufig stehengeblieben.
Neben dem Ersatzbus hat die KVB auch weitere Fahralternativen vorgesehen. So fährt rechtsrheinisch die Linie 3 ganztägig bis „Thielenbruch“. Linksrheinisch soll der Verkehr morgens durch die Linie 19 entlastet werden. Sie fährt von sechs bis neun Uhr zwischen den Haltestellen „Klettenbergpark“ und „Ebertplatz“ über die Ringstrecke.
Sonderlinien 14 und 19 sollen den Bahnverkehr entlasten
Des Weiteren wird als Alternative der Linie 4 vorrübergehen die Linie 14 eingesetzt. Sie fährt die von der Haltestelle „Keupstraße“ über „Neumarkt“ bis zum „Ebertplatz“ und dann zurück in Richtung Mülheim. Für meinen Rückweg nach Mülheim steige ich am Barbarossaplatz also in die 16 ein und eine Haltestelle später wieder an der „Poststraße“ aus. Nach einem Gleiswechsel steige ich in die 14, die von da bis zum Wiener Platz identisch zur Linie 4 fährt. Eine einfache Alternative.
Sieben Monate soll der Verkehr so laufen. Der Fuß- und Radweg auf der Nordseite der Brücke bleibt in beide Richtungen offen. Die KVB sei vollends zufrieden mit dem Anlauf, sagt Pressesprecher Stephan Anemüller dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Dank intensiver Vorbereitung in Technik, Betrieb und Kommunikation hat alles sehr gut geklappt und es gibt keine nennenswerte Beschwerdelage“.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf circa 18,6 Millionen Euro. Etwa 20 Prozent davon entfallen auf die Planung, der Rest auf Material und Arbeitsleistungen. Der Bund trägt 50 Prozent der Kosten, das Land Nordrhein-Westfalen 10 Prozent.
Insgesamt werden über 4.500 Meter Schiene erneuert. Die Sanierung der Oberleitungsanlage umfasst den Austausch von etwa 2.300 Metern Fahrdraht. An etwa 25 Mastpaaren wird auch die Querverspannung modifiziert. Die Kabel im Baufeld werden komplett durch neue ersetzt, wofür ein Unternehmen rund 14 Kilometer neue Kabel verlegt. Die Gleisfreimeldeanlage wird ebenfalls erneuert.