Prozess im LandgerichtKölner Senior erstochen und unter Wäsche begraben – Sohn spricht von Filmriss

Lesezeit 3 Minuten
Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Frank Seebode beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Frank Seebode beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Er habe keine Erinnerungen an die Tat, sagte der Mann beim Prozessauftakt.

Es ist die tragische Geschichte eines Kölner Seniors, der seinen gewalttätigen Sohn immer wieder bei sich aufnahm und das mit dem Leben bezahlte. Seit Dienstag wird der Kriminalfall vor dem Kölner Schwurgericht verhandelt, der Staatsanwalt geht von Totschlag aus. Dass er seinen Vater mit einem Messer getötet habe, bestritt der Beschuldigte nicht. Erinnern könne er sich daran aber auch nicht.

Köln-Altstadt: Streit mit Vater verlief tödlich

Vergangenen Oktober war es in der Wohnung des 83-Jährigen in der Altstadt zu dem fatalen Streit gekommen. In dessen Verlauf soll der 39-Jährige seinem Vater ins Gesicht geschlagen haben, was Blutungen unter der weichen Hirnhaut verursachte. Der Sohn habe dann laut Staatsanwalt gegen den Rumpf des Seniors geschlagen und getreten, ihm so mehrere Rippenbrüche beigebracht.

Schließlich habe der Beschuldigte zu einem langen Küchenmesser – er selbst bezeichnete es als „Zwiebel- und Gemüsemesser“ – gegriffen und auf den Vater eingestochen. Schläfe, Wange, Gesäß, Unterschenkel und Knöchel, der Körper des Opfers war schließlich übersät von Schnitten und Stichen. Neben seinem Bett, in einem Spalt zur Wand, blieb der Schwerverletzte liegen.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Opfer unter Kleidung und Schranktür begraben

Der Sohn soll dann Kleidungsstücke und eine Schranktür auf seinen Vater gelegt, ihn so regelrecht begraben haben. Bodycam-Aufnahmen von Polizisten sollten später zeigen, wie eine Hand aus dem Wäscheberg herausragte. Der Sohn hatte dann die Wohnung verlassen. In Deutz soll er später eine Frau belästigt und einem Pizzeria-Inhaber einen Kopfstoß verpasst haben. Es kam zum Polizeieinsatz.

Nachdem er eine Anzeige erhalten hatte, war der Mann in die Wohnung des Vaters zurückgekehrt. „Ich bin ins Gästezimmer, habe mich ausgezogen und dann per Seemannsköpper ins Bett“, erklärte der Beschuldigte beim Prozessauftakt. Dass sein Vater derweil sterbend in einem Nebenzimmer lag, habe er nicht realisiert. „Ich dachte, mein Vater ist nicht da“, meinte der 39-Jährige dazu nur.

Kölner wegen Angriff auf Vater bereits im Gefängnis

Der Halbbruder des Beschuldigten betätigte am selben Tag den Notruf, nachdem der Vater nicht zu einem verabredeten Treffen erschienen war. Polizisten fanden den Senior noch lebend, er verstarb aber wenig später in der Klinik. Im Zeugenstand berichtete der Halbbruder, dass der gemeinsame Vater den 39-Jährigen immer in Schutz genommen und ihm auch immer wieder verziehen habe.

Zuletzt hatte der Mann eine Haftstrafe verbüßt, nachdem er seinen Vater verprügelt hatte. Die jetzt verhandelte Tat soll er im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben, es droht die Einweisung in die Psychiatrie. Der Mann sprach von einem Filmriss, durch Alkohol und Drogen. Er habe wohl etwas mit der Tat zu tun, so der 39-Jährige, das lege das DNA-Gutachten nahe. Der Prozess wird fortgesetzt.

Nachtmodus
KStA abonnieren