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Rote Funken-Präsident„Wäre ich dieses Jahr Prinz, würde ich nicht zum Kardinal gehen“

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Heinz-Günther Hunold (3. v. l.) ist Präsident der Roten Funken. Die Ülepooz-Gespräche werden vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitorganisiert.

Köln – Nachdenken und diskutieren über 200 Jahre Karneval in Köln, über Gegenwart und Zukunft – das ist der Sinn der „Ülepooz-Gespräche“ bei den Roten Funken an der Ulrepforte. Gleich der erste Abend zum Thema „Kirche und Karneval“ kurz vor dem Sessionsauftakt am 11.11. hatte es vor allem dank einiger Ansagen und Andeutungen von Heinz-Günther Hunold in sich.

Rote Funken: Präsident fordert weibliches Dreigestirn

Der Präsident und Kommandant der Roten Funken stand in der Auftakt-Diskussion mit der Theologin und einzigen Frau auf dem Podium, Maria Mesrian, klar für ein weibliches Dreigestirn in den nächsten Jahren ein. Er zog hier eine Parallele zwischen der Kirche und dem organisierten Karneval: „Warum sollte man Frauen denn die höchsten Ämter verwehren?“ Aus dem Publikum erhielt er dafür viel Applaus.

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Heinz-Günther Hunold ist Präsident der Roten Funken. (Archivbild)

Mesrian brachte scherzhaft eine Initiative „Mariechen 2.0“ ins Spiel – in Anspielung auf die von ihr vertretene feministische Reformbewegung in der katholischen Kirche. In den Karnevalsgesellschaften wie in der Kirche spielten die Männerbünde eine zu mächtige Rolle, sagte Mesrian. Auch hier stimmte Hunold ihr zu. Männergesellschaften seien zwar nach wie vor wichtig – doch dem organisierten Karneval würden mehr reine Frauengesellschaften guttun.

All diese scheinbaren Kompromisse zwischen vermeintlichen Konfliktparteien auf dem Podium kulminierten in eine klarer Forderung Mesrians: Die Roten Funken sollten sich in Zukunft auch öffentlich klar an die Seite emanzipatorischer Bewegungen stellen, seien diese innerhalb der Kirche und innerhalb des organisierten Karnevals.

Funken-Präsident würde als Prinz nicht zum Kardinal gehen

Brauchtumsforscher und Psychoanalytiker Wolfgang Oelsner, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnahm, schlug in dieselbe Kerbe: „Der organisierte Kölner Karneval ist zu brav.“ Er habe kein anarchisches Moment mehr, obwohl das Brauchtum eigentlich aus einer Auflehnung gegen die Kirchenobrigkeit entstand.

Hunold zeigte sich daraufhin rebellisch. Er erinnerte an die Messdienerinnen und Messdiener, die Kardinal Rainer Woelki in Rom kürzlich den Rücken zugedreht hatten, und nannte sie Vorbilder. Er sagte: „Wäre ich dieses Jahr Prinz, würde ich nicht zum Kardinal gehen.“ Die Roten Funken stellen dieses Jahr das Dreigestirn, zur Feier des 200-jährigen Bestehens des Vereins und damit verbundenen auch dem heutigen Karneval. Ob die Roten Funken dieses Jahr also einen solchen Boykott planen, ließ er offen.

Kirche und Karneval: Untrennbar verbunden

So zeigte sich auch, weshalb die Roten Funken Karneval und Kirche als erstes Thema für ihre vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitorganisierten „Ülepooz-Gespräche“ ausgesucht hatten. Die Moderation des Abends hatte Joachim Frank, Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion. Die Konflikte, so Frank zu Beginn, verliefen entlang ähnlicher Problemlinien. Historisch seien die beiden K untrennbar miteinander verbunden. Fast alle Anwesenden waren sich einig, dass dies passend sei und das auch so bleiben sollte.

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Die weiteren Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren als personifizierter Beweis für die Vereinbarkeit von Kirche und Karneval auf der Bühne. Johannes Quirl, Pfarrer der katholischen Pfarrei Sankt Severin, sagt von sich selbst, er habe nur zwei Rosenmontagszüge verpasst: „Wegen Corona und wegen meines Studiums in Freiburg. Dort habe ich dann auch geheult.“

Und sein evangelischer Kollege Hans Mörtter, nach 35 Jahren an der Lutherkirche in Köln soeben in den Ruhestand verabschiedet, feierte nach eigenen Angaben 1988 nicht nur den ersten evangelischen Karnevalsgottesdienst in Köln, „auch wenn damals einige offiziell in Ohnmacht fielen“. Mörtter stellte im Anschluss an die Diskussion áuch noch einen informellen Mitgliedsantrag bei den Roten Funken.

Kölner Karneval: Gefahr der reinen Kommerzialisierung

So endete der Abend harmonisch. Insbesondere die Kritik an der Kommerzialisierung des Kölner Karnevals einte das Podium. Brauchtumsforscher Oelsner nahm die Stadtgesellschaft in die Pflicht: „Die Kölner können natürlich in den Skiurlaub fahren und den Touristen die Stadt überlassen“, sagte er. „Aber jetzt müssten sie eigentlich die Gäste an die Hand nehmen und ihnen zeigen, was das Brauchtum bedeutet.“

Sonst drohe der Karneval zur bloßen Folklore und eben zur rein kommerziellen Veranstaltung zu verkommen. Auch hier hatte Hunold eine Ankündigung parat: Die Roten Funken wollten in der kommenden Session auf der Zülpicher Straße ein Zeichen setzen. Wie genau das aussehen soll, sagte er noch nicht. „Aber wir müssen die Leute dort abholen, wo sie sind“, sagte er. „Wir müssen uns neu erfinden und junge Menschen begeistern, sonst kriegen wir ein Problem.“