Museen in KölnSchließung vieler Sammlungen bereitet Museumsdienst Sorgen
Köln – „Die Geschichte Kölns wird in den Museen nicht präsent sein.“ Die Schließung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) für voraussichtlich sechs Jahre und die Ungewissheit, wie es mit dem Kölnischen Stadtmuseum weitergeht, lassen auch Matthias Hamann nachdenklich werden. Der Direktor des Museumsdienstes der Stadt Köln – die Bildungseinrichtung hat im vorigen Jahr 145.946 Gäste betreut – mag sich nicht ausmalen, wie sich die Stadt ohne die römische Geschichte darstellt.
„Wir können unseren Bildungsauftrag nicht erfüllen“ – er befürchtet, Besucher könnten auf Dauer nach Bonn oder Xanten abwandern. Sein dringender Appell an die Verantwortlichen: Es muss eine Ersatzspielstätte her. Reizvoll findet er den Vorschlag, Teile der Sammlung im ehemaligen Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße zu präsentieren. „Das ist nicht piefig, es ist genügend Platz, um Highlights zu zeigen.“ Voraussetzungen wie Alarmsicherung und Kassenbereich seien noch vorhanden. „Mit Lücken können wir umgehen, mit der Unsicherheit nicht.“
Zeit der Schließung wird für neue Projekte genutzt
Um die Schließung des Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) haben er und sein Team Termine drum herum gebastelt, schließlich müssen die Programme mit weitem Vorlauf geplant werden. In dem Haus am Aachener Weiher bietet der Museumsdienst zahlreiche Kurse an, besonders beliebt sind zum Beispiel die Lehrgänge zur Kalligraphie.
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Die Zeit, in der die Design-Sammlung im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) nicht zugänglich ist, wird genutzt, um neue Projekte zu entwickeln, geplant sind, in Zusammenarbeit mit der Direktorin Petras Hesse, ein Kinderbuch für Design, verbunden mit einer App. „Das gibt es in Deutschland noch nicht.“
Für die Mitarbeiter des Museumsdienstes ist die Schließung des RGM natürlich einschneidend. Die meisten sind Freiberufler, sie rechnen mit massiven finanziellen Einbußen. Und der Museumsdienst hat über Jahre keinen Ort, an dem er neue Leute ausbilden kann. Eine Kollegin habe sich bereits erfolgreich in Xanten um einen Job beworben, trotz der Entfernung.
Hamanns Wunsch ist ein Museumsmobil
Und kaum auszudenken: Es wird Generationen von Schülern geben, die in der eigenen Stadt keinen Blick auf deren römisches Erbe werfen können. „Das ist in eh keinem guten Zustand“, schließt Hamann sich der Einschätzung von Barbara Schock-Werner an. Die Ex-Dombaumeisterin will mit RGM-Chef Marcus Trier einen „Förderverein Römische Stadtmauer Köln“ ins Leben rufen, denn auch die Pflege dieses bedeutenden Bodendenkmals lässt zu wünschen übrig. Der Museumsdienst wird eine App dazu entwickeln, mit Quiz und Rallye, ebenfalls ein deutschlandweit einmaliger Vorstoß.
Auf Hamanns Wunschliste steht zudem ein Museumsmobil, nachdem die Stadt und Sponsoren die Finanzierung des Museumsbusses – er bringt Schüler aus dem Umland in Kölner Museen – bis Ende 2018 zugesagt haben, möchte er damit die Museen zu den Leuten bringen. Kleinere Ausstellungen zur Stadtgeschichte in Bürgerhäusern, Schulen oder Seniorenheimen, natürlich nicht mit Originalobjekten, sondern Faksimiles von alten Stadtansichten und Dokumentationstafeln.
Diese Sammlungen schließen
Museum für Angewandte Kunst Köln
Anfang der Woche wurde die Design-Sammlung geschlossen. In dem Gebäude An der Rechtschule müssen sämtliche Fenster erneuert werden. Die Wiedereröffnung ist für Februar 2018 geplant. Das Hauptgeschoss mit der Historischen Sammlung ist vom 7. November 2017 bis vorraussichtlich November 2018 für den Publikumsverkehr gesperrt.
Das Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher
Das Museum ist seit Juni wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten komplett geschlossen. Sie sollen Anfang September beendet sein. Seit 2011 war das 1977 gebaute Haus häufig über größere Zeiträume nicht zugänglich.
Das Kölnische Stadtmuseum
Nach einem Wasserschaden im Juni musste das Museum die Dauerausstellung bis auf weiteres schließen. Die Sonderausstellung „Konrad der Große. Die Adenauerzeit 1917-1933“ im Zeughaus ist geöffnet.
Das Römisch-Germanische Museum
Das Museum wird voraussichtlich Ende des Jahres dicht gemacht. Für die grundlegende Sanierung und Neuausrichtung der Präsentation geht man inzwischen von sechs Jahren aus.
Die Aufgabe des Museumsdienstes
Der Museumsdienst Köln entwickelt, organisiert und realisiert zentral die Vermittlung für die Museen der Stadt Köln. Programme und Projekte richten sich an „alle musealen Zielgruppen“, von Familien über Kindergarten- und Schulgruppen bis zu Menschen mit Demenz.
145.946 Menschen haben im vorigen Jahre die Angebote (Führungen, Workshops, Fortbildungen) wahrgenommen, insgesamt 7782 Veranstaltungen. Beschäftigt sind 24 feste, 143 freie Mitarbeiter sowie acht Lehrkräfte an der Museumsschule.