Mit dem Projekt sollen historische Ereignisse erlebbar gemacht und die Wahrnehmbarkeit evangelischen Gemeindelebens erhöht werden.
Evangelisches Wirken und Leben in KölnZwei neue Stationen der „Via Reformata“ eingeweiht und vorgestellt
Mit knapp 250 000 Mitgliedern Ende 2022 stellt die evangelische Gemeinde im Gebiet des Kirchenverbands Köln und Region eine Minderheit unter den Christen dar – dabei umfasst die Geschichte der protestantisch-reformatorischen Kirche in Köln bereits 500 Jahre.
Ein begehbares Projekt der evangelischen Kirche Köln und Region soll für alle Interessierten nun dessen bedeutende historische Ereignisse erlebbar machen und die Wahrnehmbarkeit evangelischen Gemeindelebens erhöhen. Mit der „Via Reformata“ werden dabei – begrenzt auf den linksrheinischen und mittelalterlichen Teil des historischen Stadtkerns – zwölf Orte hervorgehoben, an denen sich „evangelisches Wirken und Leben besonders deutlich abgespielt“ hat, wie Stadtsuperintendent Bernhard Seiger am Dienstagmittag vor der Dominikanerkirche St. Andreas hervorhebt.
Startpunkt der Via Reformata in Köln mit geschichtlichem Hintergrund
In seiner Begrüßungsrede richtet das prominente Mitglied der evangelischen Gemeinde das Wort an rund 30 Gäste aus Wissenschaft, Stadtgesellschaft sowie Politik und Kirchen – darunter auch Kölns katholischer Stadtdechant Robert Kleine – als er am Startpunkt der Via Reformata an der Komödienstraße das Konzept dieser evangelischen Route durch Köln beschreibt. So steht die erste Station auf den Spuren der Protestantinnen und Protestanten in Köln bewusst an der Stelle, wo um das Jahr 1520 die ersten von Humanismus und dem Geist der Reformationsbewegung in Wittenberg geprägten Reden und Vorträge öffentlich vorgetragen worden sind.
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Denn der Standort der alten Universität war damals die heutige Straße Andreaskloster. „Diese städtische Kölner Universität, die vierte auf dem Gebiet des historischen Deutschen Reichs und erste, die nicht durch Fürsten oder Kirchen gegründet worden war, bestand aus vier Fakultäten“, erläutert der emeritierte Kölner Theologieprofessor Siegfried Hermle vor Ort, „neben der philosophischen, der juristischen und der medizinischen gab es eben auch die theologische Fakultät.“
Über Schildergasse, Cäciliengasse bis zum Kölner Heumarkt
Eine quadratische Bodenplatte mit Stelen und einer Messingkugel, die jeweils die Stations-Ziffer anzeigt, besitzt jeder der zwölf Stopps auf der Via Reformata. Namen und Hinweise auf das Geschehen vor Ort geben den Stationen jeweils einen individuellen Charakter und Hinweise auf das Geschehen.
An Station 1 ist der spätere Märtyrer und frühe reformistische Denker Adolf Clarenbach aufgeführt. Im August 1514 hatte er sein Studium der Theologie an der Universität zu Köln aufgenommen. Bis zu seinem Tod 1529 auf Anordnung der Inquisition aufgrund seines Wirkens als evangelischer Reformator hatten viele Menschen in Köln den Geist des Humanismus und die Reformthesen des Martin Luther auch durch ihn vernommen.
Auch die weiteren Stationen machen aufmerksam auf Schlüsselmomente im Prozess der Spaltung der Kirchen, etwa auf dem Roncalliplatz neben dem Dom, wo 1520 Luther durch katholische Geistliche öffentlich verdammt und zahlreiche Schriften der Reformationsbewegung verbrannt worden waren. Über Schildergasse, Cäciliengasse und zum Heumarkt erstreckt sich die Via Reformata weiter, bis hin zu den Stationen zehn bis zwölf auf Höhe von An St. Katharinen und Kartäusergasse in der Südstadt.
Zusammenarbeit zwischen katholischer und evangelischer Kirche in Köln
„Von Anfang an ist dieses Projekt als Beitrag zur Ökumene gedacht und geplant“, betont Bernhard Seiger am Dienstag. Die ehemals trennenden Gräben zuzuschütten, und als katholische und evangelische Kirche vertrauensvoll und partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, das sei das Ziel der Via Reformata. Auch Robert Kleine sieht das so. „Gerade in der heutigen Zeit mit Despoten und Einschränkungen von Freiheiten ist es zwingend die Aufgabe beider Kirchen, als geeinte Verfechterinnen von demokratischen Grundrechten wie Meinungs-, Glaubens- und Informationsfreiheit zu wirken und wahrgenommen zu werden“, so der Stadtdechant.
Beide Geistliche sprechen sich in Köln dafür aus, dass die Jahrhunderte alte, aber kirchenrechtlich noch immer gültige gegenseitige Ächtung aufgehoben werden sollte. Mehr als entsprechende Zeichen dafür in Richtung Rom könnten die katholischen und evangelischen Gemeinden aus Köln und der Umgebung dazu allerdings nicht senden. Bis dahin können sich aber viele Menschen durch Mehrung von Wissen auf der Via Reformata diesem Ziel anschließen.
Weitere Informationen im Internet unter www.via-reformata.de.