Staatsanwalt und Opfer-Vertreterin fanden in ihren Plädoyers deutliche Worte für den Angeklagten.
In Wohnung eingestiegenObdachloser vergeht sich an schlafender Kölnerin – diese Strafe droht ihm jetzt
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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
Copyright: Hendrik Pusch
Für einen sexuell motivierten Überfall auf eine Rentnerin in Zollstock soll ein 45-jähriger Obdachloser für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis. Das beantragte der Staatsanwalt am Dienstag beim laufenden Prozess im Kölner Landgericht und sprach von einem Horrorerlebnis für die 63-Jährige, die in ihrer Wohnung im Schlaf von dem Täter überrascht wurde. Gerettet wurde die Frau von ihrem Enkel.
Köln: In Wohnung eingestiegen und Frau attackiert
Völlig unstrittig sei es, dass sich der Angeklagte in der Tatnacht in der Wohnung der Geschädigten aufgehalten habe. Fingerabdrücke am Fensterbrett, DNA-Spuren an Zigarettenkippen und ein Haar des Mannes am T-Shirt des Opfers belegten dies, so der Staatsanwalt. Der Beschuldigte hatte das auch eingeräumt, er habe allerdings lediglich nach Diebesgut gesucht und die Frau nicht angefasst.
Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass sich der Angeklagte zu der Bewohnerin ins Bett gelegt und diese im Intimbereich angefasst und vor ihr onaniert habe. Um ihren Willen zu brechen, habe der Mann sein Opfer gewürgt. Die Frau habe Todesangst erlitten und gedacht, jetzt sei es wahrscheinlich vorbei. Gerade rechtzeitig hatte der 17-jährige Enkel die Schreie seiner Oma gehört und eingegriffen.
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Köln: Teenager rettet Großmutter vor weiteren Übergriffen
Der Enkel hatte ausgesagt, den Eindringling noch im Bett seiner Oma erwischt zu haben. Dieser habe sich dann die Hose hochgezogen und auf Hinwirken der Bewohner freiwillig die Wohnung verlassen. Der Teenager weinte im Zeugenstand. Er habe Schuldgefühle, seine Oma nicht früher aus der Situation gerettet zu haben. In der Tatnacht hatte er eine TV-Serie geschaut und Kopfhörer getragen.
Großmutter und Enkel hätten sich den sexuellen Überfall ausgedacht, um ihn in Haft zu bringen, hatte der Angeklagte ausgesagt. Der Staatsanwalt gestand diesem zu, im Rahmen seiner Verteidigung vor Gericht die Haupttat der sexuellen Nötigung abzustreiten. Den Satz, er würde sich nicht an „einer Toten“ vergehen, wertete der Ankläger jedoch als Verhöhnung des Opfers und somit strafschärfend.
Köln: Bewohnern wurde das Sicherheitsgefühl genommen
Opfer-Anwältin Funda Bicakoglu berichtete, der Vorfall habe das Leben ihrer Mandantin und des Enkels teilweise zerstört. Der Junge habe es in seinem Leben ohnehin nicht leicht gehabt, er habe Zuflucht bei seiner Oma gefunden. Beiden sei das Sicherheitsgefühl in deren Zollstocker Wohnung auf brutale Weise genommen worden, beide stünden nun auf Wartelisten für Psychotherapien.
Während Bicakoglu nicht weniger als sieben Jahre Haft forderte, sah der Verteidiger eine Strafe von maximal vier Jahren Gefängnis als angemessen an. Seinem Mandanten riet der Anwalt eindringlich, sich seinem Antrag anzuschließen. Das tat der Angeklagte dann auch und räumte damit in letzter Sekunde zumindest indirekt alle Vorwürfe ein. Ein Urteil soll in der nächsten Woche fallen.