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In Koffer gefundenKölner Zoo rettet mehr als 100 geschmuggelte Tiere

Lesezeit 3 Minuten
Weichschildkröte phot. T. Ziegler

Eine der vier seltenen Weichschildkröten überlebte die Tortur des Schmuggels nicht.

Köln – Zollmitarbeiter des Münchener Flughafens entdeckten die mehr als 100 kleinen Tiere im Koffer eines Reisenden aus Thailand: Vier seltene Schildkröten, verschiedene Frösche und etliche Kaulquappen, eingepfercht in einem guten Dutzend Plastikbehälter mit Wasser und einem bisschen Grün, wollte der Mann nach Deutschland schmuggeln. Der Zoll reagierte schnell, beschlagnahmte die Exoten, brachte sie zu einer Münchener Auffangstation, die wiederum den Kölner Zoo kontaktierte. Die Mitarbeiter dessen Terrariums sind anerkannte Amphibienexperten. In Köln werden die empfindlichen Tiere nun aufgepäppelt.

Nyctixalus phot. T. Ziegler (3)

Auch ein Zimtbaumfrosch war unter den geschmuggelten Tieren.

Die meisten von ihnen konnten gerettet werden, für manche kam die Hilfe zu spät. Eine der Weichschildkröten und einige Kaulquappen haben die stundenlange Tortur der Flugreise von Thailand nach Deutschland nicht überlebt. Wegen des Sauerstoffmangels in den Plastikbehältern waren sie derart angeschlagen, dass sie selbst die Kölner Spezialisten nicht retten konnten, erklärt Thomas Ziegler, Kurator des Aquariums, der vor kurzem für seine Forschungsarbeit im Kölner Zoo den Albertus-Magnus-Lehrpreis der Biologiestudierenden der Universität Köln erhielt. Die anderen Tiere werden überleben, sagt Ziegler. Sie müssen nun noch einige Wochen in Quarantäne bleiben. Der Schmuggler hat die Tiere in Thailand wohl mit einem Kescher aus verschiedenen Teichen gefangen, um sie selbst zu züchten und zu verkaufen, vermutet Ziegler.

Viele beschlagnahmte Tiere landen im Kölner Zoo

Die Rettung der Schildkröten, Frösche und Kaulquappen ist für den Zoo weit mehr als reine Tierliebe. „Wenn es uns gelingt, seltene Tiere aus solchen Beschlagnahmungen aufzupäppeln, können daraus Erhaltungszuchtprogramme entstehen“, sagt Ziegler. „So ethisch verwerflich der Schmuggel sein mag, das ist auch eine Chance für Zoos.“ Ziegler und seine Mitarbeiter gehen die Sache dabei hochwissenschaftlich an. Die Tiere werden genau untersucht, ihnen werden Genproben entnommen, die an weitere Spezialisten in ganz Europa geschickt werden, um die genauen Arten zu bestimmen, was bei den zumeist sehr jungen Tieren oft schwierig sei.

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Ruderfroschlarven phot. T. Ziegler

In solchen und ähnlichen Plastikbehältnissen wurden die Tiere geschmuggelt.

Mitunter ist manche lebende Schmuggelware der Wissenschaft bislang sogar unbekannt. Deshalb investiert der Kölner Zoo auch „Tausende Euro“ in solche Untersuchungen, sagt Ziegler. Denn die Chance, eine neue Art zu entdecken oder eine bedrohte gezielt zu züchten und in freier Wildbahn wieder anzusiedeln, sei durchaus gegeben. Experte Ziegler hat in den vergangenen Jahren bereits 103 Arten entdeckt und als erster wissenschaftlich beschrieben.

Kölner Zoo: Tierschmuggel nimmt immer weiter zu

„Der Tierschmuggel nimmt immer weiter zu“, weiß Ziegler. Das sieht er allein schon am Bestand im Kölner Zoo: „25 Prozent unserer Reptilien stammen aus Beschlagnahmungen.“ Manchmal sind es nicht nur wenige Millimeter oder Zentimeter kleine Winzlinge wie die nun in München konfiszierten, die den Zoo erreichen. 2011 erregte ein Fall in einem Hotel an der Hohe Straße Aufmerksamkeit: Im Gepäck von zwei Japanern und einem Chinesen fand die Polizei Hunderte Schlangen, Schildkröten und Geckos.

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Dem Hotelier waren die extrem großen Koffer der Gäste, die auf dem Weg zu einer Reptilienmesse waren, aufgefallen. Die Polizei zog die Zoo-Experten hinzu, die nach Angaben Zieglers gerade auf einer Weihnachtsfeier waren. „Wir mussten in dem Gepäck wühlen und wussten nicht, ob die Tiere vielleicht giftig waren“, erinnert sich Ziegler. Auch diese Geschöpfe konnten Ziegler und seine Leute retten. Einige davon sind nun im Terrarium des Zoos zu sehen, etwa die Borneo-Flussschildkröten.