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Kölner Stimmen zur Absage„Wer Karneval liebt, sollte am 11.11. zu Hause bleiben“

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(Symbolbild)

  1. Die Kölner Karnevalisten zeigen sich erleichtert, dass Sitzungen, Bälle und Züge abgesagt wurden.
  2. „Jetzt haben wir Rechtssicherheit“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn.
  3. Freude herrscht darüber, dass jetzt auch Karnevalsvereine Geld beantragen können. 50 Millionen Euro stehen bereit.

Köln – „Wer Karneval liebt, sollte am 11.11. zu Hause bleiben“, sagt Ralph Schlegelmilch, Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft, für den eigentlich dieser Tag der alljährliche Höhepunkt der Session ist. Denn seine KG veranstaltet die Sessionseröffnung auf dem Heumarkt. Aber der vermeintliche Widerspruch macht deutlich: die Repräsentanten des Karnevals haben verstanden. Gesundheit geht vor und die Corona-Krise zwingt sie zu klaren Aussagen in erstaunlicher Einmütigkeit. „Formate, wie wir sie kennen, sind unmöglich“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn als Sprecher einer Delegation von Karnevalisten aus dem ganzen Land, die am Freitagabend mit der Staatskanzlei in Düsseldorf den Rahmen absteckte, für das, was geht im Corona-Karneval.

Sitzungen, Bälle, Partys, Züge – all das geht nicht. „Jetzt haben wir Rechtssicherheit“, sagt Kuckelkorn, „das macht den Weg frei, kreativ zu werden, das Herz des Fastelovend wieder auszupacken, völlig anders, völlig neu.“ Bei dieser Chance, Neues zu gestalten, müsse man auch die Künstler mit einbeziehen, ergänzte sein Düsseldorfer Kollege Stefan Kleinehr. Und die Bonner Amtskollegin Marlies Stockhorst freut sich besonders darüber, dass das Heimatministerium die Unterstützung des „Sommerbrauchtums“ auf den Karneval ausgedehnt hat: auch Karnevalsvereine können jetzt Gelder beantragen – 50 Millionen Euro stehen bereit.

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Schlegelmilch jedenfalls hat schon eine Lösung: „In Absprache mit dem WDR werden wir die Sessionseröffnung aus der Innenstadt in die Wagenbauhalle des Festkomitee am Maarweg verlegen. Das ist eine tolle Kulisse für fünfeinhalb Stunden Live-Musik. Es gibt kein Publikum, aber die Jecken können den 11.11. wunderbar zu Hause feiern.“ Und auch andere Karnevalisten äußern sich zu den Entscheidungen.

Dino Massi, Präsident Prinzen-Garde: Endlich haben wir Klarheit. In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir doch schon alle möglichen Szenarien durchgespielt. Das kann man jetzt sein lassen. Als Prinzen-Garde hingen wir ja in vielen Verträgen drin – und wir waren in unserer gesamten Historie nie vertragsbrüchig. Nun gilt es, die Gesundheit der Menschen zu achten, neuartige Feiern zu entwickeln, um den Künstler weiterhin Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Das fangen wir nun an zu planen, denn gar nicht machen, geht doch nicht. Schließlich sind wir Karnevalisten.

Henning Krautmacher, Höhner: Wir müssen jetzt nicht alle verwundert tun. Dass es eine erste Entscheidung gibt, ist gut und richtig. Die Zahlen der Infizierten schnellen wieder in die Höhe. Das war zu erwarten. Was den Karneval angeht, wird es sicher die eine oder andere kleinere Veranstaltung geben. Da hoffen wir, auch gefragt zu werden. Mit mehr als zehn bis 15 Prozent der bislang knapp 300 Auftritte in der Session können wir kaum rechnen. Für alle im Hintergrund ist es eine viel größere Katastrophe – für Techniker, Caterer, Saalvermieter. Auch kleine Vereine werden Probleme bekommen. Wir wollen die Idee weiterverfolgen, in der Session irgendwo ein Zirkuszelt aufzustellen – mit knapp 1000 jecke Gästen in Stuhlreihen. Und bei solch einem Fastelovends-Zirkus – das Zelt könnte jeden Tag von einer anderen KG bespielt werden – erwartet auch kein Besucher, dass er eine „kalte Ente“ am Tisch serviert bekommt.

Hans-Georg Haumann, Präsident Ehrengarde: Die Absage war zu erwarten und daher haben wir damit kein großes Problem. Es dient dem Schutz unserer Gäste und Mitglieder. Wir haben innerhalb unseres Korps einige Arbeitskreise, die sich mit den Möglichkeiten einer alternativen Session beschäftigt haben. Das werden wir nun intensivieren. Wahrscheinlich läuft es vorrangig auf vereinsinterne Veranstaltungen hinaus. Einen Regimentsappell ohne Gäste kann ich mir vorstellen. Ich halte es für vernünftig, mal eine Session lang die Füße still zu halten.

Guido Cantz, Büttenredner: Es ist ein komisches Gefühl, aber die Entscheidung ist richtig. Man darf eine Pandemie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dabei erinnere ich mich an meine ersten Auftritte im Karneval. Das war 1991, als wegen des Golfkrieges der Rosenmontagszug ausgesetzt wurde. Sitzungen und Saalveranstaltungen konnten aber stattfinden. Daher ist das jetzt ein Einschnitt. Ich glaube, dass es kleinere Veranstaltungen geben wird, und auf denen trete ich gern auf. Es wird definitiv einen „leise Session“, die den Redner in die Karten spielt. Denn Sitzungen mit Party-Charakter sind nicht gewollt. An die Zahlen einer normalen Session wird keiner rankommen. Da muss man sich Alternativen überlegen. Vielleicht schreibe ich ein neues Buch.

Michael Gerhold, Präsident Nippeser Bürgerwehr und Chef einer Künstleragentur: Es ist eine Vernunftentscheidung. Dass man auf die Corona-Pandemie Rücksicht nehmen muss, ist klar. Aber dass unser Herz für den Karneval schlägt, ist auch klar. Die Entscheidung aus Düsseldorf gibt Sicherheit. Jetzt warten wir darauf, dass gesagt wird, was geht. Karnevalistische Kulturveranstaltungen in unterschiedlichsten Formen kann ich mir gut vorstellen. Jetzt ist jeder gezwungen, mal aus der Komfortzone herauszukommen. Für viele Künstler ist das aber einfach nur bitter. Da geht zwölf Monate Arbeit mal locker in den Schredder. Das tut weh. Auch dass der Dienstagszug in Nippes nicht in der gewohnten Form zu machen ist, war uns schon länger bewusst. Aber da arbeiten wir noch an einem Plan B, einer Möglichkeit der Brauchtumspflege. Für solch eine sichere Lösung gibt es große Gelände nördlich von Nippes, beispielsweise die Pferderennbahn.

Bernd Stelter, Büttenredner und Kabarettist: Die Entscheidung ist völlig richtig. Die Karnevalsvereine und vor allem die kleineren, brauchen so eine Planungssicherheit. Mit so einem Verbot geht der Karneval nicht pleite. Auch einem Alkoholverbot an den entsprechenden Tagen kann ich gut zustimmen. Natürlich gehen Veranstaltungen mit 1500 Besuchern im Gürzenich oder mit 10.000 Jecken in der Arena derzeit gar nicht. Solche Veranstaltungen kann man verbieten, den Fastelovend jedoch nicht. Da wird man andere und kleinere Wege finde. Und was Kreativität angeht, waren die Kölschen doch immer gut.