AboAbonnieren

Auslieferung aus den NiederlandenThomas Drach im Hubschrauber nach Köln gebracht

Lesezeit 3 Minuten
Auslieferung Drach

In diesem Polizeihubschrauber wurde Thomas Drach aus de Niederlanden in die  JVA Köln überstellt.

Köln – Seit 12.45 Uhr am Dienstag hat Thomas Drach wieder Kölner Boden unter den Füßen. Mit einem Hubschrauber ist der frühere Reemtsma-Entführer und mutmaßliche Räuber Dienstagmittag von den Niederlanden an Deutschland ausgeliefert und im Klingelpütz in Ossendorf inhaftiert worden – Einzelzelle, Hafthaus 4, Hochsicherheitstrakt. Ob der 60-Jährige - wie üblich bei Neuankömmlingen im Gefängnis - zunächst noch zwei Wochen in Corona-Quarantäne verbringen muss, wird noch geprüft, denn Drach war nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" bereits im vorigen Sommer an Corona erkrankt.

Drach war vorigen Sommer an Corona erkrankt

Bei seiner Ankunft in der JVA am Dienstag soll Drach sich sehr wortkarg gegeben haben, heißt es. Am Mittag bekam er Besuch von seinem Anwalt, am Nachmittag wurde ihm der Haftbefehl verkündet.

Der in Erftstadt geborene Drach soll 2018 und 2019 drei Überfälle auf Geldtransporter begangen haben: am Flughafen Köln-Bonn, bei Ikea in Köln-Godorf und vor einer Ikea-Filiale in Frankfurt am Main. Bei zwei Taten war je ein Wachmann durch Schüsse schwer verletzt worden. Zunächst konnten die Täter unerkannt entkommen und untertauchen. Doch die Polizei kam Drach schon bald auf die Spur. Sein Anwalt Andreas Kerkhof sagt auf Anfrage: "Mein Mandant sieht den Vorwürfen gelassen entgegen, bisher ergibt die Beweislage ein äußerst diffuses Bild, insofern ist aus meiner Sicht nichts in der Welt, der für einen Schuldspruch ausreichen würde."

Das könnte Sie auch interessieren:

Festnahme vor zehn Wochen in Amsterdam

Vor zehn Wochen wurde Drach in Amsterdam festgenommen. Vorigen Dienstag billigte ein Gericht in der niederländischen Hauptstadt seine Auslieferung nach Deutschland. Hier wartet der 60-Jährige jetzt in Untersuchungshaft auf seinen Prozess, der noch dieses Jahr vor dem Kölner Landgericht beginnen könnte. Thomas Drach, der 1996 mit Komplizen den Hamburger Erben der Tabak-Dynastie, Jan Philipp Reemtsma, entführt und Lösegeld kassiert hatte, droht bei einer Verurteilung die Sicherungsverwahrung.

Die Staatsanwaltschaft Köln will ihre Ermittlungen zu den drei Raubstraftaten „in den nächsten Monaten“ abschließen, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Die Ermittler sind davon überzeugt, mit Drach einen von mindestens zwei an den Überfällen beteiligten Tätern gefasst zu haben. Ein zweiter war kürzlich ebenfalls in Amsterdam festgenommen worden. Nach zwischenzeitlicher Entlassung aus der U-Haft soll der Mann aber jetzt wieder im Gefängnis sitzen.

Am Dienstagvormittag war Drach aus der Auslieferungshaft in Amsterdam mit einem Polizeitransporter Richtung deutsche Grenze gebracht worden. Am Grenzübergang in Goch übergaben Polizisten ihn ihren deutschen Kollegen, die in einem Hubschrauber auf einer Grünfläche neben der Autobahn gewartet hatten. Spezialeinsatzkräfte begleiteten den Transport im Helikopter bis zum Gefängnis in Ossendorf.

DNA-Teilspur am Fluchtauto soll Drach schwer belasten

Unter anderem soll eine DNA-Teilspur an einem der Fluchtautos Thomas Drach schwer belasten. Monatelang hatten Ermittler ihn in Amsterdam observiert, sein Telefon abgehört und weitere Spuren zusammengetragen, die nun in eine Anklage münden sollen. Wie es heißt, hat die Polizei Jan Philipp Reemtsma unmittelbar nach der Festnahme Drachs vor zehn Wochen persönlich über den Fahndungserfolg informiert, noch bevor die ersten Medienberichte erschienen waren.