- Der 1. FC Köln möchte sein Trainingsgelände im Äußeren Grüngürtel umfangreich ausbauen.
- Vor allem in Lindenthal gibt es seit langem laute Proteste gegen den Ausbau.
- Den Ratspolitikern liegen zwei Varianten vor. Der Kölner Stadtrat soll nun am 18. Juni eine Entscheidung fällen.
Köln – Der 1. FC Köln ist dem Ausbau seines Trainingsgeländes am Geißbockheim am Montag einen Schritt näher gekommen. Die Stadtverwaltung hat insgesamt 7147 Stellungnahmen der Bürger zu dem Vorhaben im denkmalgeschützten Äußeren Grüngürtel gesichtet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der FC-Antrag genehmigungsfähig ist.
Da sich SPD, CDU und FDP bislang als Unterstützer der Pläne gezeigt haben, sollte im Stadtrat am 18. Juni eine deutliche Mehrheit für einen Beschluss vorhanden sein – solange keine der beiden großen Fraktionen ausschert. Die Grünen – Bündnispartner der CDU – lehnen das Vorhaben vehement ab.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sowohl von der CDU als auch von den Grünen unterstützt wird, hatte bereits im August 2019 Zweifel an dem FC-Ausbau geäußert, obwohl auch sie zunächst zu den Befürwortern gehörte. Der Klimanotstand habe die Situation jedoch geändert. „Es ist wichtig, gesamtgesellschaftliche Strömungen und Veränderungen wie die Klima-Debatte oder auch die Inanspruchnahme von öffentlichen Erholungsflächen bei politischen Entscheidungen aufzunehmen“, sagte Reker am Montag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Beschlussvorlage enthält auch eine zweite Variante zur Abstimmung
Die von der Oberbürgermeisterin unterzeichnete Beschlussvorlage enthält daher nicht nur den Vorschlag, die FC-Ausbaupläne abzusegnen, sie enthält auch eine zweite Variante zur Abstimmung. Der FC soll das Verfahren demnach anhalten und zusammen mit der Stadt neue Alternativen entwickeln. Das könnte etwa die – vom FC bislang stets abgelehnte – Aufteilung des Betriebs sein. Danach würden die Profimannschaften weiterhin am Geißbockheim trainieren, die Jugend- und Frauenmannschaften aber an anderer Stelle, etwa in Marsdorf. Auch die Grünen hatten Marsdorf in der Vergangenheit stets als alternativen Standort ins Spiel gebracht. Die Prüfung der Stadtverwaltung ergab hingegen, dass der Standort am Geißbockheim am besten abschnitt und sämtliche Alternativen – auch Marsdorf – deutlich hinter sich ließ.
„Es liegt nun erstmals ein konstruktiver Gegenvorschlag auf dem Tisch, mit der Chance zum Beispiel das Leistungszentrum im Grüngürtel zu realisieren, aber auf die Inanspruchnahme der Gleuer Wiese zu verzichten. Die Frage ist: Ist dieser alternative Weg am Ende nicht sogar der bessere und schnellere für den FC? Eine Klagewelle von Gegnern des Grüngürtelausbaus ist ja durchaus wahrscheinlich. Sie könnte den Geißbockheim-Ausbau trotz Bebauungsbeschluss um Jahre verzögern“, sagte Reker. „Es ist kein Geheimnis, dass ich für den Schutz des Grüngürtels bin.“ Die Gleueler Wiesen seien nicht nur Landschaftsschutz-, sondern auch Erholungsgebiet. „Ich habe mir das Thema professionell angeschaut und bin der Meinung, dass wir nun zu einer demokratisch legitimierten Entscheidung kommen müssen. Darum gibt es eine Entscheidungsvorlage mit zwei Vorschlägen, über die der Rat abstimmen muss“, so Reker.
FC-Erweiterung ist grundsätzlich möglich
Aus dem der Beschlussvorlage beigefügten Bebauungsplan geht hervor, dass die FC-Erweiterung grundsätzlich möglich wäre. So würden weder die Belange des Denkmalschutzes noch die des Umweltschutzes dagegen sprechen. Eine Beeinträchtigung der klimatischen Gesamtsituation ist demnach in nur geringem Maße zu erwarten. Schalltechnisch würden gesunde Wohnverhältnisse in der Umgebung bestehen bleiben. Negativ auswirken würde sich die Erweiterung allerdings auf die Bodenqualität – auch die Erholungsfunktion der Gleueler Wiese wäre beeinträchtigt.
„Das Projekt ist wichtig für die Zukunft des Vereins, insbesondere für den Nachwuchsbereich. Der FC hat stets fair und mit offenen Karten gespielt und auf ein politisches Verfahren vertraut, das nun dringend vor der Sommerpause abgeschlossen werden muss“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Der FC brauche Verlässlichkeit, die er von der SPD bekommen werde. „Wir haben eine klare Haltung: Wir unterstützen den FC darin, an seinem angestammten Traditionsstandort am Geißbockheim bleiben zu können und dort wettbewerbsfähig zu sein“, so Joisten Die SPD werde sich die Vorlage der Verwaltung sehr genau anschauen. Auf den ersten Blick sei kein Grund erkennbar, nicht zuzustimmen.
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„Für uns ist und bleibt der FC ein wichtiger Sportverein für unsere Stadt – ob im Profi- oder im Amateurbereich. Daher besteht unsere positive Grundhaltung zu dem Projekt fort“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Die CDU werde die Vorlage durcharbeiten und schauen, ob sich nach Auswertung der Bürgereingaben etwas substanziell an der bisherigen Argumentationslage geändert habe.
Brigitta von Bülow, Fraktionschefin der Grünen, sagte am Montag: „Ich freue mich, dass die Alternative im Beschlussvorschlag steht.“ Auch die Grünen würden nun die umfangreiche Vorlage prüfen und beraten – und zwar ausführlich: „Wir werden uns die nötige Zeit auf jeden Fall nehmen“, so von Bülow.
Geschäftsführer Wehrle froh über „Verfahren auf der Zielgeraden“
„Wir begrüßen es sehr, dass das Verfahren nun auf die Zielgerade einbiegt“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle. Für den FC sei es strategisch von enormer Bedeutung, Profis und Nachwuchs am traditionellen Standort zusammenhalten und sich zugleich für die Zukunft modern weiterentwickeln zu können. „Für dieses übergeordnete Ziel sind wir im Verfahren auch die nötigen Kompromisse eingegangen“, sagte Wehrle. Er wisse, wie viel Arbeit auf allen Seiten in so einem Projekt stecke, das bislang stets kritisch öffentlich begleitet worden sei. „Mein Dank gilt heute daher ausdrücklich den vielen daran beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung. Sie waren für uns mit Sicherheit nicht immer bequem, aber immer hoch professionell, verlässlich und engagiert“, so Wehrle.
Sollte eine Mehrheit im Stadtrat entscheiden, dass der 1. FC Köln sein Trainingsgelände ausbauen darf, will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dagegen klagen. Umweltorganisationen dürfen grundsätzlich vor Gericht ziehen, wenn Vorhaben Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur haben. Die Kreisgruppe Köln hält den Entwurf des Bebauungsplans für das Projekt für rechtswidrig. Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ will das Vorhaben ebenfalls verhindern.