Köln – Die städtische Verkehrsdezernentin Andrea Blome hat die Landesregierung am Mittwoch unverzüglich über den Ratsbeschluss von Dienstagabend zur Ost-West-Achse der Stadtbahn informiert. Ob U-Bahn-Tunnel zwischen dem Heumarkt und dem Aachener Weiher oder oberirdischer Ausbau der Trasse für die Linie 1 – für welche Variante auch immer sich die Fraktionen später entscheiden werden, Zuschüsse aus Düsseldorf und Berlin sind im Rathaus fest eingeplant.
Insofern ist Blomes Mitteilung an Landesverkehrsminister Hendrik Wüst vor allem als eine Geste der Höflichkeit zu verstehen; Grund zur Eile besteht angesichts der langen Planungsfristen erst einmal nicht. Um es vorweg zu sagen: Nach grober Schätzung dürften bis zur Eröffnung einer neuen U-Bahn noch rund zwei Jahrzehnte vergehen.
Tunnel würde 750 Millionen Euro kosten
„Es freut mich, dass ein Kompromiss gefunden wurde, der es der Verwaltung ermöglicht die konkreten Planungen aufzunehmen, auch wenn der Vorschlag der Verwaltung nicht unverändert beschlossen wurde“, sagte Blome am Mittwoch. Die mit den Stimmen des schwarz-grünen Bündnisse sowie der Wählergruppe „Gut“ erfolgte Entscheidung sieht zudem vor, auf der Aachener Straße zwischen Weiden und der Innenstadt eine Express-Buslinie einzurichten.
Und so schnell wie möglich sollen schon mal die Bahnsteige der Linie 1 für längere Züge mit Platz für 550 Fahrgäste (derzeit 380) erweitert werden. Schnell geht bei derartigen Vorhaben allerdings gar nichts. Die Vergabe des Planungsauftrags an ein externes Büro werde kaum vor 2020 erfolgen, teilte Stadtsprecher Jürgen Müllenberg mit.
Die Planer sollen nicht nur eine technische Entscheidungsgrundlage liefern, sondern auch eine etwas genauere Kostenschätzung. Die Summen, die derzeit genannt werden, dienen lediglich als grober Anhaltspunkt. Demnach würde ein Tunnel 750 Millionen Euro kosten, ein oberirdischer Ausbau 250 Millionen Euro.
Arbeiten könnten frühestens 2027 beginnen
Die Untersuchungen sollen 2022, möglicherweise erst 2023 vorliegen. Dann muss sich der Stadtrat für eine der beiden Varianten entscheiden. Erst danach kann die Verwaltung Fördergelder beantragen, die bis zu 80 Prozent der Ausgaben betragen. Zeitgleich startet das Genehmigungsverfahren für die Umgestaltung der Ost-West-Trasse bei der Bezirksregierung. Dessen Dauer lässt sich schwerlich abschätzen.
Denn Anwohner haben die Möglichkeit, gegen die Planung zu klagen. Wie viel Jahre in einem solchen Fall bis zu einem rechtskräftigen Urteil vergehen werden, ist von der Arbeitsbelastung der Verwaltungsgerichte abhängig.
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Nach einer europaweiten Ausschreibung könnten die Arbeiten für einen oberirdischen Ausbau laut Verwaltung wohl frühestens 2027 beginnen. Ein Tunnelbau könnte 2031 starten, sofern die Vorbereitungen ohne größere Probleme verlaufen. Über dessen Dauer lasse sich allenfalls spekulieren, heißt es im Rathaus. Der Untergrund im Stadtzentrum befindet sich voller Überreste aus der Römerzeit.
Auch die Archäologen reden mit
Letztlich werden also auch die Archäologen den Zeitplan beeinflussen. Möglicherweise könnten die Verkehrs-Betriebe den knapp vier Kilometer langen U-Bahn-Abschnitt in der zweiten Hälfte des übernächsten Jahrzehnts eröffnen, vielleicht aber auch erst nach 2040.
Für die Zwischenzeit will die Verwaltung die Bahnsteige der Linie 1 für längere Stadtbahnzüge umbauen lassen. Die KVB AG hat im vorigen August den Kauf von 62 Niederflurbahnen mit einer Länge von 60 Metern ausgeschrieben. Die werden mit einem kürzeren Zug gekoppelt.
Die Auslieferung der Serienfahrzeuge ist ab Mitte 2023 vorgesehen. Ob die längeren Bahnen dann zur Fußball-Europameisterschaft 2024 einsetzt werden können, ist ungewiss. Wer wollte garantieren, dass sämtliche Bahnsteige zwischen Bensberg und Weiden bis dahin umgebaut sind?