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Aachener WeiherKölner Polizist erzählt, wie er die Flaschenwürfe erlebt hat

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Die Bereitschaftspolizei räumte die Wiese vor dem Aachener Weiher.

Köln – Nach den Flaschenwürfen auf Polizisten und städtische Ordnungskräfte am Aachener Weiher in der Nacht zum Samstag hat die Polizei bislang noch keine Hinweise auf die Täter. Zwei Polizisten und ein Ordnungsamtsmitarbeiter waren verletzt worden, als die Einsatzkräfte versuchten, eine Party mit mehreren hundert Personen aufzulösen.

Einsatzkräfte hatten nicht mit Krawall gerechnet

Ein Polizist, der in der Nacht zum Samstag am Aachener Weiher eingesetzt war, berichtete am Montag: „So etwas habe ich in Köln noch nicht erlebt.“ Als er und seine Kollegen von der Hundertschaft sowie Mitarbeiter des Ordnungsamtes um kurz vor Mitternacht erstmals die Wiese betreten hätten, bloß um sich einen Eindruck in der Menge zu verschaffen und zu schauen, woher die Musik kam, sei es noch friedlich gewesen. Mit Krawall hatten die Einsatzkräfte überhaupt nicht gerechnet. „Wir hatten nicht mal unsere Helme auf.“ Dann sei eine einzelne Flasche in ihre Richtung geflogen – nicht schön, „aber das erlebt man leider schon mal“, schildert der Beamte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Im nächsten Moment allerdings sei die Stimmung komplett gekippt, er und seine Kollegen hätten sich plötzlich in einem regelrechten „Flaschenhagel“ wiedergefunden. Eine Flasche traf einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes am Kopf, eine weitere einen Polizisten am Unterarm, eine dritte flog einem Polizisten gegen den Hals. Die beiden Erstgenannten wurden schwer verletzt, der dritte leicht. Der Mitarbeiter des Ordnungsamts erlitt einen Cut drei Zentimeter über der linken Augenbraue und eine Beule. Außerdem bestehe der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, sagte ein Stadtsprecher am Montag. Er sei aber auf dem Weg der Besserung.

Erst mit Unterstützung weiterer Einsatzkräfte gelang es schließlich, die Situation zu beruhigen. Die Täter ergriffen die Flucht. Um sie zu verfolgen, festzuhalten, ihre Personalien aufzunehmen und Strafverfahren einzuleiten, reichte die Zahl der Einsatzkräfte nicht aus.

Polizist: „Viele wussten gar nicht, was sie da machen“

Ungefähr 1000 Menschen hatten auf der Wiese am Aachener Weiher auf engstem Raum gefeiert, offenbar professionell über soziale Medien organisiert, mit DJ-Pulten ausgestattet. Es wurde reichlich Alkohol getrunken. Diese Szenen wollten Polizei und Ordnungsamt gegen 23.45 Uhr beenden. Einige hundert aus der Menge begehrten aber dagegen auf.

Über die Chaoten sagt der Polizist, er habe den Eindruck gehabt, sie hätten das lustig gefunden. Anders als zum Beispiel die Fußballrandalierer, die nach dem 34. Saisonspiel des 1. FC Köln gegen Schalke 04 vor dreieinhalb Wochen gezielt Flaschen auf Polizisten schleuderten, um sie zu verletzten oder zu vertreiben, hätte ein Teil des Partyvolks am Aachener Weiher „einfach Spaß daran“ gehabt. „Die haben im Chor ‚All Cops are bastards‘ gesungen wie ein Karnevalslied“, schildert der Beamte, der die Angriffe scharf verurteilt. „Ich glaube trotzdem nicht, dass das alles grundsätzlich Polizeihasser waren. Es waren für mich überwiegend Leute in ihren 20ern, darunter viele Mitläufer, die gar nicht wussten, was sie da machten.“