Die Zahl der Kölner Apotheken ist im Sinkflug. Besonders häufig sind Filialen betroffen.
Kostendruck und PersonalmangelIn Köln schließen immer mehr Apotheken

Die Chlodwig Apotheke am Chlodwigplatz hat im Juni geschlossen.
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Drei Kölner Apotheken haben im Juni innerhalb weniger Wochen geschlossen. Die Chlodwig-Apotheke, die Nibelungen-Apotheke und die Flora-Apotheke sind Filialen verschiedener Inhaber. Apothekenschließungen nehmen deutschlandweit zu, in Köln ist es besonders drastisch, berichtet Thomas Preis, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. „Mit einem Rückgang von 15 Apotheken im Kölner Regierungsbezirk im ersten Halbjahr 2023 wurde der Rückgang von 14 des gesamten Vorjahres 2022 zur Jahresmitte bereits jetzt übertroffen“, sagt Preis, „wir blicken sehr besorgt auf den Rest des Jahres“.
Vor allem Filialen seien häufig von Schließungen betroffen, beobachtet er. Ein Grund sei der gestiegene Absatz an Krankenkassen. „Die Vergütungspolitik ist ein riesengroßes Problem“, sagt Rainer Schulte, der die Chlodwig-Apotheke in der Südstadt schließen musste. Auch Heinz-Jürgen Weinberg von der ehemaligen Nibelungen-Apotheke in Mülheim nennt als Hauptgrund, dass Apotheken seit Februar einen höheren Abschlag an die Krankenkassen zahlen müssen. Waren es vorher 1,77 Euro pro rezeptpflichtigem Fertigarzneimittel, sind es nun 2 Euro. Die Maßnahme soll die Krankenkassen entlasten, doch geht das auf Kosten der Apotheken.
Wo kein Ärzte sind, ergibt auch eine Apotheke wenig Sinn
Oliver Dubben, der seine Flora-Apotheke in Nippes geschlossen hat, gibt ebenfalls an, dass sich die Filiale schlichtweg nicht mehr rentiert habe. „Wenn es sich um Filialen handelt, können die Inhaber meistens nicht selbst vor Ort sein, entsprechend sind sie auf angestelltes Personal angewiesen“, sagt Preis. Doch das sei in Verbindung mit den höheren Kosten durch den erhöhten Abschlag, Inflation und Mehrarbeit durch Lieferengpässe immer öfter nicht mehr finanzierbar.
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Thomas Preis ist Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. (Archivbild)
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Außerdem sind Apotheken immer auf naheliegende Arztpraxen angewiesen. „Ärztliche Verordnungen machen rund 50 Prozent des Absatzes und 80 Prozent des Umsatzes aus“, so Preis. Doch die Zahl der niedergelassenen Ärzte nehme laut ihm ab. Fallen die Kunden weg, die direkt von der Arztpraxis kommen, bedeutet das große Einbuße. „Es sind keine Ärzte mehr im Haus“, sagt Dubben von der Flora Apotheke, „dadurch ist am Ende des Monats einfach nicht mehr genug übrig geblieben“.
Personalmangel treffe Kölner Apotheken besonders stark
Auch die Chlodwig-Apotheke hätte deshalb schon länger keinen Mindestumsatz mehr erzielt. „Eigentlich hätten wir schon viel früher schließen müssen, aber was passiert mit dem Personal?“, fragt Rainer Schulte. Da er kürzlich die Uhlen-Apotheke in Nippes übernommen hat, musste er nun kein Personal entlassen, sondern konnte sie auf seine Filialen verteilen. Auch das ursprüngliche Personal der Uhlen-Apotheke habe er übernehmen können.
Das passe gut, denn ein weiterer Grund für die Schließung der Chlodwig-Apotheke sei Personalmangel gewesen. Bei den anderen beiden Apotheken habe das zwar keine Rolle gespielt, doch Thomas Preis berichtet von einem anhaltenden Problem: „Eine offene Stelle zu besetzen dauert durchschnittlich ein halbes Jahr“. Fachkräftemangel sei ein grundsätzliches Problem, doch Apotheken seien besonders betroffen. Denn es müsste immer pharmazeutisches Fachpersonal sowie eine Apothekerin oder ein Apotheker vor Ort sein. Mit Aushilfen könnte deshalb nicht gearbeitet werden.