- Anders als etwa in der Lanxess-Arena dürfen in der Kölner Philharmonie weiterhin Großveranstaltungen stattfinden.
- Die Besucher müssen anders als in Oper und Schauspiel eine Maske tragen. Dennoch gibt es große Kritik an den Anti-Corona-Regeln in der Philharmonie.
- Intendant Louwrens Langevoort verteidigt sich nun gegen die Kritik: „Wir dürfen das hier so machen, also machen wir es auch so“.
Köln – Die Anti-Corona-Praxis der Kölner Philharmonie – genauer: das für die dort stattfindenden Konzerte etablierte Hygienekonzept – stößt bei etlichen Besuchern auf Kritik. Was für die Intendanz deshalb relevant ist, weil offensichtlich auch einige treue Konzerthörer fürs Erste auf den Erwerb von Abos und Tickets verzichten wollen. Zu in Leserbriefen an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ formulierten Vorbehalten kommen Einwände, die Konzertbesucher auch beim Betreten oder Verlassen des Hauses spontan äußerten.
Sie erklären zugleich die von der Philharmonie selbst beklagte Zurückhaltung des Publikums angesichts der ersten Livekonzerte nach dem weitreichenden pandemie-bedingten Lockdown zwischen März und dem Beginn der neuen Saison. Die Kritik gilt mehreren Aspekten, einige Beschwerden werden aber immer wieder geäußert.
Häufiger wird moniert, dass trotz der beschränkten Anzahl der derzeit belegbaren Sitze in der Philharmonie – es sind tausend bei einer Kapazität von 2100 – Besuchergruppen dennoch „im Pulk“ und ohne nennenswerten, dabei aber eben durchaus möglichen Abstand zu seitlichen, vorderen und hinteren Nachbarn platziert würden. Dies sei zumal deshalb unzumutbar, da viele Philharmonie-Besucher ob ihres fortgeschrittenen Alters nun eindeutig zur Corona-Risikogruppe gehörten.
Kein Maskenzwang in Oper und Schauspiel
Dieses Argument wird trotz der im Hygienekonzept der Philharmonie vorgesehenen Maskenpflicht vorgebracht, die viele zugleich als äußerst lästig empfinden. Bei einer breiteren Streuung der Sitzplatz-Belegungen werde es, so ist zu hören, auch möglich sein, auf das vom Foyerteam streng überwachte Anlegen des Mund/Nasenschutzes selbst während der Aufführung zu verzichten. In Oper und Schauspiel sei der Maskenzwang während der Vorstellung ebenfalls suspendiert. „Wenn die Belegungspraxis der Kölner Philharmonie sich nicht ändert“, heißt es in einem Leserbrief, „werden wir vom Konzertbesuch Abstand nehmen und auch unseren Bekanntenkreis in dieser Hinsicht informieren.“
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Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort hat im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Verständnis für den Unmut über die corona-bedingten Einschränkungen, weist ihn aber zugleich zurück: „Ich bin erstaunt darüber, dass etliche Leute die Gesetze besser zu kennen glauben als diejenigen, die sie ausführen. Wenn die Corona-Schutzverordnung sagt: Wir dürfen das in der Philharmonie so machen, dann machen wir es auch so.“ Man habe das zusammen mit dem Gesundheitsamt entwickelt und sei da auf der sicheren Seite. Die Unabhängigkeit des philharmonischen Hygienekonzepts vom aktuellen Inzidenzwert – ein Unterschied etwa zu demjenigen der Lanxessarena – begründet Langevoort damit, „dass bei uns eben keine Großveranstaltungen, sondern Konzerte stattfinden“.
Rückkehr zur Distanzregelung?
Wer in der Philharmonie „separat“ sitzen wolle, habe jede Möglichkeit dazu: „Er muss es uns, das habe ich schon im ersten Konzert gesagt, nur mitteilen.“ Die nächsten Konzerte würden, kündigt Langevoort an, sowieso mit jeweils einem leeren Platz zwischen den Besuchergruppen angeboten. Was aber dadurch erschwert werde, „dass viele Abonnenten dort sitzen wollen, wo sie immer schon gesessen haben.“
Wie wäre es mit einer Rückkehr zur Distanzregelung, wie sie im Juni stand – mit Abständen von jeweils vier Sitzen und mit abwechselnd besuchten und leeren Reihen? „Dann können Sie nur noch 400 Plätze besetzen und keine Konzerte mehr machen.“ Auf der anderen Seite machten die geringeren Abstände das als „dringende Empfehlung“ ausgegebene Maskentragen im geschlossenen Raum de facto unausweichlich.
Und das ist zumutbar? „Mich stört die Maske nicht“, konstatiert Langevoort: „Ich bin neulich viereinhalb Stunden im Zug von Berlin nach Köln mit Maske gefahren. Das war länger als ein Konzert.“ Der Anteil der Abo-Kündigungen ist nicht hoch: „80 Prozent der Bezieher der noch bestehenden Abos haben verlängert“, so der Intendant.