Ärger in KölnWas Corona jetzt für Hallen und Großveranstaltungen bedeutet
- Die Absage der „Ehrlich Brothers“ am Wochenende sorgte wie das Zuschauerverbot bei FC und Fortuna Köln für Verärgerung bei den Veranstaltern.
- Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena, sagt, die Orientierung am Inzidenz-Wert sei nicht logisch.
- Die kritisierte Stadt verweist auf die NRW-Schutzverordnung und die Zahl der Zuschauer.
Köln – Das kurzfristige Aus für Zuschauer bei geplanten Großveranstaltungen in Köln am vergangen Wochenende – so der Spiele des 1. FC Köln und des SC Fortuna sowie der Auftritt der „Ehrlich Brothers“ in der Lanxess-Arena – haben für Verwirrung und Verärgerung bei Veranstaltern wie bei den Besuchern gesorgt.
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„Die Frage kann doch nicht sein, wie viele Zuschauer ich habe, sondern ob ich für meine Veranstaltung ein sicheres Konzept habe oder nicht“, sagt Stefan Löcher, der Geschäftsführer der Lanxess-Arena. Sich dabei nur auf den Inzidenz-Wert zu verlassen, sei nicht logisch, zumal es laut Corona-Schutzgesetz bei einem Wert bis zu 35 eine Ermessens-Entscheidung sei. „Erst bei 50 steht die Ampel auf Rot.“ Und die Ansage, dass eine Zaubershow „nicht vor Publikum stattfinden“ könne, sei doch regelrecht schwachsinnig. Aber das „spiegelt auch die Perspektivlosigkeit unserer Branche wider“.
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„Luft in weniger als einer halben Stunde ausgetauscht“
Es gehe sehr wohl um die Zahl der Zuschauer, teilte die Stadtverwaltung am Montag mit. „Bei Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern hat das Gesundheitsamt vor Erteilung der Genehmigung das Einverständnis des NRW-Gesundheitsministeriums einzuholen“, so eine Sprecherin der Stadt. Über dieser Grenze lagen am Wochenende eben die Spiele des FC und der Fortuna sowie das Gastspiel der Ehrlich Brothers in der Lanxess-Arena.
Das Landeszentrum für Gesundheit habe für den vergangenen Samstag eine Inzidenzzahl von über 35 prognostiziert. Damit sei es für das Gesundheitsamt unumgänglich gewesen, die Genehmigung für Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern zu widerrufen, so die Erklärung der Stadt. „Dies ist in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium erfolgt.“
Dabei arbeite die Arena nur mit erfahrenen Veranstaltern zusammen, so Stefan Löcher „Die halten sich genau an die bestehenden Hygiene-Vorschriften, bei denen läuft vor und hinter den Kulissen doch alles zivilisiert ab.“ Auch die Arena selbst habe ein „sehr sicheres Konzept. In weniger als einer halben Stunde haben wir die gesamte Luft in der Halle ausgetauscht.“
Mehrere Konzerte geplant
In den nächsten Wochen sind gleich mehrere Konzerte im Rahmen der Reihe „Arena Now“ geplant. Etwa mit Hundetrainer Martin Rütter (24. September), Rapper Luciano (2. Oktober) oder dem Swing-Sänger Tom Gäbel (4. Oktober). In dieser Reihe hat es zu Coronazeiten inzwischen bereits mehr als 40 Veranstaltungen gegeben. Allerdings wurde die Maximal-Zuschauerzahl von 2400 nur wenige Male erreicht. Mit Besucherzahlen in dieser Größenordnung kalkuliere man auch mit einem Brings-Konzert am 10. November oder einer möglichen Sessionseröffnung mit den Traditionskorps und anderen Karnevalsgesellschaften am 11.11. „Zu beiden Veranstaltungen laufen noch die Gespräche“, so der Hallenchef. Auf noch mehr Besucher – bis zu 6600 Fans – hofft Löcher bei den beiden ATP-Tennis-Turnieren vom 11. bis zum 25. Oktober, bei den US-Open-Finalist Alexander Zverev und der englische Grand-Slam-Sieger Andy Murray aufschlagen werden.
Zahlen, von denen die anderen Veranstalter in der Stadt nur träumen können. Am Tanzbrunnen, wo die Open-Air-Saison jetzt beendet ist, wurden in den vergangen Wochen laut Köln-Kongress-Chef Bernhard Conin bei 23 Veranstaltungen 22 000 Besucher gezählt. Selbst Kasalla (einmal 1450, einmal 850 Zuschauer), Cat Ballou (850) oder die Beer Bitches mit Carolin Kebekus (980) waren bei weitem nicht ausverkauft. Als Publikumsrenner entpuppte sich Stand-Up-Comedian Felix Lobrecht, der zweimal jeweils gut 1700 Fans anlockte.
Für die weiteren Köln-Kongress-Locations Gürzenich, Flora, Theater am Tanzbrunnen und Kristallsaal ist Conin zunächst eher pessimistisch. Da werde durch die Absage von Karnevalssitzungen (insgesamt 115 waren in den vier Sälen geplant) erst mal alles auf Null gesetzt. Nun wolle man alle Kunden anschreiben und über neue Konzepte reden. Conin: „Ob wir anstelle von 1340 Gästen nur 550 an Längstischen oder 350 an Rundtischen in den Gürzenich lassen dürfen, ist noch offen. Bei Stuhlreihen für irgendwelche Formen von »besonderen Konzertveranstaltungen« oder »karnevalistischen Kulturveranstaltungen« kann ich auch 1000 Leute reinlassen.“
Entscheidung über Stunksitzung steht noch aus
Allerdings müsse für jede Veranstaltung ein Konzept beim Gesundheitsamt eingereicht werden. Und das sehe halt für ein Hämchen-Essen mit kleinem Programm anders aus als für eine Fernseh-Sitzung. Doch auch Conin weiß: „Großveranstaltungen, wie man sie in Köln gewöhnt war, wird es erst einmal nicht mehr geben. Viele Leute gehen gar nicht hin, weil sie Angst haben. Das geht im Winter erst richtig los.“
An den Winter denkt man im E-Werk noch nicht. Denn die Entscheidung des Stunksitzung-Ensembles aus, ob und in welcher Form deren Show ablaufen wird, steht noch aus. Derzeit gilt noch das vom Gesundheitsamt abgesegnete Konzept mit 490 Plätzen in Stuhlreihen, das mit Vorstellungen des Scala-Theaters und zuletzt einem dreitägigen Festival „Stunk & Freunde“ erprobt wurde.
Dennoch rechnet E-Werk-Betreiber Willy Wirtz bis Ende des Jahres mit einem Umsatzverlust von vier bis fünf Millionen Euro, auch wenn einige Konzerte nur noch in einer Sparversion stattfinden. So auch nach derzeitigen Stand das lange ausverkaufte Gastspiel von Brings an diesem Samstag. „Allerdings machen wir statt einem nun zwei Konzerte hintereinander“, sagt Wirtz. „Falls nicht noch die städtischen Ämter dazwischen funken. Deren Entscheidungen mögen zwar richtig sein, aber die Kurzfristigkeit ist ärgerlich.“ Beide Brings-Konzerte sollen ebenfalls vor je 490 Fans stattfinden.