Das Musical ist eine Liebeserklärung an St. Pauli. Kommt der derbe Humor aus dem Norden auch in Köln gut an?
„Politisch total unkorrekt“Musicalkomödie „Die Königs vom Kiez“ feiert Premiere in der Volksbühne
Reeperbahn auf der Aachener Straße – funktioniert das? Überraschend gut, wie die Premiere von „Die Königs vom Kiez“ am Freitagabend in der Volksbühne am Rudolfplatz zeigte. Die Musicalkomödie von Martin Lingau, Heiko Wohlgemuth und Mirko Bott ist eine Liebeserklärung an St. Pauli. Im Schmidt Theater auf der Reeperbahn läuft das von Theaterchef Corny Littmann inszenierte Stück seit mehr als zehn Jahren erfolgreich, auch die Fortsetzung „Die Königs schenken nach“ kommt beim Publikum gut an. Aber ob der herbe Humor aus dem Norden auch in Köln begeistert, blieb im Vorfeld zumindest anzuzweifeln.
Darum geht es bei den „Königs vom Kiez“: Die siebenköpfige Familie König ist chronisch bankrott, Kasse und Kühlschrank sind stets leer. Die Königs, das sind die bettlägerige Oma, der daueralkoholisierte Vater, seine vier Kinder Björn, Benny, Marie und Pamela und das Baby der erst 15-jährigen Pamela. Dazu kommen der Hals über Kopf in Marie verliebte Alex und die liebestolle Nachbarin Berta. Die Bemühungen der Kinder, ihre Lebenssituation zum Besseren zu wenden, werden dabei ausgerechnet vom eigenen Vater durchkreuzt: Das Familienoberhaupt, von allen nur Käpt’n genannt, investiert alles mühsam Erwirtschaftete direkt in Astra an seiner geliebten St.-Pauli-Bude. Und dann droht auch noch eine Räumungsklage.
Kasalla, Stephan Brings und Friedhelm Funkel bei Musical-Premiere
Zur Premiere in der Volksbühne waren nicht nur die kreativen Köpfe hinter dem Musical anwesend, sondern auch einige bekannte Gesichter. Zu den geladenen Gästen zählten etwa die RTL-Moderatorin Claudia Hessel, der Autor Tommy Jaud, der Fußballtrainer Friedhelm Funkel, der Fußballfunktionär Andreas Rettig, der Musiker Stephan Brings und Kasalla.
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Die Kölner Band war nicht zufällig in gesamter Besetzung vor Ort, wie Bastian Campmann im Anschluss verriet: „Wir kennen den Autoren Martin Lingau schon was länger, durften auch schon in Hamburg sein. Und wir machen auch was zusammen demnächst.“ Auf Nachfrage sagte er nur geheimnisvoll grinsend: „Es wird ein Stück geben.“ Zu dem gerade gesehenen Musical sagte Campmann: „Es ist wirklich zu empfehlen. Man sollte nicht mit seinen Kindern reingehen, aber es ist ein ganz fantastisches Stück. Und St. Pauli und Köln teilen auch ein bisschen diese dreckige, erdige Ehrlichkeit, und deshalb passt es sehr gut hierhin.“
Ähnlich sieht es auch Friedhelm Funkel: „Solch ein Stück kannst du nur in St. Pauli und in Köln spielen. Ich glaube, in anderen Städten geht das nicht.“ Insgesamt zieht er sein Fazit mit den Worten „unglaublich schön, unglaublich gut, unglaublich ansteckend“. Am besten gefallen habe ihm die Figur des Käpt’n. Die hat es auch Stephan Brings angetan: „Der war auch so unkorrekt seinem schwulen Sohn gegenüber. Allgemein war das alles politisch total unkorrekt.“ Wo man sich in Köln nicht trauen würde, würde das Musical immer noch einen Schritt weitergehen. „Die sind ein bisschen mutiger als wir.“
Von subtil kann bei den „Königs vom Kiez“ definitiv keine Rede sein. Die Sprache ist direkt, die Witze gerne unter der Gürtellinie, der Humor so derb wie schwarz. Auch beim Thema Missbrauch in der Kirche wird hier kein Blatt vor den Mund genommen. Ansonsten besteht das Musical aus viel Sex und nackter Haut, Fußballhumor, aber auch immer wieder unterbrochen von Ernsthaftigkeit und Romantik. Eingekölscht wurde das Hamburger Stück bewusst nicht, nur ein Düsseldorf-Witz und ein kurzes Anstimmen von „Viva Colonia“ machen deutlich, dass St. Pauli rund 400 Kilometer entfernt liegt.
Die Musicalkomödie „Die Königs vom Kiez“ bleibt bis zum 26. Januar 2025 in der Volksbühne, Karten gibt es ab 37 Euro unter königsvomkiez.de.