Beim Prozess gegen Thomas Drach im Kölner Landgericht hat der Vorsitzende Richter nun einzelne Vorwürfe eingestellt.
Kölner Mammut-ProzessRichter stellt einzelne Vorwürfe gegen Thomas Drach ein – das ist der Grund
Das Kölner Landgericht hat mehrere Vorwürfe gegen Thomas Drach eingestellt. Um den Prozessstoff zu verschlanken, verzichtet der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern auf eine mögliche Verurteilung Drachs wegen Brandstiftung, Urkundenfälschung und Verstößen gegen das Kriegswaffengesetz. Was bleibt, sind die weitaus schwereren Vorwürfe des bewaffneten Raubes und versuchten Mordes.
Köln: Prozess gegen Thomas Drach wird verschlankt
Der Richter folgte damit einem Antrag von Staatsanwältin Anja Heimig, nach deren Ansicht die Verhandlung so gestrafft und strukturierter zu Ende geführt werden könne. Bern betonte, dass die getroffenen Feststellungen in der Beweiswürdigung weiterhin Berücksichtigung finden können. Ein milderes Urteil ist durch diese rein prozessökonomische Maßnahme also nicht zu erwarten.
Die eingestellten Vorwürfe sind Beiwerk der Drach vorgeworfenen Raubüberfälle auf Geldboten. Bei den Überfällen an den Ikea-Häusern in Godorf und Frankfurt am Main und am Flughafen Köln/Bonn soll der Angeklagte jeweils ein Fluchtauto angezündet haben. Die falschen Kennzeichen an den Autos gelten als Urkundenfälschung. Auch der Waffenbesitz, darunter eine Kalaschnikow, war illegal.
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Thomas Drach droht auch Urteil wegen vollendeten Mords
Weiter ungeklärt ist die Frage, ob dem früheren Reemtsma-Entführer womöglich noch eine Verurteilung wegen vollendeten Mordes droht. Das Raubopfer vom Flughafen war am 18. September im Alter von 58 Jahren verstorben. Die Angehörigen prüfen durch ihre Anwälte derzeit, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen Tod und Tat besteht. Es werden ärztliche Berichte eingeholt.
Prozessbeobachter schätzen es jedoch als eher unwahrscheinlich ein, dass ein kausaler Zusammenhang viereinhalb Jahre nach dem Überfall festgestellt werden kann. Das Opfer hatte damals einen Durchschuss beider Oberschenkel erlitten und musste notoperiert werden. Der Mann war seither schwer traumatisiert. Zuletzt litt er aber auch an einer schweren Lungenkrankheit.
Köln: Drach-Verteidiger erwartet lebenslange Freiheitsstrafe
Drachs Verteidiger Andreas Kerkhof, der Freispruch erreichen will, sieht der Möglichkeit einer Hochstufung zum Mord – der Richter müsste dann einen rechtlichen Hinweis erteilen – gelassen entgegen. „Im Ergebnis wird es keine Rolle spielen, denn der Vorsitzende will ohnehin eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängen“, sagte Kerkhof auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Der versuchte Mord hingegen lässt auch eine zeitige Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren Gefängnis zu. Würde diese in einem Urteil nahezu erreicht und die nach der Gefährlichkeitsprognose eines Gutachters wahrscheinliche Sicherheitsverwahrung verhängt, dann würde das für den 62-jährigen Drach laut Beobachtern aber ohnehin „lebenslang“ bedeuten. Der Prozess wird fortgesetzt.