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Prozess um Attentat in Köln-PorzRichter sauer auf Schussopfer: „Das ist so eine Scheißantwort“

Lesezeit 2 Minuten
Ermittler untersuchen den Tatort in Porz-Wahn im Mai 2016

Ermittler untersuchen den Tatort in Porz-Wahn im Mai 2016

Der beschossene Geschäftsmann sagte im Kölner Landgericht als Zeuge aus.

Beim laufenden Schwurgerichtsprozess um das Attentat auf einen Kölner Geschäftsmann in Porz-Wahn hat der Geschädigte im Landgericht den Unmut des Vorsitzenden Richters Alexander Fühling auf sich gezogen. „Erzählen Sie mir hier nichts vom Pferd, Sie reden sich gerade um Kopf und Kragen“, sagte Fühling etwa, nachdem der Zeuge sich mehrfach nur zurückhaltend geäußert hatte.

Köln: Opfer nannte zunächst keinen Namen

Zuvor hatten die Verteidiger Martin Bücher und Martin Heising das Opfer, das bei dem Attentat zwei Durchschüsse in Arm und Bein erlitten hatte, regelrecht ins Kreuzverhör genommen. Die Anwälte wollten wissen, warum sich der 54-Jährige erst später auf seinen ehemaligen Geschäftspartner als Auftraggeber der Tat festgelegt, bei ersten Vernehmungen bei der Polizei aber geschwiegen habe.

Die Angeklagten mit den Verteidigern Oliver Kleine und Martin Heising beim Neustart des Prozesses im Landgericht

Die Angeklagten mit den Verteidigern Oliver Kleine und Martin Heising beim Neustart des Prozesses im Landgericht

So hatte der Beschossene zunächst behauptet, im Vorfeld des Geschehens keine Drohungen erhalten und auch sonst damals mit niemandem Probleme gehabt zu haben. Dann allerdings fiel der Name des nun angeklagten Geschäftspartners, der im Vorfeld der Tat Todesdrohungen ausgesprochen habe. Laut Anklageschrift ging es um mögliche Schulden im hohen sechsstelligen Eurobereich.

Köln: Geschäftsmann spricht von Angst um seine Familie

„Ich konnte mir in dem Moment nicht vorstellen, dass ein Mensch so krank ist und das macht“, erklärte der Geschädigte, warum er den Namen des Angeklagten zunächst nicht genannt habe. Aber er habe doch gewusst, dass der Beschuldigte angeblich nicht zimperlich sei, warf der Richter ein. Daraufhin räumte der Zeuge ein, Angst davor gehabt zu haben, dass ihm oder seiner Familie noch schlimmeres zustoße.

Die Verteidiger zitierten danach aus Polizeivernehmungen der Ehefrau des Angeschossenen. Die hatte von Drohungen anderer Personen berichtet, etwa von Mitgliedern eines Familienclans. Auch, dass sie Angst um ihren Mann habe. Auf die Frage, ob das stimme, druckste der Zeuge herum. „Hatte Ihre Frau Angst um Sie?“, fragte Richter Fühling konkret. „Anscheinend ja“, entgegnete der Zeuge.

Kölner Richter zum Zeugen: „Das ist so eine Scheißantwort“

„Wenn meine Frau Angst um mich hat, dann sagt sie mir das“, fuhr Richter Fühling den Zeugen an. Und weiter: „Anscheinend ja, das ist so eine Scheißantwort, das ist nicht zu fassen.“ Mit solch schwammigen Aussagen könne er nichts anfangen, sagte Fühling. Dann bestehe die große Gefahr, dass der Strafprozess zu nichts führe und die Tat gar nicht mehr aufgeklärt werden könne.

Neben dem früheren Geschäftspartner sitzt auch der mutmaßliche Schütze auf der Anklagebank. Der soll laut Anklage aus einem Auto heraus auf das Opfer geschossen haben. Beide Beschuldigten schweigen. Bereits 2019 wurde das Geschehen verhandelt. Der Prozess musste aber abgebrochen werden, nachdem eine Richterin schwanger wurde und in den Mutterschutz wechseln musste.