Restaurants, Plätze, PicknickSo nutzen die Kölner die neuen Corona-Freiheiten
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Seit Samstag dürfen sich bis zu zehn Personen in der Öffentlichkeit treffen.
Unser Reporter hat sich auf den belebtesten und beliebtesten Plätzen Kölns umgesehen.
Ob Picknick am Aachener Weiher, Essen im Lieblingsrestaurant oder Abhängen an der Uni-Mauer – an vielen Orten wirkt es, als gäbe es gar keine Einschränkungen.
Köln – Seit Samstag dürfen sich bis zu zehn Personen in der Öffentlichkeit treffen. Der Brüsseler Platz und der Rheinboulevard bleiben abends vorerst gesperrt. Ein Besuch an den beliebten Ausgeh-Orten zeigt: Die Menschen nutzen die neuen Freiheiten und halten sich dabei überwiegend an die Corona-Regeln.
Rheinboulevard und rechtes Rheinufer
Verdutzt sehen zwei junge Männer auf das Schild vor dem Metallzaun neben der Hohenzollernbrücke. „Betretungsverbot“ sagt der eine und sieht den anderen fragend an. Der zuckt nur mit den Schultern und holt sein Telefon aus der Tasche, um mit den Freunden einen neuen Plan auszumachen. Aus ihren Plastiktüten ragt Shisha-Zubehör.
Von der Sperrung des Rheinboulevards wussten die beiden offenbar nichts. Zwischen 18 Uhr und sechs Uhr morgens sorgen dort Wachleute einer privaten Sicherheitsfirma dafür, dass niemand die Steintreppen am Flussufer betritt. Absperrband und große Bauzäune versperren den Zugang. In regelmäßigen Abständen fahren Polizei und Ordnungsamt mit ihren Wagen an den Absperrungen vorbei, doch Anstalten diese zu überwinden macht am Samstagabend niemand.
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Stattdessen weichen viele Menschen auf die Wiesen an der Deutzer Werft und den Rheinpark aus. Auf den Rasenflächen ist gegen 20 Uhr am Samstag noch reichlich Platz. Weil der Rhein wenig Wasser führt, verteilen die Besucher im Park sich auf das Ufer, die Bänke am Wegesrand und die Wiesen. Gruppen mit mehr als zehn Personen sind hier nicht zu sehen, sodass die Polizei zwar hin und wieder durch den Park fährt, aber nicht eingreifen muss.
Brüsseler Platz
Für den Brüsseler Platz gilt zwischen 18 Uhr und sechs Uhr morgens ein sogenanntes Verweilverbot. Der Platz rund um die Kirche St. Michael kann also weiter betreten werden, allerdings darf sich niemand länger auf den Bänken oder an den Betonbeeten aufhalten. Sechs Mitarbeiter der Stadt in grünen Westen mit der Aufschrift „Vermittler“ umrunden die Kirche und weisen die wenigen Menschen, die sich dort aufhalten, auf das Verbot hin. „Bevor das Ordnungsamt kommt, sprechen wir die Leute an“, sagt einer von ihnen. Auch hier fahren regelmäßig Polizeiwagen vorbei, doch das Ordnungsamt ist gegen 21.30 Uhr noch nicht vor Ort.
Leer ist es im Zentrum des Belgischen Viertels dennoch nicht. Die Restaurants und Wirtshäuser am Brüsseler Platz und in den umliegen Straßen haben ihre Außengastronomien erweitert, die meisten Sitzplätze sind belegt. Das milde Wetter sorgt allerdings auch dafür, dass die Plätze im Innenraum der Lokale überwiegend leer bleiben. Der Kiosk direkt gegenüber der Kirche ist ebenfalls weniger stark besucht als üblich, denn mit einem Bier in der Hand steht hier kaum jemand auf der Straße.
Aachener Weiher
Kaum freie Plätze gibt es dagegen am Aachener Weiher. Der Rasen rund um den Biergarten und auf dem kleinen Hügel am Wasser sind voll, die meisten Gruppen bestehen aus vier oder fünf Menschen. Doch hier sind zum ersten Mal einige größere Gruppen zu sehen: 15 bis 20 Menschen sitzen gemeinsam auf ihren Decken, wirklich Abstand hält niemand. Picknicks sind schon seit Mitte Mai wieder erlaubt und viele Kölnerinnen und Kölner nutzen das lange Wochenende offenbar für ein Treffen mit Freunden.
Nachdem das Ordnungsamt in den vergangenen Wochen rund um den beliebten Treffpunkt besonders präsent war, sind am Samstagabend gegen 21 Uhr keine Mitarbeiter der Stadt zu sehen. Am Sonntag sprechen Polizei und Stadt von einer außergewöhnlichen ruhigen Nacht. „Es war nichts los“, sagt ein Polizeisprecher. Das Ordnungsamt meldet insgesamt 18 Verstöße, weit weniger als an vergleichbaren Abenden. Die Sperr-Strategie am Rheinboulevard und dem Brüsseler Platz scheint aufzugehen, denn dort wurden keine Verstöße registriert.
Uniwiese und Zülpicher Straße
Auf den Wiesen zwischen dem Uni-Hauptgebäude der Mensa sind am Samstagabend viele Sportgruppen zu sehen. Yoga, Krafttraining oder Federball stehen hoch im Kurs, auch hier sind die Gruppen alle kleiner als zehn Personen.
Gut gefüllt ist auch die kleine Mauer vor dem Gebäude der Geowissenschaften an der Zülpicher Straße. Der vor allem bei Studierenden beliebte Ort bietet allerdings kaum Raum für ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Gruppen. Dennoch sind auch hier keine großen Menschenansammlungen auszumachen. Vor den Kiosken rund um den Bahnhof Süd bilden sich hier und da Warteschlangen, weil die Betreiber jeweils nur wenige Menschen in ihre Läden einlassen.Rund um den Rudolfplatz
Von den größeren Flächen für Sitzplätze im Freien profitieren auch die Restaurants in den Straßen rund um den Rudolfplatz. Im Friesenwall und am Hohenzollernring ist kaum noch ein freier Tisch zu sehen, die Terrasse am Durchgang zur Schaafenstraße ist ebenfalls gut gefüllt. Im Ausgehviertel der LGBT-Community gehörten vor Corona größere Gruppen auf den Straßen zum festen Bild. Doch am Samstagabend steht fast niemand vor den Bars und Kneipen. Stattdessen nutzen die Wirte Teile der Straße für mehr Tische und Stühle.