Köln – Andreas Hupke hat eine ziemlich verbindliche Idee, wie man mit Leuten umgeht, die auf Stress aus sind: „Bei aller liebevollen Strenge muss man auch mal klare Kante zeigen.“ Der Bezirksbürgermeister der Innenstadt möchte unter allen Umständen vermeiden, dass sich bei der Deutzer Herbstkirmes die chaotischen Szenen wiederholen, die man beim Frühlingsfest auf dem Gelände an der Deutzer Werft erlebt hat.
Damals war die Kirmes wegen Überfüllung von der Polizei geräumt worden. Außerdem hatte es Randale gegeben. Hupke hatte eine kleine Runde Verantwortlicher und Betroffener, den sogenannten Kirmes-Beirat, zum nichtöffentlichen Gespräch in das Deutzer Bürgerzentrum eingeladen, um über Lösungen für die Probleme nachzudenken.
Deutzer Kirmes: Sperrung der Siegburger Straße
Die Veränderung mit den größten Effekten stellte Karsten Fokohl vom Ordnungsamt gleich zu Beginn vor. Die Siegburger Straße wird während der Kirmes zwischen der Deutzer Brücke und der Straße Im Hasental freitags ab 14 Uhr, samstags und sonntags für den Autoverkehr gesperrt. Davon verspricht man sich eine stärkere Nutzung des Parkhauses der Lanxess-Arena, in das die Besucher gelenkt werden. Natürlich seien der Verkehrsdienst und der Ordnungsdienst während der Kirmes unaufhörlich im Einsatz.
Kirmeschef Willi Krameyer versprach, auf allen Kanälen zu verbreiten, dass die Kirmesbesucher auf keinen Fall mit dem Auto anreisen sollen. Und es müsse, so Fokohl, dringend kommuniziert werden, dass das Parken im Arena-Parkhaus während der Kirmes 1,30 Euro pro Stunde koste. Das sei preiswert.
Beschwerden über zu zurückhaltendes Abschleppen
Angesichts der Beschwerden von Anwohnern über die angebliche Zurückhaltung der Behörden beim Abschleppen illegal geparkter Autos ging Fokohl in die Details: „Wenn wir einen Abschleppwagen anfordern, hat der eine Anfahrtszeit von 45 Minuten. Nach 15 Minuten ist der Wagen aufgeladen. Dann geht es 45 Minuten zurück zum Abstellplatz. Das heißt, ein Abschleppvorgang dauert mindestens zwei Stunden. Und die Kapazitäten des Abschleppdienstes sind endlich.“
Krameyer berichtete von seinen Gesprächen mit den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB): „Es wird deutlich mehr Event-Mülltonnen geben, die täglich geleert werden.“ Auf der Siegburger Straße, den Wiesen und auf den Stichstraßen würden morgens verstärkt Kehrmaschinen eingesetzt. Um das Wildpinkeln überflüssig zu machen, soll die Zahl der Urinalsterne „an neuralgischen Punkten“ deutlich erhöht werden.
Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen
Es wird, so Krameyer, erheblich mehr Sicherheitskräfte geben: 50 statt bislang acht. Masten mit Videokameras werden auf dem Kirmesgelände installiert. Ob die bewegten Bilder dauerhaft beobachtet werden, um bei Vorfällen unmittelbar eingreifen zu können, oder erst im Nachhinein, um mögliche Täter zu identifizieren, sei noch nicht entschieden, erklärte Krameyer. Was die Randale angeht, rechnet der Schausteller mit einer entspannten Kirmes. „Die große Euphorie aus dem Frühjahr wird es nicht wieder geben. Die Leute haben sich daran gewöhnt, dass sie fast alles wieder dürfen.“
Heike Gehrmann, Leiterin der Polizeiwache Mülheim, lobte die gute Zusammenarbeit aller um die Sicherheit Bemühten. „Vor allem die kombinierten Streifen aus Polizei und Ordnungsamt haben sich bewährt.“ Norbert Monßen wohnt an der Siegburger Straße und wirft den Behörden Untätigkeit vor. Er machte auf übergeordnete Zusammenhänge aufmerksam. Deutz sei ein erheblich belasteter Stadtteil: „Wir haben die Lanxess-Arena mit den Veranstaltungen. Wir haben den Rhein-Boulevard, der am Wochenende zur Party-Meile wird. Und wir haben zweimal im Jahr die Kirmes.“
Kölner Anwohner müssen Party-Eskapaden ausbaden
Regelmäßig würden sich die Feiernden auf alle denkbaren Arten in den kleinen Straßen an Fassaden und in Hauseingängen entleeren. „Warum sind so wenige Polizisten auf der Straße?“ Heike Gehrmann konnte nur mit den Schultern zucken. Auch die Kapazitäten der Polizei seien endlich. Hupke riet zur Mäßigung: „Die Deutzer Kirmes ist ja keine Verbrecherveranstaltung. Das ist ein Volksfest, das Freude bringen soll.“ Und Krameyer beteuerte nochmals, dass man soviel Rücksicht auf die Anwohner nehmen wolle, wie möglich sei: „Schausteller ist unser Job. Und wir wollen unseren Job behalten.“